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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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Rippen.«
    »Vögel?« fragte sie und band das Hemd wieder vor dem Bauch zusammen. »Ich habe aber keinen Schuß gehört.«
    »Man kann auch auf andere Art und Weise jagen. Es geht auch ohne Gewehr. Während du anfängst zu kochen, werde ich mich ein bißchen am Bach unten waschen.«
    Linnet sah sehnsüchtig auf das Wasser. »Ich würde auch gern baden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, du wirst ein bißchen mehr als klares Wasser brauchen, um diesen Dreck runterzukriegen.«
    Sie blickte auf den zerlumpten Rock, das zerrissene Hemd und ihre schmutzige, mit Fett beschmierte Haut. »Sehe ich wirklich so schrecklich aus?«
    »Ich habe schon alte Krähen gesehen, die hübscher waren als du.«
    Sie schnitt eine Grimasse. »Dann verstehe ich nicht, warum du soviel riskiert hast, um mich zu retten. Du hättest ums Leben kommen können, Devon.«
    »Eigentlich verstehe ich mich selbst nicht«, erwiderte er ernsthaft, als er ihr die toten Vögel zuwarf. »Du weißt doch, wie man sie zubereitet, nicht wahr?«
    Zum ersten Mal lächelte sie ihn richtig an und zeigte dabei perlweiße Zähne. »Gott sei Dank, kann ich kochen.«
    Ihr Lächeln erinnerte Devon daran, daß sie noch andere Zeichen weiblicher Eigenschaften unter dem Schmutz versteckte. Er drehte sich rasch um und machte sich an den Satteltaschen zu schaffen. Dann klemmte er ein Bündel unter den Arm und ging zum Bach.
    Als er zurückkehrte, starrte Linnet ihn verblüfft an. Er sah ganz verändert aus. Er trug jetzt dunkelblaue Baum-
    wollhosen, und ein grobgewebtes Hemd bedeckte seine breiten Schultern. Sein indianisches Aussehen war mit den Lederhosen und der Halskette verschwunden. Übriggeblieben waren nur seine kühne Adlernase, ein markantes Profil und das dunkle, glatte Haar. Er lachte, als er sich am Feuer niederließ. »Jetzt fühle ich mich wieder wie ein zivilisierter Mensch.«
    Sie strich sich über die Haarsträhnen, die an ihrem Kopf klebten. »Das ist mehr, als ich von mir behaupten kann.«
    »Wenn ich deinen Gestank aushalten kann, wirst du es ja wohl auch können.«
    Sie machten sich hungrig an die gebratenen Vögel. Das Geflügel schmeckte köstlich nach dem Dörrfleisch und dem faden Maisbrei. Nach dem Essen schob Devon Laub zusammen und bereitete daraus zwei Betten vor, die ein paar Meter voneinander entfernt waren. Er reichte ihr eine Decke.
    »Die wird nicht mehr zu gebrauchen sein, nachdem ich darunter geschlafen habe«, lachte sie.
    Devon sah sie mit einem seltsamen Glitzern in den Augen an. Im silbrigen Mondlicht war kaum noch zu erkennen, wie schmutzig sie war. »Das bezweifle ich«, meinte er ruhig.
    Linnet sah in seine Augen, und einen Augenblick lang empfand sie fast so etwas wie Furcht vor diesem Mann, dem sie doch soviel zu verdanken hatte. Sie wandte sich ab und legte sich hin. Sie war so müde, daß sie einschlief, bevor sie Zeit hatte, ihre unbestimmte Angst näher zu ergründen.
    Als sie erwachte, war sie allein. Das Knacken eines brechenden Zweiges ließ sie herumfahren. Devon stand am Rand der kleinen Lichtung und hielt ein totes Kaninchen in der Hand. »Frühstück«, rief er fröhlich. »Aber heute morgen werde ich kochen!«
    Sie lächelte ihm zu, ging hinunter zum Bach und war fest entschlossen, sich heute zu säubern. Nach ein paar Minuten gab sie ihre Bemühungen allerdings auf. Der klebrige Dreck schien durch die Berührung mit Wasser nur noch hartnäckiger zu werden. Sie kehrte zu ihrem Lagerplatz zurück.
    Devon sah ihr entgegen und brach in schallendes Gelächter aus. Aber er verstummte sofort, als er merkte, daß sie den Tränen nahe war, und ging zu ihr. Mit einem Zipfel seines Hemdes wischte er über ihr verschmiertes Gesicht. »Es ist kaum zu glauben, aber das Wasser hat alles noch schlimmer gemacht. Ich hoffe, daß die Leute in Sweetbriar dich überhaupt für ein menschliches Wesen halten.«
    Linnet blickte zu Boden. »Tut mir leid, daß ich so widerlich aussehe.«
    »Komm, setz dich und iß was. Ich für mein Teil habe mich schon an dich gewöhnt.«
    Sie setzte sich und biß in eine Kaninchenkeule. Als ihr der Fleischsaft übers Kinn lief, wischte sie ihn ab und grinste ihn an. »Vielleicht sollte ich für unsere nächste Mahlzeit hinter den Tieren herlaufen und sie zu Tode erschrecken.«
    Devon lachte mit. »O ja — dazu wärst du glatt imstande!«
    Den ganzen Tag über ritten sie in scharfem Tempo, und Linnet hatte Mühe, die Augen offenzuhalten.
    Nachmittags sagte Devon: »Du mußt sehr müde sein.«
    Sie
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