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Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)

Titel: Into the Deep - Herzgeflüster (Deutsche Ausgabe): Roman (German Edition)
Autoren: Samantha Young
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Kapitel 1
Edinburgh, September 2012
    »H ast du schon was zu essen eingekauft? Sind Lebensmittel teuer? Und verstehst du auch nur bei der Hälfte der Sachen, was es überhaupt ist?«
    Ich schluckte mein Lachen hinunter. »Mom, ich bin in Edinburgh und nicht am Amazonas.«
    »Ich weiß, aber die Europäer essen Dinge, die wir nicht im Traum essen würden.«
    Sie klang so entsetzt, dass ich mir eine trockene Antwort nicht verkneifen konnte. »Sie sind immerhin keine Kannibalen.«
    Ein feiner Limonadennebel zog an meinen Wimpern vorbei. Als ich den Kopf drehte, sah ich, wie meine beste Freundin prustend versuchte, sich nicht an ihrer Diätcola zu verschlucken, während sie meinem Teil des Gesprächs folgte. Wir saßen in der Gemeinschaftsküche unserer Studentenbude mit dem Rücken zu den bodentiefen Fenstern, die auf den Hof unseres Gebäudes hinausgingen. Die Sonne brannte auf die Scheibe, und die Wärme brachte unsere Haut zum Kribbeln. Alles in dem Raum war sauber, frisch und praktisch. Insgesamt war unsere Unterkunft einfach, aber warm und sicher und eine Million Mal besser, als mir alle zuvor hatten einreden wollen.
    »Sei nicht so theatralisch, Charley. Ich habe nur gesagt, dass das Essen da ein wenig anders ist«, fuhr Mom fort. »Ich möchte sichergehen, dass du dich richtig ernährst.«
    Ob ich in Edinburgh oder daheim in Indiana war, Mom wollte immer sichergehen, dass ich mich richtig ernährte. Das lag daran, dass ich nicht kochen konnte. Delia Redford war eine begnadete Köchin und Bäckerin, ebenso wie ihre älteste Tochter Andrea, und sie betrachtete es als persönliches Versagen ihrerseits, dass ihre jüngste Tochter (das bin ich) es sogar schaffte, Nudelwasser anbrennen zu lassen. Glücklicherweise konnte ich lesen und einen Herd bedienen, so dass mich Tiefkühlgerichte vor dem Verhungern retteten.
    »Mom, die Leute hier essen fast die gleichen Sachen wie wir, weil sie … na ja … menschliche Wesen sind.«
    »Aber ihre Schokolade ist besser«, murmelte Claudia und biss herzhaft in einen Dairy-Milk-Riegel. Ich sah sie stirnrunzelnd an. »Das ist Geschmackssache.«
    »Was ist Geschmackssache?«, fragte Mom neugierig. »Ist Claudia da? Ernährt sie sich vernünftig?«
    Ich grinste. »Mom will wissen, ob du dich richtig ernährst.«
    Claudia nickte und murmelte mit vollem Mund: »Noch nie besser.« Sie hob die Finger und schluckte. »Hey, Delia Mom.«
    Mom lachte. »Grüß sie von mir.«
    »Mom sagt auch hey.«
    »Dein Vater lässt ausrichten, dass ihr beide euch jeden Tag melden sollt.«
    Ich verzog das Gesicht. »Andie musste sich auch nicht jeden Tag melden, als sie in Dublin war.«
    »Wir brauchten Andie auch gar nicht erst dazu aufzufordern. Aber bei dir können wir froh sein, wenn wir überhaupt mal von dir hören.«
    »Es ist ja nicht so, als würde ich ständig kiffen, Mom, ich studiere und kümmere mich um allen anderen Sch – kram.«
    Ihr Tonfall wurde scharf. »Wolltest du Scheiß sagen?«
    »Würde ich, eine erwachsene Frau von zwanzig Jahren, es wagen, im Gespräch mit meiner Mutter zu fluchen?«
    Mom räusperte sich.
    Ich seufzte. »Mom, wir werden dich nicht jeden Tag anrufen. Das ist zu teuer. Und ich habe auch keine Zeit, jeden Tag mit dir zu skypen. Wenn ich es schaffe, maile ich dir ab und zu mal, und wir verabreden uns einmal die Woche zum Skypen, okay?«
    »Bei dir klingt es wie eine lästige Pflicht.«
    »Mami, ich hab dich lieb. Es ist keine lästige Pflicht. Ich werde dich bestimmt auch vermissen … aber ich bin gerade mal zwei Tage weg. Gib mir eine Chance , dich überhaupt zu vermissen.«
    Sie lachte leise, und ich entspannte mich. »Ich mach mir einfach nur Sorgen. Du bist mein Baby, und Claud ist mein Adoptivkind.«
    »Wir kommen schon klar. Aber jetzt müssen wir los. Es ist Einführungswoche, und Claudia und ich müssen noch ein paar Dinge erledigen, bevor die Kurse anfangen. Ich schicke dir so bald wie möglich eine Mail.«
    »Aber du hast meine Frage nach dem Essen nicht beantwortet.«
    »Wir waren einkaufen. Unser Kühlschrank, der Gefrierschrank und die Küchenschränke sind bis zum Anschlag voll.«
    »Womit?«
    »Lebensmitteln, Mom.«
    »Was für Lebensmittel?«
    Ich warf Claudia einen verzweifelten »Hilf mir«-Blick zu, woraufhin sie in gespieltem Schmerz aufschrie.
    »Was war das?«
    »Ich muss Schluss machen, Mom. Claudia kriegt gerade einen Zuckerschock.« Ich legte auf und grinste meine lachende Freundin an. »Ich sollte das Handy ausschalten, bevor sie
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