Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
Hör’ nicht auf diese beiden Dummköpfe. Was möchtest du zuerst — essen oder schlafen?«
    »Am liebsten würde ich baden!«
    »Das kann ich gut verstehen«, schmunzelte Agnes.
    Kurze Zeit später schlüpfte Linnet dankbar in das frischbezogene Bett. Sie hatte sich von Kopf bis Fuß abgeschrubbt, bis Agnes sie gebremst hatte. Dann hatte sie vier Spiegeleier und zwei riesige Scheiben geröstetes Brot, die dick mit Butter bestrichen waren, vertilgt. In einem Nachthemd, das ihr um einiges zu lang war, streckte sie sich zufrieden aus und schlief sofort ein.
    Als Linnet erwachte, war es ruhig im Haus, doch sie vermutete, daß es fast Mittag sein mußte. Sie gähnte und strich sich übers Haar, um sich zu vergewissern, daß es auch wirklich sauber war. Dann kroch sie aus dem Bett und schlich zur Leiter des Dachbodens, um hinunterzuschauen. Die Haustür öffnete sich, und Agnes trat ein.
    »Bist du wach? Das ist schön. Ganz Sweetbriar stirbt vor
    Neugier, weil die Leute die Frau kennenIernen wollen, die Mac mitgebracht hat. Ich war gerade bei Tuckers drüben. Ihre Tochter Caroline hat mir ein Kleid gegeben, das dir eigentlich passen müßte. Komm runter, dann können wir es anprobieren.«
    Linnet kletterte die steile Leiter hinunter. Dabei mußte sie ihr langes Nachthemd raffen.
    Agnes hielt das Kleid prüfend vor Linnet. »Genau, wie ich es mir gedacht habe — über der Brust müssen wir es wohl etwas weiter machen. Du setzt dich jetzt hin und frühstückst, während ich es ändere. Es dauert nicht länger als eine Minute.«
    Linnet aß Maismehlkuchen mit Schinken und Honig, während sich Agnes an dem Baumwollkleid zu schaffen machte.
    »Siehst du? Schon erledigt. Zieh es mal an.« Sie streifte Linnet das Kleid über und lächelte sie dann an. »Ich denke, Mac wird sehr überrascht sein, wenn er sieht, was er da mitgebracht hat.«
    »Sehe ich wirklich so anders aus?«
    »Liebes, wenn ich mich eine Stunde lang im Dreck wälzen würde, dann wäre ich immer noch hübscher als du gestern abend. Laß mich dein Haar bürsten.«
    »Agnes, du darfst mich nicht so verwöhnen! Bitte, laß dir von mir helfen!«
    »Du hast dich schon letzte Nacht oft genug bedankt. Sieh mal, es macht mir Freude, mich um dich zu kümmern. Ich hatte nie eine Tochter.« Agnes trat einen Schritt zurück und bewunderte ihr Werk. Linnets tiefgoldenes Haar floß in schweren Locken den Rücken hinunter. Lange dunkle Wimpern umrahmten schwer und seidig die großen Augen, deren faszinierendes Leuchten einen förmlich dazu zwang, sie anzuschauen und herauszufinden, welche Farbe sie hatten.
    Agnes betrachtete Linnets schmale, appetitlich gerundete
    Figur in dem gutsitzenden Kleid. »Du wirst Corinne ganz hübsch durcheinanderbringen.«
    »Corinne?«
    »Die älteste Tochter der Starks. Seit sie zwölf ist, ist sie hinter Mac her. Jetzt, da sie kurz davorstand, ihn endlich zu bekommen — da taucht hier jemand wie du auf.«
    »Mac? Ach, du meinst Devon. Hat er dir nicht erzählt, daß ich ihm Lesen beibringen soll? Aus dem Grund hat er mich doch hierhergebracht.«
    »Wirklich? Nun, ich hätte es ihm auch beibringen können ... Aber ist ja auch egal. Laß uns jetzt gehen. Ich kann es kaum erwarten, Macs Gesicht zu sehen.«
    Das Haus von Agnes Emerson lag etwas über eine Meile von der Lichtung entfernt, auf der Devons Handelsposten und die anderen Blockhütten standen. Als die Frauen dort ankamen, stand eine Gruppe, die hauptsächlich aus Kindern bestand, vor der Tür und wartete auf die Frau, die Mac hierhergebracht hatte. Den ganzen Morgen war über das Ereignis ausgiebig getratscht worden, und Gaylon hatte sich alle Mühe gegeben, Linnets Ankunft in den schillerndsten Farben auszumalen.
    »Sie sieht nicht so aus, wie Mac behauptet hat«, meinte eine Stimme in Linnets Rücken.
    Sie drehte sich herum und bemerkte einen etwa siebenjährigen Jungen mit schmutzigem Gesicht. Aus seiner Hosentasche hing ein Stück Schnur. »Was hat er denn gesagt?« fragte sie.
    »Er sagte, du wärst die tapferste Frau, die er je gesehen hat.«
    Linnet lächelte. »Er kennt mich nicht sehr gut, weißt du. Ich hatte soviel Angst, daß ich keinen Mucks von mir gegeben habe. Aber er ist sehr mutig. Bestimmt möchtest du etwas über seinen Kampf mit Gefleckter Wolf erfahren.«
    »Mac hat mit einem Indianer gekämpft?«
    »Ja, das hat er.«
    »Du redest so komisch. Wie kommt das?«
    »Ich komme aus England.«
    »Ach so. Ich muß jetzt gehen. Bis bald!«
    Agnes legte den Arm um Linnet.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher