Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
den Kopf ab und starre die Wand an. Ruhig bleiben. Ruhig weiterfragen. Er schwimmt wie ein Fisch im Netz.
    »Warum hast du eigentlich auf dem Sofa geschlafen und nicht im Gästezimmer? Oder bei Val wie in den Hotels?«
    »Also hast du es doch gemerkt.« Er feixt. »Damit du nicht merkst, was Val und ich im Schilde führten, habe ich nachts am Laptop gearbeitet. Und unten war das Netz eh stabiler als oben.«
    »Diese Nachtarbeit hat dir eine ganze Menge eingebracht. Perez sagt, auf meinem Konto seien zwanzigtausend Euro gewesen. Was habt ihr eigentlich mit dem ganzen Geld vor?«
    Auweia. Zu direkt. Ich merke es sofort. Die Stimmung in der Zelle verändert sich. Felipes angeberische Haltung schlägt in Argwohn um. Sein Mund wird zum Strich und er kneift die Augen zusammen. »Warum stellst du mir eigentlich all diese Fragen?«
    Er hat mich durchschaut! Ich werde knallrot.
    »Nun, ich…«
    Mach was, lass dir was einfallen!
    Felipe macht Anstalten, sich aufzurichten.
    »Ich sitze schon seit drei Tagen in dieser Dreckszelle«, sage ich. »Wegen dir und wegen Val. Habe ich dann nicht wenigstens das Recht zu wissen…« Ich bin so unglaublich sauer und gleichzeitig habe ich schreckliche Angst, es verpatzt zu haben, dass mir die Tränen in die Augen steigen.
    »Okay, okay. Fang bloß nicht an zu heulen.« Felipe lehnt sich wieder zurück. »Und denk bloß nicht, dass du das gleich gegen mich verwenden kannst. Sobald ich wieder bei Perez sitze, leugne ich alles.«
    Das wird dir nicht helfen, denke ich. Aber ich nicke, bis mir fast der Kopf abfällt.

39
    Zeit: heute
Ort: Polizeiwache Francaz – Spanien
    Val und ich wollen nach Las Vegas«, sagt Felipe. »Dort heiraten wir. Dafür brauchen wir das Geld. Und für danach natürlich. Es ist nicht sicher, ob ich gleich einen Job finde.«
    »Heiraten!« Ich verschlucke mich fast. »Ist das nicht ein bisschen… altmodisch?«
    »Val meint, es ist die einzige Lösung. Wenn wir verheiratet sind, hat ihre Mutter nichts mehr über uns zu sagen. Sie hat mich nie gemocht. Als Vals Vater noch lebte, war das kein echtes Problem, aber seit er gestorben ist…« Felipe schüttelt den Kopf. »Sie wollte, dass Val noch am selben Tag Schluss machte. Und als sie hörte, dass man mich von der Schule geworfen hatte, durften wir uns nicht einmal mehr sehen. Sie drohte mit Hausarrest und sagte, sie würde Val notfalls in ein Internat stecken, wenn wir uns trotzdem weiterhin träfen.« Er schweigt kurz. »Sie wusste nicht, dass wir längst einen Plan hatten. Val tat, als würde sie mit einer Freundin backpacken und ich sollte angeblich mit einem Freund in Urlaub fahren. So konnten wir weglaufen, ohne dass unsere Eltern gleich etwas vermuteten. Bis sie uns als vermisst melden würden, hätten wir den Ozean schon längst überquert.«
    »Darf man mit sechzehn schon heiraten?«, frage ich. »Und dann auch noch ohne Zustimmung der Eltern?«
    »In Vegas geht alles, sagt Val.« Felipe schnipst mit Daumen und Zeigefinger eine Kakerlake von seinem Bett. »Wir mussten nur noch dafür sorgen, dass wir dorthin kämen. Ich klaute Geld an der Schule als Startkapital, aber ich wurde leider geschnappt. Val fand, wir müssten uns etwas anderes ausdenken. Eine Methode zum schnellen Geldverdienen, bei der wir aber außen vor blieben, wenn es wieder schiefging.«
    »Und das war ich.«
    »Es war Zufall, dass Val mit dir zusammenstieß. Aber als sie merkte, dass du ganz allein warst und kein Spanisch sprachst…«
    »Ein dummer Ausländer.«
    Felipe grinste. »Du sagst es.«
    »Warum hast du gesagt, du seist ihr Bruder?«
    »Du hast sie so verliebt angeschaut, dass ihr ein Bruder geschickter erschien als ein Freund. Oder wärst du sonst mit uns gekommen?«
    Ich zucke die Schultern. Wahrscheinlich nicht, nein. »Und dann das mit den Zuckerwürfeln. Warst du wirklich krank?«
    »Nein, das war ein Test. Val wollte ausprobieren, ob du gleich machen würdest, worum sie dich bat. Außerdem war es praktischer, wenn du die Schuld bekämst, falls der Käufer Anzeige erstatten würde.«
    »Und dieses teure Restaurant?«
    »Mélia? Dort wollte ich schon sehr lange einmal essen gehen.«
    »Die Glasscherbe meine ich.«
    »Die hat Val in ihr Püree gesteckt. Das haben wir allerdings schon früher mal ausprobiert. Funktioniert prima in teuren Läden.«
    »Und diese Konzertkarten? Wie konntest du die so gut nachmachen?«
    »Schlichte Computerarbeit«, sagt Felipe. »Wir kennen wirklich jemanden bei Palau Sant Jordi, wo Alicia auftrat,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher