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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Miglianico wählte er einen Lederanzug von Versace, Maßschuhe aus London, einen leichten, gefütterten Mantel, und auf den kleinen Finger der rechten Hand steckte er gut sichtbar den Logenring. Der Anwalt schien besorgt zu sein. Dandi stellte fest, dass ihm Schweißbäche über die Haut liefen, deren makellose Bräune aus dem Sonnenstudio stammte. Er zog die schwarze Kapuze, den Umhang und das Schwert aus dem Safe und forderte ihn auf, ihm in den muffigen Raum zu folgen, der für wenig betuchte Klienten reserviert war.
    – Komm. Wir haben auf dich gewartet.
    Sie waren zu viert. Dandi begrüßte Peloso mit einer eiskalten Geste. Die anderen drei hatte er noch nie zuvor gesehen. Durchtrainierte Körper, Verbrechervisagen, Falten, die vom hastig aufgetragenen Make-up kaum verdeckt wurden. Brüder aus Mailand, sagte der Anwalt und fügte hinzu, dass man das Ritual angesichts der Umstände auslassen konnte.
    – Ja, beeilt euch.
    Einer der drei Neuen, offenbar der einflussreichste, der Boss mit einem Wort, setzte ein klassisches Teppichhändlerlächeln auf, legte eine Folie auf den Tisch und begann zu erklären.
    – Angesichts der Fußballweltmeisterschaft, die, wie Sie wissen, in ein paar Monaten stattfinden wird, hat das Konsortium, das wir vertreten und das aus einem Pool von Unternehmen besteht, die auf die Realisierung hoch spezialisierter Infrastrukturen spezialisiert sind …
    Dandi gab ihm mit einer Geste zu verstehen, er solle sich kurz halten. Der Mailänder verhedderte sich. Miglianico nahm die Situation in die Hand.
    – Es geht darum, eine U-Bahn-Station zu renovieren und vier Pavillons mit Toiletten einzurichten. Die Brüder haben den Auftrag erhalten.
    – Glückwunsch. Und was hab ich damit zu tun?
    Der Mailänder räusperte sich.
    – Wir haben den Vertrag bereits unterschrieben. Leider befindet sich das Konsortium, das wir vertreten, gerade in einer finanziellen Krise …
    – Ach, ich verstehe, kicherte Dandi. Ihr seid blank!
    – Etwas brutal ausgedrückt, seufzte der Mailänder, aber wahr!
    Mit einem Wort, sie schlugen ihm eine Verlustgesellschaft vor. Die Polentaköpfe hatten die unterschriebenen Dokumente, er die Kohle. Dandi zündete sich eine Zigarette an. Er blies dem Anwalt den Rauch ins Gesicht.
    – Wie gehen die Arbeiten voran?
    – Wir sollten in einer Woche beginnen …
    – Hab ich recht verstanden, Anwalt: Die sind noch bei den Vorreden, und zur Weltmeisterschaft sollen sie bereits was abliefern? Das ist unmöglich!
    Miglianico rieb sich die Hände.
    – Wer hat von abliefern gesprochen? Es geht nur darum, mal anzufangen …
    – Und die anderen lassen sich den Beschiss gefallen?
    – Italien wird die Weltmeisterschaft gewinnen, da wird man über gewisse kleine Details hinwegsehen.
    – Italien ist mir völlig egal. Für mich zählt nur Rom.
    Allgemeines Gelächter. Der Anwalt nahm einen Schnellhefter mit Dokumenten vom Schreibtisch und bat Dandi zu unterschreiben. Null Risiko. Rundumdeckung an allen Fronten: von der Politik, den Banken, der Justiz. Wenn Miglianico es darauf anlegte, konnte er sehr überzeugend sein. Schön langsam sah Dandi die gute Seite der Sache.
    – Ich denke darüber nach und melde mich bei euch.
    Das Lächeln erlosch auf dem Antlitz des Lombarden, während das des Anwalts ganz freundlich wurde.
    – Mein Freund, Bruder … das Blümlein wächst nicht ohne Wasser … und wenn es zu spät regnet, stirbt das Blümlein …
    Dandi unterschrieb. Er hatte Miglianico schon öfter vertraut und hatte es nie bereut. Grußlos ging er hinaus. Peloso folgte ihm. Dandi tat, als würde er ihn nicht sehen, und ging schneller.
    – Ein Wort, Dandi …
    – Wenn es um die Clubs geht, musst du dich mit Secco unterhalten. Ich bin draußen.
    – Die Clubs haben damit nichts zu tun. Es gibt ein anderes Problem.
    – Und zwar?
    – Erinnerst du dich an die Geschichte mit Pidocchio?
    – Ganz Rom weiß, dass ich mit Pidocchio nichts zu tun habe.
    – Nun, ich habe gehört, dass ein Richter da anderer Meinung ist …
    Peloso sagte, dass es sich offenbar um was Ernstes handelte. Der Richter war einer von der neuen Garde. Ein Kommunist. Absolut unbeherrschbar. Es hieß, er habe sich mit Scialoja zusammengetan. Neue und gründlichere Ermittlungen sind angeordnet worden.
    – Die Sache kann allerdings auch auf der Ebene der Gerichtspolizei abgewürgt werden. Da müsste man sich allerdings beeilen.
    – Wie sehr?
    – Ich würde sagen, es brennt.
    Dandi öffnete das Scheckheft. Peloso wurde
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