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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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»Komm. Und ihr —« sie wandte sich an die Kinder, »hört sofort auf, sie anzustarren, als ob sie ein seltenes Tier wäre! Komm, ich will dich Mac zeigen.«
    Das Blockhaus war L-förmig gebaut und sehr geräumig. Devon stand mit dem Rücken zur Tür in seinem Laden. Er unterhielt sich mit einem dunkelhaarigen Mädchen, das eine sehr ansehnliche Figur hatte.
    Das Mädchen brach mitten im Satz ab und starrte fassungslos auf Agnes und Linnet, die im Türrahmen standen. Devon drehte sich ebenfalls um, sah sie an, und seine Augen weiteten sich erstaunt.
    »Warum sagst du nichts? Na, ist das ein kleiner Unterschied zu dem stinkenden Bündel Lumpen, das du mir gestern nacht mitgegeben hast?« In Agnes Augen tanzten Funken.
    Devon blieben die Worte im Hals stecken. Linnet war sehr, sehr schön. Ein zartgeschnittenes, kleines Gesicht mit riesengroßen Augen, einer zierlichen Nase und weichen Lippen, die zu einem sanften Lächeln geschwungen waren. Er wußte nicht genau, warum, aber er fühlte sich irgendwie betrogen. Warum hat sie mir nicht gesagt, daß sie so verdammt hübsch ist? dachte er ärgerlich. Sie hätte es ihm ja gar nicht beschreiben müssen, aber wenigstens eine Warnung aussprechen können!
    »Ich glaube, er hat die Sprache verloren. Darf ich dir Corinne Stark vorstellen? Sie ist oft hier im Laden zu finden.« Der Ton in Agnes Stimme machte jedem klar, wie sie über Corinnes Vorwitzigkeit dachte.
    Devon wandte seinen Blick von den Frauen ab; er starrte auf einen großen Tisch, der mit Pelzen bedeckt war. »Agnes, warum bringst du sie nicht zum Blockhaus vom alten Luke? Man müßte es nur gründlich putzen, dann hätte Linnet ein Dach über dem Kopf.«
    Linnet sah Agnes fragend an. Sie war unsicher, weil Devon sich so abweisend verhielt. Doch Agnes hielt den Blick stur auf Devons breiten Rücken gerichtet und sagte: »Ich hab’ zuviel mit meinem eigenen Haushalt zu tun. Geh du doch und zeig’s ihr.«
    Corinne lächelte und wandte sich honigsüß an Devon: »Ich werde dich begleiten, Mac.«
    Agnes musterte Corinne mit einem kühlen Lächeln. »Ach, Corinne, Schätzchen, ich brauche dringend deine Hilfe. Deine Mutter hat mir ein Muster für eine Steppdecke gegeben, und jetzt komme ich mit dem Weben nicht zurecht. Deine Mutter meinte, du wärst die richtige Person, um mir zu helfen.«
    Corinne blitzte Agnes wütend an. »Das könnte ich ja auch ein andermal machen.«
    Agnes’ Blick schien das Mädchen förmlich aufzuspießen. »Ich kann über meine Zeit nicht so frei verfügen wie du. Heute morgen könnte ich deine Hilfe gebrauchen.«
    Corinne wußte, daß sie verloren hatte. Sie senkte ergeben den Kopf und sandte noch einen letzten Blick zu Devons breitschultriger Gestalt hinüber. Dann folgte sie Agnes.
    Jetzt waren die beiden allein im Laden, doch Devon drehte Linnet immer noch den Rücken zu. Sie ging zu ihm. »Devon?«
    Er drehte sich um, vermied aber ihren Blick und schaute in unbestimmte Fernen. »Wenn wir uns das Blockhaus ansehen wollen, sollten wir besser gehen. Ich habe noch eine Menge zu tun.« Er marschierte einfach los, und Linnet hatte Mühe, mit ihm Schritt zu halten.

3
    Die Hütte, die nur wenige Meter von dem Laden entfernt lag, war eine halbe Ruine. Durch ein großes Loch im Dach fiel Sonnenlicht in den Innenraum. Devons und Linnets Eintritt scheuchte ein paar Hühner auf, die im Kamin gebrütet hatten. Flughörnchen stürmten in Scharen durch die zerbrochenen Fensterscheiben. Devon scheuchte die Tiere, deren wildes Flügelschlagen Unmengen von Staub aufwirbelte, wütend aus dem Raum. »So sieht’s hier also aus. Ich gebe ja zu — es ist nicht grad ein Palast, aber mit ein bißchen Arbeit kann man es sich hier ganz gemütlich machen. Du scheust doch vor Arbeit nicht zurück, oder hast du dich jetzt ganz und gar in eine englische Lady verwandelt?«
    Sie lächelte zu ihm auf, und er dachte an die zwei Nächte, die sie allein in der Wildnis verbracht hatten. Es ist schon ein Segen, daß sie da nicht so ausgesehen hat wie jetzt, dachte er und sah weg.
    »Devon, bist du böse auf mich?«
    »Warum sollte ich wohl böse sein? Aus welchem Grund sollte ich wohl wütend auf dich sein? Ich habe gehört, daß selbst der kleine Jessie Tucker zu der Schar deiner Anbeter zählt, obwohl dieses Kind normalerweise um jede Frau einen Riesenbogen macht. Nein, es gibt wahrhaftig keinen Grund, böse auf dich zu sein!« Er setzte sich auf eine Bank und wirbelte dabei eine Staubwolke auf.
    Sie blinzelte ihn an.
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