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Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 020 - Sankt Salusa
Autoren: Dirk van den Boom
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Bandage rasch
rot färbt, erkannte Uhul mit fachmännischem Blick, dass das Schlimmste
verhindert war. Der Verletzte warf ihm einen dankbaren Blick zu. Mit Uhuls Hilfe
robbte er aus der Schusslinie. Es war ein dummer Zufall, dass ihn ausgerechnet
durch die schmale Schießscharte ein Treffer ereilt hatte. Bisher hatte
es auch nicht viele Verwundete gegeben.
    Uhul half dem Mann, sich neben einen zweiten Soldat mit einer leichten Schussverletzung
auf bereitgelegte Matten zu legen. Dann kehrte er zu den Soldaten zurück,
die weiterhin aus der oberen Etage des Wachhauses auf die wild kreischenden
und permanent feuernden Ketzer schossen. Uhul ergriff die geladene Muskete,
die er hatte fallen lassen müssen, um den Getroffenen aufzufangen und reichte
sie einem Soldaten, der seine abgefeuert hatte. Während dieser anlegte,
lud Uhul nach. Er war vielleicht kein guter Schütze, aber eine Waffe laden
konnte er. Auch Tokal hatte man vorerst nur zum Nachladen eingeteilt, was der
Novize mit bemerkenswerter Geschwindigkeit und Handfertigkeit tat. Es dauerte
nie lange, bis er den Milizionären vor ihnen schussbereite Musketen reichen
konnte.
    Uhul hatte bei seinen gelegentlichen Blicken durch die Scharte erkannt, dass
alle Ketzer zwei Musketen und zwei Handlader bei sich trugen, außerdem
scherten immer wieder welche aus dem inneren Kreis um das Wachhaus aus, um sich
von Kameraden, die ähnliche Dienste wie Uhul und Tokal leisteten, weiter
außerhalb frisch geladene Waffen reichen zu lassen.
    Natürlich waren auch die Treffer der Milizionäre – wenngleich
ein paar mehr als umgekehrt – größtenteils Glücksfälle.
Die Ketzer waren ständig in Bewegung und die mächtigen Musketen, so
imposant ihr Knall auch war, schossen schlecht, nicht weit, und manchmal knallten
sie tatsächlich nur. Der frühere Effekt, dass die Reittiere der Ketzer
in Panik davonrasten, stellte sich diesmal nicht ein.
    Wahan trat von hinten an Uhul heran. Er wirkte besorgt.
    »Wie steht es, Kapitan?«, fragte der Staubdiener.
    »Nicht gut. Es sind viele Ketzer – verdammt viele. Und sie lassen
sich von uns nicht sehr beeindrucken. Das sieht für mich nach einer längeren
Belagerung aus. Wir haben zwar einige Vorräte, aber gerade die Munition
wird uns bei diesem Tempo bald ausgehen – oder vielmehr das Schießpulver.
Spätestens dann werden die Ketzer das Wachhaus stürmen, und dann heißt
es Forke gegen Forke. Bei aller Verrücktheit sind die Ketzer harte Männer
und an ein raues Leben gewöhnt. Es sind keine leichten Gegner, vor allem
dann nicht, wenn sie in der Überzahl sind. Sie werden den Sieg davon tragen.«
    Uhul war beruhigt und beunruhigt zugleich. Beruhigt, weil Wahan offenbar kein
Offizier war, der von der Unbesiegbarkeit seiner Truppe und der Lächerlichkeit
der Ketzer überzeugt war – im Gegensatz zu manch anderen seiner Kameraden.
Beunruhigt, weil die daraus resultierende realistische Analyse ihrer Chancen
niederschmetternd schien.
    »Wir sollten versuchen, einen Boten in die Stadt zu senden! Entsatz wird
uns nicht mehr retten – aber dies ist auch auf die Prozession gerichtet!
Wir müssen den Prior warnen!«
    Der letzte Satz ließ an Eindringlichkeit nichts zu wünschen übrig,
doch Wahan machte eine verneinende Geste.
    »Das ist Selbstmord. Wir sind vollständig eingekesselt. Selbst, wenn
es einem von uns gelingen würde, zu den Ställen vorzudringen, spätestens
beim Ritt durch den Ring der Ketzer würde es ihn erwischen. Völlig
aussichtslos.«
    »Aber ...«
    »Nein, Herr. Es tut mir leid. Ich verstehe Euch gut, aber ich werde dafür
keinen meiner Männer opfern.«
    »Dann werde ich es selbst tun!«, erklärte Uhul sofort.
    Erneut die Geste der Verneinung.
    »Das werde ich nicht zulassen. Ich könnte es nicht verantworten, Euch
in den sicheren Tod reiten gelassen zu haben. Hier sind wir zurzeit sicher.
Vielleicht haben wir noch eine Chance. Aber wenn wir das Wachhaus verlassen,
sind wir sofort tot oder gefangen. Dies ist eine militärische Operation,
Herr, keine Sache der Kirche. Ich führe das Kommando.«
    Auch hier hatte der letzte Satz keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Aussage
wecken können. Uhul wollte aufbegehren, doch er sank in sich zusammen,
das Unvermeidliche akzeptierend. Er wusste, dass dies definitiv nicht sein Fach
war. Tokal wusste mehr über den Kampf als sein Lehrmeister Uhul. Was Wahan
sagte, hatte er zu
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