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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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jeden Fall dafür büßen. Kinder sind heilig. Wie Polizisten, Richter, Priester. Pischello hörte sich den Sermon an, ohne sich überzeugen zu lassen. Bufalo sagte zu ihm, dass man sich hin und wieder auf seine Erfahrung verlassen musste. Es gibt Dinge, die kann man tun, und andere nicht. Es gibt Menschen, die sich alles erlauben können, und andere, die rechtzeitig aufhören müssen. Grenzen retten dir das Leben.
    – Donnerwetter, Bufalo! Du hast im Irrenhaus ja was dazugelernt … hattest wohl genug Zeit, was?
    – Willst du was Lustiges hören? Weißt du, wer mir das beigebracht hat? Niemand anderer als Dandi!
    Secco brauchte zehn Tage, um das Hauptbuch zu frisieren. Eines Samstagmorgens rief er Bufalo an, der in einer Baracke an der Laurentina schlief.
    – Er kommt jetzt vorbei, um die letzten Vollmachten zu unterzeichnen. Und heute Abend um sieben holt er bei Savona, dem Antiquar auf der Coronari, zwei Glasscheiben ab.

1990
Dandis Blues
I.
    Am Vormittag seines letzten Tages lag Dandi im Jacuzzi und strotzte vor Energie. Der Zeitpunkt war gekommen, an dem er sich von den letzten Resten der Vergangenheit befreien würde. Nun begann ein neues Leben. Er hatte hart gearbeitet, aber jetzt funktionierte das Räderwerk aus eigener Kraft. Der Gewinn aus sauberen Geschäften war weitaus höher als der Gewinn aus Kreditgeschäften und Glücksspielautomaten. Er konnte die alten Geschäfte abgeben, ohne draufzuzahlen. Der Ertrag aus dem Grundstücksgeschäft war offensichtlich neu investiert worden. Zwei Jeansläden. Eine Wäschereikette, ein Hotel in Abano Terme, ein Bauvorhaben am Gargano, ein traumhaftes Feriendorf, für das sich ein paar Ölscheichs interessierten. Die Liste der Liegenschaften, die er direkt oder durch eine Mittelsperson kontrollierte, wurde Tag für Tag länger. Er konnte es sich erlauben, aus einer Laune heraus ein vom Konkurs bedrohtes Lokal im Zentrum Roms zu retten, nur weil ihm die Besitzer sympathisch waren, zwei alte Leutchen, die schon mit einem Fuß im Grab standen, sich Liebesbriefe schrieben und mit Kosenamen riefen. Er konnte sich alles erlauben. Er war die Nummer eins. Dandi stellte sich eine Zukunft vor, die aus Reisen und Vergnügungen bestand. Er dachte noch immer ans Kino. Surtano, diesen Versager, der nur dazu gut war, abzuzocken und sich die unersättliche Nase mit Koks vollzustopfen, hatte er fristlos entlassen. Er hatte sich bei einem echten Produzenten mit einem Haufen Kleingeld und einem sensationellen Angebot vorstellig gemacht. Die Verhandlungen liefen bereits. Kino, nie wieder Pistolen. Nie wieder Knast. Sich zurückziehen? Warum nicht? Er hatte die anderen so reich beschenkt, es war nur gerecht, dass er die Früchte erntete … kein Videopoker mehr. Kein Wucher mehr und keine abgekarteten Spiele. Er würde im Augenblick des Abschieds großzügig sein, so wie er es auch im Augenblick des Triumphes gewesen war. Er war der Einzige, Unbesiegbare, Vorherbestimmte. Dandi dachte an grenzenlose Freiheit. Der philippinische Hausangestellte kündigte ihm Neros Besuch an. Dandi empfing ihn im Hausmantel, auf der neuen mit Bisamschweinleder bezogenen Chaiselongue liegend.
    – Schön, nicht wahr? Sie hat mal Rock Hudson gehört. Er hat darauf seine jungen Freunde gevögelt.
    – Er hat ein schlimmes Ende genommen.
    – Ich bin nicht abergläubisch, sagte Dandi lachend, außerdem haben wir einen ganz anderen Geschmack. Darf ich dir was anbieten?
    – Tee. Ohne Zucker.
    Der Filipino verschwand wortlos auf einen Wink Dandis hin. Nero übergab ihm den Koffer mit dem Inkasso der Woche und setzte sich an den Rand eines Designersofas.
    Wir haben ein Problem im Nomentano-Viertel. Ein Polizist muckt auf. Botola hat versucht, ein Abkommen mit ihm zu treffen, er wollte ihm Geschenke machen, aber der hat ihn verhaftet. Miglianico hat ihn natürlich sofort rausgeholt, aber jetzt ist der Club geschlossen …
    Dandi machte eine unbestimmte Geste.
    – Ich dachte, du könntest mal mit Peloso sprechen, sagte Nero abschließend.
    Ramon servierte den Tee. Nero nahm einen großen Schluck von dem brennheißen Getränk. Dandi sagte, er würde sich aus dem Automatengeschäft zurückziehen.
    – Meinst du das ernst?
    – Heute gehe ich zu Secco und unterschreibe die Vollmacht. Aber für euch wird sich nichts ändern. Im Gegenteil. Ihr müsst ein Maul weniger stopfen.
    – Bist du dir sicher?
    – Ganz sicher. Und mach nicht so ein Gesicht … schau, ich zeige dir was.
    Dandi hakte sich bei Nero ein und
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