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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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»Wie geht es deinem Arm?«
    »Mein Arm ist in Ordnung.«
    »Darf ich mir die Wunde noch einmal anschauen?«
    »Ich möchte nicht bemuttert werden, besonders von...«
    Linnet wandte sich um, sie hatte keine Ahnung, warum er so schroff war, aber sie war nicht gekränkt.
    Devon musterte eingehend die Spitze seines Stiefels und war so wütend auf sich selbst, weil er so giftig reagiert hatte, und genau das machte ihn noch zorniger. »Verdammt!« brach es aus ihm heraus.
    »Wie bitte?«
    Er sah sich in der verwahrlosten Hütte um. »Von was willst du eigentlich leben? Hast du überhaupt schon mal drüber nachgedacht?«
    »Nein, noch nicht. Ich hatte überhaupt keine Gelegenheit dazu. Bis jetzt hat immer jemand für mich gesorgt — zuerst du, dann Agnes. Natürlich hast du Agnes erzählt...«
    Er unterbrach sie: »Also, soweit ich mich erinnere, hatten wir vereinbart, daß du mir das Lesen beibringst. Du kannst hier in dieser Hütte bleiben, aber Essen und Kleidung kann ich dir nicht bezahlen.«
    »Das erwarte ich auch gar nicht von dir. Du hast schon viel zuviel für mich getan.«
    Er bemerkte, daß das grelle Sonnenlicht den Raum überflutete. Der Staub schien Linnet in einen schimmernden Strahlenkranz einzuhüllen. Ihre großen Augen blickten ihn an, und sie schien ganz einverstanden damit zu sein, daß er sich weigerte, für sie aufzukommen. Sie würde nie mehr verlangen, als er freiwillig geben würde.
    Sie lächelte wieder, ihre Augen schimmerten im Sonnenlicht. »Wer kocht eigentlich für dich, Devon?«
    Er brauchte einen Augenblick, ehe er antworten konnte: »Gaylon — sofern man seine seltsamen Versuche überhaupt als Kochen bezeichnen kann. Manchmal hat eine der Frauen Mitleid mit mir und lädt mich zum Abendessen ein.«
    »Ich möchte dir einen Handel vorschlagen.«
    »Mit was kannst du denn handeln? Sogar das Kleid, das du trägst, ist geborgt.« Unwillkürlich sah er sie genauer an, und er wußte, daß dieses Kleid noch nie so schön ausgesehen hatte.
    »Ich kann kochen. Wenn du mir die Zutaten besorgst, werde ich für dich die Mahlzeiten zubereiten. Und wenn
    du Kleidung und Wäsche brauchst, werde ich dir Hemden nähen. Als Lohn darf ich mir Stoff für Kleider aussuchen. Ist das nicht ein faires Angebot?«
    Mehr als fair, mußte er sich eingestehen. »Und wer sorgt für dein Feuerholz?«
    »Das kann ich selbst machen. Ich bin kräftig genug.«
    Sie schien alles andere als kräftig zu sein. Er schüttelte den Kopf und mußte lächeln. »Ich könnte darauf wetten — wenn man dich in einen Misthaufen werfen würde, kämst du heraus und würdest immer noch nach Rosen duften.«
    Sie erwiderte sein Lächeln. »Das habe ich in den letzten Tagen bewiesen, glaube ich.« Sie legte ihre Hände an den Kopf. »Es ist herrlich, wieder sauber zu sein und frische Kleidung zu tragen.« Linnet strich über den Baumwollrock. »Du hast noch gar nicht gesagt, Devon, wie ich aussehe. Warst du sehr überrascht, daß ich nicht mehr das verwahrloste Kind bin?« Sie strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Es ist wundervoll, daß ich mein Haar wieder berühren kann, ohne fettige Finger zu bekommen.«
    Das glitzernde Goldgespinst auf ihrem Kopf zog ihn unwiderstehlich an, und er nahm eine Strähne in die Hand und rieb sie zwischen den Fingern. »Ich hätte nie gedacht, daß es blond ist. Es war so dunkel.« Als er ihr lächelndes Gesicht sah, verflog auch der Rest seiner Wut. »Linnet, als ich dich heute morgen sah, warst du ein ganz anderer Mensch. In dem Indianerzelt habe ich ein stinkendes, schwarzes Bündel vorgefunden... Aber... Komm, laß uns hier Ordnung schaffen.«
    »O nein!« widersprach sie rasch. »Jetzt, da wir uns einig sind, müssen wir uns um die Kinder kümmern.«
    Mac war sich nicht sicher, ob er sie richtig verstanden hatte: »Die Kinder?«
    »Die Kinder, die Crazy Bear gefangenhält natürlich! Wir können sie doch nicht bei ihm lassen.«
    »Moment mal! Du weißt nicht, wovon du redest. Wir haben gelernt, daß es besser ist, die Indianer in Ruhe zu lassen, dann haben wir auch unseren Frieden.«
    »Frieden!« zischte sie. »Sie haben meine Eltern ermordet, und jetzt haben sie die Kinder in ihrer Gewalt! Ich kann die Kleinen unmöglich dort lassen! Ich muß sie zu ihren Verwandten bringen!«
    »Du! Du kannst sie also nicht dort lassen? Hast du denn schon vergessen, was diese Wilden dir antun wollten?«
    »Nein«, sagte sie leise und schluckte. »Ich habe aber auch nicht vergessen, daß sie meine Eltern
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