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Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids

Titel: Huckleberry Finn - Walbreckers Klassiker fuer Kids
Autoren: Dirk Walbrecker
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Kapitel 1
    Mein entsetzlich ordentliches Leben
    bei der Witwe Douglas
    Mein Name ist Huckleberry Finn, und ihr kennt mich wahrscheinlich noch nicht – außer ihr habt „Tom Sawyers Abenteuer“ gelesen. Dieses Buch hat ein gewisser Mark Twain geschrieben. Und der hat alles genau so erzählt, wie Tom und ich es erlebt haben – jedenfalls fast so. Das Ende von der Geschichte kann ich euch ja verraten: Tom und ich fanden eine Riesensumme Geld, die Räuber in einer Höhle versteckt hatten. Als Belohnung bekamen wir dafür sechstausend Dollar. Jeder von uns und in Gold.
    Und von da an hat sich mein Leben total verändert: Der Richter Thatcher nahm das Geld in seine Obhut, verlieh es gegen Zinsen und zahlte mir jeden Tag einen Dollar in bar. Die alte Witwe Douglas adoptierte mich, steckte mich in piekfeine Kleidung und versuchte, mir anständige Manieren beizubringen. Eine Zeitlang machte ich das mit, aber dann hielt ich's nicht mehr aus. Ich haute ab, stieg wieder in meine zerlumpten Klamotten und lebte wie früher in meinem Zuckerfass. Da jedoch stöberte mich Tom Sawyer auf. Er erzählte mir von seinem Plan, eine Räuberbande zu gründen. Und er versprach, mich aufzunehmen, wenn ich zur Witwe zurückkehren würde.
    Was blieb mir anderes übrig? Ich also wieder rein in die feinen Kleider. Jeden Tag dreimal pünktlich zur Mahlzeit. Als Vorspeise immer ein Gebet und als Nachspeise eine Lesung aus der Bibel. Aus und vorbei war's mit der Freiheit und mit dem gemütlichen Pfeifchen nach dem Essen. Stattdessen tauchte zu allem Überfluss auch noch Miss Watson, die Schwester der Witwe, auf. Diese alte schmächtige Jungfer mit Brille auf der Nase rückte mir mit einem ABC-Buch auf den Leib und versuchte mich zu erziehen:
    â€žNimm deine Füße vom Tisch, Huckleberry!“
    â€žKnirsch nicht so mit den Zähnen!“
    â€žLass das Gähnen und rekele dich nicht so!“
    Wir verstanden uns wirklich schlecht, und eines Tages begann sie, mir von der Hölle zu erzählen. „Genau da will ich hin!“ erklärte ich und zog damit all ihren Zorn auf mich.
    Es sei eine Sünde, so zu sprechen, bekam ich zu hören. Sie für ihren Teil würde leben, um in den Himmel zu kommen. Dort oben habe man später nichts anderes zu tun, als den lieben langen Tag mir einer Harfe herumzugehen und zu singen. Immer und ewig zu singen.
    So etwas musste ich mir anhören! Jeden Tag! Und obendrein gab's noch Abendandacht mit unserem Nigger Jim. Und danach hieß es: Ab ins Bett! Kann man sich etwas Langweiligeres vorstellen? Oben in meiner Kammer saß ich dann mit einem Kerzenstumpf, hörte, wie die Blätter traurig im Wald rauschten, wie eine Eule einen Toten anzeigte, wie ein Ziegenhirte und sein Köter über einen Sterbenden wehklagten, wie der Wind mir etwas zuflüsterte, was ich nicht verstand. Schauder rieselten mir über den Rücken, ich fühlte mich einsam und verlassen, und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als tot zu sein. Irgendwann krabbelte mir eine Spinne über die Schulter, ich schüttelte sie ab, und prompt landete sie in der Kerzenflamme, wo sie elendiglich verbrannte.
    War das nicht ein verdammt schlechtes Vorzeichen?
    Ich schlotterte am ganzen Körper. Ich stand auf, drehte mich dreimal um mich selber und bekreuzigte mich dabei. Dann zog ich zitternd meine Pfeife heraus, um zu paffen. Eine Ewigkeit lauschte ich in die Dunkelheit. Ich hörte die Turmuhr Mitternacht schlagen, und dann plötzlich ließ mich ein Geräusch aufschrecken: Ein Zweig knackte direkt vor meinem Fenster, und es machte zweimal „Miau!“
    Umgehend löschte ich die Kerze, miaute ebenfalls zweimal, kletterte zum Fenster hinaus auf das Dach des Schuppens und ließ mich geräuschlos auf den Boden nieder.
    Und wer erwartete mich dort unter den Bäumen? Tom Sawyer!
    Wir begrüßten uns schweigend, schlichen auf Zehenspitzen durch den Garten und wären auch heil davongekommen, wenn, ja wenn ich nicht über so eine blöde Wurzel geflogen wäre!
    â€žWer da?“ tönte es von der Küchentür, und Jim, Miss Watsons Nigger, kam in den Garten. Tom und ich warfen uns auf den Boden und wagten uns nicht zu rühren.
    â€žWer da? Wo sein du? Was du hier machen?“
    Der Nigger war direkt auf Tom und mich zugekommen und blieb genau zwischen uns stehen; wir hätten ihn beinahe berühren können. Und
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