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Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort

Titel: Room 27 - Zur falschen Zeit am falschen Ort
Autoren: Mirjam Mous
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sehe ich nirgends. Dann eben der Trick mit den Fotos. Ich klappere einige Camper mit der Kamera ab. Wieder ohne Erfolg.
    Dann hat sie wahrscheinlich im Hotel geschlafen. Ich gehe ins Zentrum zurück. Der Reiterladen ist bereits geöffnet. Vor der Tür stehen Holzböcke, auf denen Sättel hängen. Einer der Böcke ist leer und bietet einen hervorragenden Beobachtungsplatz. Ich setze mich und benutze meinen Rucksack als Fußstütze. Wie gedacht, kann ich von hier aus den Hoteleingang prima im Auge behalten.
    Nach zwei Stunden habe ich einen Holzhintern und noch immer kein Ergebnis. Vielleicht ist Valerie heute Morgen schon abgereist. Oder sie verschanzt sich in ihrem Hotelzimmer und hat nicht die Absicht, heute noch zum Vorschein zu kommen. Wer weiß, vielleicht steht sie ja hinter den Vorhängen und beobachtet mich! Ich lasse meinen Blick über die Fassade schweifen. Die Sonne steht genau auf den Fenstern, ich kann unmöglich hineinschauen. Und vielleicht sitzt sie ja auch hinter dem Hotel, am Pool oder auf der Terrasse. Auf einmal habe ich die Nase voll vom Warten. Angriff ist die bessere Taktik. Und auf jeden Fall weniger langweilig.
    In der Hotellobby ist es wunderbar kühl. Ein Frau mit zyklamroten Lippen steht an der Rezeption. An ihrem Revers steckt ein Namensschildchen: REGINA. Ich habe Glück, sie spricht englisch.
    »Das ist Valerie Reina.« Ich zeige ihr das Foto auf meiner Kamera. »Können Sie mir sagen, ob sie hier wohnt?«
    Regina sieht mich an, als hätte ich sie nach der Farbe von Valeries Unterwäsche gefragt.
    »Es tut mir leid«, sagt sie, »aber das darf ich dir nicht sagen. Unsere Gäste haben ein Anrecht auf ihre Privatsphäre.«
    »Das verstehe ich.« Ich versuche, meinen Ärger hinter einem Lächeln zu verbergen. »Ich frage ja nicht nach ihrer Zimmernummer, ich möchte nur wissen, ob sie überhaupt ein Zimmer hier hat.«
    »Wie ich schon sagte…« Regina macht eine entschuldigende Geste.
    Ich starre auf die herzförmigen Bildchen auf ihren Fingernägeln. Eigentlich finde ich es ziemlich jämmerlich, wenn sich jemand rosa Herzchen auf die Fingernägel klebt, aber diesmal bringt es mich auf eine Idee.
    »Bitte«, flehe ich, während ich ihr die Kamera wieder vor die Nase halte. »Sie ist die Liebe meines Lebens. Wir haben uns beim Trampen kennengelernt, dann aber durch ein Missverständnis verloren. Wenn ich sie nicht wiederfinde, dann, dann…«
    Regina legt ihre Hand auf ihr Namensschildchen. »Ach, komm, Junge, nicht doch!«
    »Sie brauchen nur zu nicken oder den Kopf zu schütteln«, sage ich.
    Sie seufzt. »Dann los.«
    »Sie sind ein Engel.«
    Regina riskiert einen Blick auf Valeries Foto. Dann schüttelt sie den Kopf.
    »Sind Sie sicher?«
    Wahrscheinlich mache ich ein ziemlich verzweifeltes Gesicht, denn sie flüstert. »Warte.« Sie sucht im Computer. »Valerie Reina, sagtest du?«
    Ich nicke und verfolge gespannt, was sie tut. Ihre Herzchennägel ticken. Dann bewegt sie die Maus.
    »Tut mir leid«, sagt sie nach einer Weile. »Sie steht nicht auf unserer Gästeliste.«
    Enttäuscht verstaue ich meine Kamera. Habe ich mich denn so geirrt?
    »Danke«, murmele ich.
    Als ich die Drehtür erreiche, ruft sie mich zurück.
    »Du kannst es auch noch bei Casa Caballero versuchen. Das Häuschen hinter dem Gestüt wird regelmäßig vermietet.«
    Casa Caballero ist nicht schwierig zu finden. Ich brauche nur zweimal nach dem Weg zu fragen, dann stehe ich vor dem schmiedeeisernen Zaun. Der Name des Gestüts ist mit Metallbuchstaben auf die Enden der Stäbe gelötet. Für die Buchstaben C hat man Hufeisen verwendet.
    Hinter dem Zaun ist eine Auffahrt, die zu einem großen Backsteinhaus führt. Daneben liegen lange Stallreihen und eine Halle. Der Zaun ist lückenlos, aber ich entdecke etwas weiter oben noch ein kleineres Tor. Ich drücke es auf und lande auf einem Steinweg entlang einer meterhohen Hecke. Er führt in direkter Linie über den Hof. Von dem großen Haus kann ich nur noch das Dach sehen. In der Ferne wiehert ein Pferd. Ich bin froh, dass ich auf der pferdelosen Seite der Hecke gehe.
    Der Weg biegt in einem Neunzig-Grad-Winkel scharf ums Eck und endet kurz darauf bei einem zur Wohnung umgebauten Schuppen. Ob Regina dieses Häuschen meinte?
    Es ist reichlich unpraktisch, sich vollgepackt anzuschleichen, aber ich sehe in der Eile kein gutes Versteck, also behalte ich den Rucksack doch lieber bei mir. Ich sprinte über das Gras zur Schuppenseite. Noch bevor ich durch das Fenster spähen
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