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0306 - Die Träne des Teufels

0306 - Die Träne des Teufels

Titel: 0306 - Die Träne des Teufels
Autoren: Jason Dark
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Keine Regel ohne Ausnahme.
    Ein vierter Einbruchsversuch lief an.
    Die Gestalt stieg aus einem Wagen, der nahe des Grundstücks gehalten hatte. Hinter den Scheiben war undeutlich ein blasses Gesicht zu erkennen, ein Zeichen, daß der Fahrer noch wartete.
    Die Person huschte auf die Mauer zu. Sie war aus klotzigen Bruchsteinen errichtet worden. Nur die Wipfel mächtiger Platanen und Ulmen schauten darüber hinweg.
    Die Gestalt blieb stehen, schaute an der Mauer hoch und stemmte sich vom Boden ab.
    Ohne irgendwelche Hindernisse zu berühren, schwebte sie an der Mauer hoch und erreichte die Krone.
    Es war ein unheimlicher Vorgang. Einem Zuschauer hätte der Atem gestockt. Die im Wagen wartende Person zeigte sich nicht überrascht.
    Sie war so etwas gewohnt.
    Wenig später stand die einsame Gestalt auf der Krone, schwebte auch über den Stacheldraht, zog den Kopf ein und bewegte sich an den knorrigen Ästen vorbei.
    Auf der anderen Mauerseite verschwand sie und wurde nicht mehr gesehen. Stolperdrähte stellten für sie kein Hindernis dar. Mit einem untrüglichen Wahrnehmungssinn entdeckte sie die matt schimmernden Drähte und erreichte ein ausgedehntes Rasenstück, das als sanfter Hang dem großen Herrenhaus entgegenlief.
    Wege faßten das Rasenstück ein oder durchkreuzten es. Diese Parklandschaft hätte aus dem Bilderbuch stammen können. Das vom Himmel fallende Mondlicht übergoß sie mit seinem silbrigen Schein und ließ die Bäume Schatten auf den Rasen legen.
    Der Eindringling hatte es jetzt nicht mehr so eilig. Er ließ sich Zeit und schritt quer über den Rasen.
    Seine Füße drückten das streichholzkurz geschnittene Gras nach unten.
    Es waren kaum Geräusche zu vernehmen, und doch war die einsame Person längst bemerkt worden.
    Zwei Bluthunde lauerten.
    Sie hockten hinter einem dicken Baumstamm. In der Größe waren sie mit Kälbern zu vergleichen. Die Haut zeigte große Flecken. Ihre Schnauzen waren geöffnet. Zungen hingen hervor wie Lappen, Zähne blitzten.
    Die Bluthunde waren gut abgerichtet. Sie warteten noch, bevor sie angriffen und verfolgten mit ihren tickigen Augen die einsam gehende Gestalt.
    Der Eindringling ließ sich nicht stören. Er bewegte sich so sicher, als würde es überhaupt keine Gefahr geben. Seine außergewöhnlichen Kräfte setzte er nicht ein. Es schien als würde er den Gang zum Haus hin genießen und sogar darauf warten, daß die Hunde kamen.
    Die beiden Tiere waren erregt. Sie scharrten mit den Pfoten. Gras und Dreck flogen in die Höhe. Tückisch blitzten die Augen, und dann, wie von einem Katapult gestartet, rannten sie los.
    Sie kannten die Hatz, waren darauf dressiert und blieben nicht zusammen, sondern trennten sich, um das Opfer in die Zange zu nehmen.
    Einen Bogen schlugen sie. Scharf drang der Atem aus ihren Mäulern.
    Er glich schon einem hektischen Hecheln. Gewaltige Sprünge brachten sie voran. Jedesmal, wenn ihre Pfoten auf den Boden schlugen, gab es ein dumpfes Geräusch. Als phantastisch konnte man das Spiel der Muskeln bezeichnen. Diese Tiere waren topfit, bei Menschen hätte man den Begriff austrainiert gebrauchen können.
    Die einsame Gestalt mußte sie einfach sehen und hätte jetzt eigentlich fluchtartig verschwinden müssen, das tat sie nicht. Sie sah die Hunde und blieb stehen.
    Der erste kam von rechts. Er wuchtete seinen schweren Körper näher.
    Das Maul stand weit offen, die breite Zunge schlug wie eine Peitsche, in den Augen lag ein kaltes Feuer, und dicht an einem mächtigen Baumstamm vorbei huschte das Tier direkt auf den Eindringling zu.
    Noch zwei Sätze…
    Plötzlich, ohne daß ein sichtbares Hindernis aufgetaucht wäre, stoppte der Hund. Er stemmte dabei seine Pfoten für einen Moment ein, doch die Wucht des Schwungs riß ihn nach vorn, so daß er sich überschlug.
    Als Knäuel irrte er über den Boden. Knurren und Hecheln drang aus seinem Maul, und die Gestalt wandte sich lässig ab, um dem zweiten Bluthund entgegenzuschauen.
    Auch der kam.
    Und der Eindringling ließ ihn.
    Kraftvoll und gewaltig waren auch die Sprünge des zweiten Tieres. Er mußte einfach seinem Trieb nachkommen. Der Kopf bewegte sich hektisch auf und nieder, die Augen funkelten, auch seine Zunge schlug aus dem weit geöffneten Maul, und dann geschah etwas Unheimliches.
    Den Bluthund erwischte es mitten im Sprung! Er befand sich noch in der Luft, als er das klagende Jaulen ausstieß, das so gar nicht zu ihm passen wollte. Dabei hatte die Gestalt kaum etwas unternommen. Nur
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