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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Morgengrauen, nach einer langen Nacht fast ohne Schlaf, konzentrierte er sich wieder auf diese drei Namen: Secco, Dandi, Bufalo: Secco kommt, Dandi geht … Ein Impuls, den er nicht beherrschen konnte … zumindest im Augenblick noch nicht … ließ ihn zum Telefon greifen. Dandi meldete sich beim zehnten Klingeln.
    – Wer spricht?
    – Scialoja.
    – Ach, ja! Wenn es wegen dem Job ist, bist du zu spät dran. Hab schon ’ne andere Niete eingestellt …
    – Ich an Seccos Stelle würde Bufalo um einen Gefallen bitten.
    – Ach ja. Und was für einen Gefallen?
    – Deinen Kopf.
    – Die beiden können mir höchstens einen blasen.
    – Alles Gute, Dandi.
    – Geh scheißen, Bulle.
    Er stellte sich vor, wie er den Hörer auf die Gabel schmiss, sich durch die Haare fuhr, einen Blick auf die Rolex warf, dann vielleicht Patrizia fickte. Die Gleichgültigkeit, die er am Grund seines Herzens spürte, machte ihm Angst.
VII.
    Turi Funciazza hatte mit Maestro gesprochen. Maestro hatte die Nachricht nach Palermo weitergeleitet. Palermo schwieg. Maestro wusste, dass das Schweigen nur eines bedeuten konnte. Eigentlich betraf ihn die Sache nicht mehr, seitdem das Grundstücksgeschäft abgeschlossen und die Gesellschaft aufgelöst worden war. Vielleicht waren die Sizilianer von Dandis Extratouren verärgert. Aber Maestro war sentimental. Er verspürte echte Sympathie für Dandi. Dandi war ein eitler Gockel, der Erfolg war ihm zu Kopf gestiegen. Er spielte sich als großer Herr auf, hin und wieder machte er sich mit seinem obsessiven, manchmal sogar grotesken Ehrgeiz, eine unerreichbare Distinguiertheit zur Schau zu stellen, sogar lächerlich. Auf jeden Fall würde nichts Besseres nachkommen. Eigentlich hätte er ein neutrales Verhalten beibehalten sollen. Dasselbe neutrale und gleichgültige Verhalten, das auch die Familie an den Tag legte. Aber er verletzte keine Regel, wenn er versuchte, ihn zu warnen. Maestro war auf der Suche nach Dandi, doch da wurde er wegen einer alten Erpressungsgeschichte geschnappt. Ein Mailänder Financier, ein Herr Soundso, den sie aufgepäppelt, gefüttert, zwei-, dreimal vor dem Bankrott gerettet hatten, hatte Gewissensbisse bekommen und die halbe Familie auffliegen lassen. Maestro, der in Einzelhaft saß, sah nur eine einzige Chance: die Bruderschaft. Beim Gesprächstermin unterhielt er sich mit dem Anwalt darüber.
    – Dandi ist in Gefahr. Du musst mit Vecchio sprechen.
    Aber Vecchio sagte, er solle sich an Doktor Scialoja wenden und weigerte sich, ihn zu empfangen. Vecchio war völlig durchgeknallt. Es war unverständlich, warum sie ihn nicht loswerden konnten. Er wurde mit jedem Tag verrückter und unkontrollierbarer. Es war unverständlich, was ihn mit diesem Polizisten verband. Er war gefährlich. Er war durchgeknallt, und er hielt die heiße Kartoffel in seiner Hand. In Anbetracht der Tatsachen beschloss Anwalt Miglianico, dass es das Klügste sei, den Kopf in den Sand zu stecken. Im Grunde interessierte sich Maestro nur aus persönlichen Gründen für Dandi. Im Grunde war Dandi ein eitler Tropf und sein Schicksal war ihm völlig egal.
    Als Conte Ugolino offiziell für geheilt erklärt und aus dem Irrenhaus entlassen wurde, ging Bufalo zu Secco und sagte ihm, er würde sich über ein Treffen mit dem guten alten Dandi freuen. Secco bat um etwas Zeit. Mindestens zehn Tage. So lange brauchte er, um über die Konten Zahlungen abzuwickeln und so viel wie möglich auf die Seite zu schaffen. Er hatte einen komplexen Mechanismus aus Gesellschaften und Fakturen auf die Beine gesellt. Ein Teil des Vermögens würde sowieso an Dandis Erben gehen, aber den Großteil konnte man noch retten. Außerdem war Dandi ungreifbar, seit er sich dem guten Leben hingab. Nicht zuletzt brauchte er Zeit, um ihn ausfindig zu machen. Er kam nicht einmal mehr in Seccos Büro.
    – Sicher ist nur, dass er sich oft im
Pagnottone
sehen lässt …
    Das
Pagnottone
war ein Fischlokal in Parioli. Pischello aß mit Rossana dort zu Abend und berichtete, es gäbe keine Probleme.
    – Wir können sogar heute Abend hingehen.
    – Aber das ist immer gerammelt voll!, protestierte Fierolocchio.
    – Na und? Wir brauchen nur vier Kalaschnikows, und du wirst sehen, was deine Leute für ein Ende nehmen.
    – Dort gehen sogar Familien mit Kindern hin. Sollen wir die Kinder auch erschießen?
    – Du weißt doch, wie es heißt: wen die Götter lieben …
    Bufalo war dagegen. Nicht weil er Skrupel hatte, aber wer ein Kind erschießt, muss auf
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