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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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zuckte nur mit den Achseln. »Ich halte schon noch ein wenig durch.«
    »Das ist gut. Dann können wir heute noch Sweetbriar erreichen.«
    »Sweetbriar?«
    »Da wohne ich. Über hundert Morgen bestes Land — das schönste, das du je gesehen hast!« Er reichte ihr noch ein Stück Fleisch.
    »Lebst du dort allein?« »Nein. Es ist beinahe eine Stadt«, erklärte er lachend. »Da gibt es die Emersons, die Starks, die Tuckers — alles nette Leute. Du wirst sie sicher mögen.«
    »Heißt das, daß ich auch da leben soll?«
    »Aber sicher, du sollst mir doch das Lesen beibringen. Du hast doch unsere Abmachung nicht vergessen, oder?«
    Sie lächelte, weil sie wirklich nicht mehr daran gedacht hatte. »Nun, das scheint mir eine leichte Aufgabe zu sein.«
    Sie kamen am späten Abend in Sweetbriar an. Linnet war erschöpft und müde, jede Faser ihres Körpers schmerzte. Sie konnte nur flüchtige Blicke auf ein paar festgefügte Blockhäuser werfen, bevor Devon die Arme nach ihr ausstreckte und sie sich dankbar hineingleiten ließ. Er trug sie auf eine Hütte zu.
    »Devon, bitte! Ich kann ganz gut selbst gehen. Ich bin nur ein bißchen müde!«
    »Nach allem, was du durchgemacht hast, wundert es mich, daß du überhaupt noch deine Augen offenhalten kannst. Gaylon!« brüllte er über ihren Kopf hinweg. »Mach die Tür auf und laß mich rein!«
    Die Tür öffnete sich. Im Türrahmen erschien ein alter Mann mit gerunzelter Stirn. »Wo kommst du denn um diese Zeit her, und was hast du da auf dem Arm?«
    »Das ist eine Frau.«
    Der dicke alte Mann hob eine Lampe hoch und leuchtete in Linnets Gesicht, und sie blinzelte, weil das grelle Licht sie blendete.
    »Sieht nicht gerade nach etwas aus«, urteilte der Alte.
    »Ich bin Linnet Blanche Tyler, Mr. Gaylon, und ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.« Sie streckte ihm ihre Hand entgegen.
    Der alte Mann sah sie verwundert an — ein dreckiges, zerlumptes Mädchen, das im Arm eines Mannes lag, benahm sich, als würde sie gerade dem Präsidenten der Vereinigten Staaten vorgestellt. Er sah ungläubig zu Devon, der ihn fröhlich angrinste. »Na, ist sie nicht was ganz Besonderes? Genauso hat sie sich benommen, als ich sie im Lager von Crazy Bear gefunden habe.«
    »Crazy Bear! Der hat sie dir doch bestimmt nicht einfach so überlassen, bloß weil du gefragt hast!«
    »Natürlich nicht. Das beweist die Wunde an meinem Arm.«
    »Devon, würdest du mich bitte absetzen?«
    Gaylon starrte sie an. »Mit wem redet sie?«
    »Mit mir!« gestand Devon verlegen. »Sie nennt mich Devon.«
    »Wie kommt denn das?«
    »Weil ich so heiße, du altes Huhn! Devon Macalister.«
    »Also, für mich warst du immer nur Mac.«
    »Du kannst dich ja mit ihr mal darüber unterhalten«, grunzte Devon und setzte Linnet ab. »Geh und hol Agnes rüber! Sie wird das Mädchen mögen, weil sie so ein feines Englisch spricht, Manieren und das alles hat.«
    »Ach, deshalb spricht sie wohl so komisch?«
    »Ja deshalb! Nun los, hol Agnes und beeil dich!«
    Er führte Linnet zu einem Stuhl, der vor dem Kamin stand. Dankbar setzte sie sich. Sie konnte sich nicht erinnern, je zuvor so erschöpft gewesen zu sein.
    »Agnes wird in einer Minute hier sein und sich um dich kümmern«, versicherte Devon Linnet, während er das Feuer neu entfachte.
    Noch während er sprach, betrat eine Frau den Raum — zumindest schien es Linnet so, als sie fast schon schlafend aufschaute. Die Frau war groß, und ihre roten Wangen zeugten von häufigem Aufenthalt im Freien. Über ihr Nachthemd hatte sie einfach einen Männermantel geworfen. Sie wirkte sauber und frisch, und Linnet fühlte sich noch schmutziger als zuvor.
    »Mac, was für ein Zeug hat mir Gaylon da eben erzählt?«
    Linnet erhob sich. »Ich fürchte, ich bin die Ursache all dieser Schwierigkeiten. Devon hat mich vor den Indianern gerettet, und ich bedaure, daß ich Ihnen ungelegen bin und Ihnen zur Last falle.«
    Agnes lächelte das schmutzige Mädchen mütterlich an, während Devon und Gaylon wissende Blicke tauschten.
    »Sie hat in den letzten Tagen weder viel gegessen noch genügend Schlaf gehabt. Sie hat eine harte Zeit durchgemacht«, erklärte Devon.
    »So wie sie aussieht, klingt das wie eine Untertreibung. Ich nehme sie mit zu mir. Wie heißt du?«
    »Linnet Blanche Tyle«, antwortete Devon an ihrer Stelle. »Paß bloß auf sie auf, sonst führt sie deinen Haushalt, ehe du dich auch nur umgedreht hast.«
    Linnet schaute verwirrt zu Boden.
    »Komm nur mit mir, Linnet.
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