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Warnschuss: Thriller (German Edition)

Warnschuss: Thriller (German Edition)

Titel: Warnschuss: Thriller (German Edition)
Autoren: Sandra Brown
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Prolog
    Der Bergungseinsatz wurde um 18.56 Uhr abgebrochen.
    Die düstere Nachricht gab Polizeichef Clarence Taylor auf einer Pressekonferenz bekannt, die auf allen Lokalsendern übertragen wurde.
    Seine finstere Miene passte zu seinem Offiziershaarschnitt und seinem militärischen Gebaren. »Das Police Department und alle anderen eingesetzten Behörden haben unermüdlich gesucht, weil wir immer auf eine Rettung hofften. Oder zumindest eine Bergung.
    Doch nachdem die tagelangen intensiven Bemühungen der Polizei, der Küstenwache und zahlloser Freiwilliger keinerlei ermutigende Ergebnisse erbracht haben, sind wir zu der traurigen Schlussfolgerung gelangt, dass es zwecklos wäre, die Suchaktion fortzuführen.«
    Der einsame Trinker in der Bar kippte, den Blick auf einen in der Ecke hängenden flimmernden Bildschirm gerichtet, den Whisky in seinem Glas hinunter und winkte dem Barkeeper, ihm nachzuschenken.
    Der Barkeeper hielt die offene Flasche einsatzbereit über das Highballglas. »Sicher? Sie lassen es ganz schön krachen, mein Freund.«
    »Nur zu.«
    »Wissen Sie, wie Sie heimkommen?«
    Die Frage wurde von einem drohenden Blick erwidert. Der Barkeeper zuckte mit den Achseln und schenkte nach. »Ihre Beerdigung.«
    Nein, nicht meine.
    Das Smitty’s lag abseits der ausgetretenen Pfade in einem Viertel von billigen Mietwohnungen in Downtown Savannah und war kein Anlaufpunkt für Touristen oder gutsituierte Bürger. Es war keines der Wasserlöcher, an denen man sich zu Spiel und Spaß versammelte. Es war kein Teil des berüchtigten städtischen Pub-Marathons am St. Patrick’s Day. Hier wurden keine pastellfarbenen Drinks mit Phantasienamen serviert.
    Hier wurden die Getränke pur geordert. Ob man eine Zitronenschalenspirale wie jene bekam, die der Barkeeper gedankenverloren schälte, während er die Sondersendung im Vorlauf einer alten Seinfeld -Episode verfolgte, war reine Glückssache.
    Auf dem Fernsehschirm lobte Chief Taylor noch und noch die unermüdlichen Anstrengungen des Sheriffbüros, der Hundestaffel, der Marine und der Tauchtruppe, bla bla bla.
    »Stellen Sie das leise, okay?«
    Auf die Forderung seines Gastes hin griff der Barkeeper nach der Fernbedienung und stellte den Fernseher stumm. »Er windet sich so, weil er muss. Wenn man das ganze Gequatsche wegstreicht, sagt er schlicht, dass die Leiche längst Fischfutter ist.«
    Der Trinker stützte die Ellbogen auf die Theke, ließ die Schultern hängen und schaute zu, wie der dunkelbraune Alkohol in seinem Glas schwappte, wenn er seinen Drink auf der polierten Holzfläche hin und her schob.
    »Zehn Tage nachdem sie in den Fluss gefallen ist?« Der Barkeeper schüttelte pessimistisch den Kopf. »Das überlebt keiner. Trotzdem ist die Geschichte zum Heulen. Vor allem für die Familie. Ich meine, nie wirklich zu wissen, was aus einer geliebten Angehörigen geworden ist?« Er griff nach der nächsten Zitrone. »Ich möchte mir nicht vorstellen müssen, dass jemand, den ich liebe, ob lebendig
oder tot, zwischen all dem Müll im Fluss oder sogar draußen im Ozean treibt …«
    Er deutete mit dem Kinn auf das einzige Fenster in der Bar. Es war zwar breit, aber nur dreißig Zentimeter hoch und oben in der Wand eingelassen, viel näher an der Decke als am Boden, wodurch es einen äußerst begrenzten Blick auf die Welt draußen bot, wenn man denn einen erhaschen wollte. Es gestattete nur einem schmalen Streifen Halblicht, das bedrückende Dunkel der Bar zu durchbrechen, und verhieß den Hoffnungslosen hier drinnen nur wenig Erleuchtung.
    Unwetterartiger Regen hatte während der vergangenen achtundvierzig Stunden das Tiefland Georgias und South Carolinas durchtränkt. Nicht nachlassender Regen. In Sturzbächen ergoss sich das Wasser aus den undurchdringlichen Wolken.
    Zeitweise war der Regen so dicht, dass man nicht mal das andere Flussufer erkennen konnte. Tief liegende Gebiete hatten sich in Seen verwandelt. Straßen waren wegen Überflutung gesperrt worden. Wie über Stromschnellen raste das schäumende Wasser im Rinnstein den Gullys entgegen.
    Der Barkeeper wischte den Zitronensaft von seinen Fingern und putzte die Messerklinge an einem Handtuch ab. »Man kann es ihnen nicht verübeln, dass sie bei diesem Regen die Suche abgeblasen haben. Wahrscheinlich werden sie die Leiche nie finden. Ich schätze, die Sache wird für immer ein Rätsel bleiben. War es Mord oder Selbstmord?« Er warf das Handtuch beiseite und stützte sich auf den Tresen. »Was, glauben Sie,
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