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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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Devon.
    »Lester hier ist, wie du dich sicher erinnerst, ein Pfarrer. Er wird euch hier an Ort und Stelle trauen. Und wenn du nicht zustimmst, dann werden wir eben etwas nachhelfen.«
    Linnet sah auf all die vertrauten Gesichter ringsum. Alle waren irgendwie bewaffnet — mit Gewehren, Mistgabeln oder Hacken. Sie fragte sich, wie weit Doll wohl gehen würde.
    »Weißt du was, Alter? Du kannst mir den Buckel runterrutschen!« rief Devon wütend aus. »Ich kann es auf den Tod nicht leiden, wenn mir jemand sagt, was ich zu tun habe! Erst recht nicht, wenn’s um mein Privatleben geht! Ob und wann ich heirate, ist meine Angelegenheit, und ich kann auf eure guten Ratschläge verzichten!«
    »Erschießt ihn«, zischte Linnet leise. Jedermann sah sie verblüfft an. Ihre Augen waren rot vor Wut. »Ihr habt doch gehört — erschießt ihn! Ihr könnt euch nicht vorstellen, was ich durchgemacht habe, seit ich diesem Mann begegnet bin! Die ganze letzte Woche hat er immer wieder beteuert, wie sehr er mich liebt und daß er mich heiraten will. Und jetzt finde ich heraus, daß er nur seinen Spaß haben wollte.«
    »Linnet!« empörte sich Devon und griff nach ihrer Hand. »Das ist nicht wahr! Du weißt, daß das nicht stimmt!«
    »Ich weiß nur, daß du dich weigerst, mich zu heiraten.«
    »So ist es doch gar nicht. Es ist nur... Ich lasse mich nicht gern zwingen!«
    »Ach! Und ich zwinge dich also? Ich glaube, ich habe ziemlich viel an Toleranz und Geduld bewiesen! Zumindest, was dich angeht.«
    Er starrte sie an. Plötzlich fing er an zu lachen und nahm sie fest in den Arm. »Du versuchst es schon wieder, nicht wahr?«
    Sie schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Er hielt sie etwas weg. »Ich glaube, es wird noch einige Zeit dauern, bis ich dir beigebracht habe, daß der Mann das Oberhaupt der Familie ist!«
    »Familie?« fragte sie mit großen Augen.
    Devon sagte über die Schulter hinweg zu Doll: »Geh und hol Lester. Ich bin bereit!«
    Doll grinste und senkte seine Flinte. »Es wurde aber auch Zeit!«
    Es wurde eine stille Hochzeit. Einige Frauen schnieften gerührt, und selbst in Gaylons Augen schimmerten Tränen. Corinne und Esther hatten Blumenkränze geflochten, die sie über Linnets zerrissenes Kleid drapierten. Dazu hielt sie noch einen Strauß in ihren zitternden Händen. Nachdem die Entscheidung nun einmal gefallen war, schien sich Devon keine Gedanken mehr über die Tragweite seines Entschlusses zu machen. Obwohl Linnet fand, daß seine Hände sich eiskalt anfühlten.
    »Du darfst jetzt die Braut küssen.«
    Devon ergriff Linnets Schultern und küßte sie heftig. Linnet war etwas erstaunt über seine spürbare Erleichterung am Ende der Zeremonie. Als Lyttle sie auf die Wange küßte, schoß ihr ein seltsamer Gedanke durch den Kopf — später einmal würde sie mit Devon vor dem Kamin sitzen, und er würde ihr mitteilen, was er während der Trauung gedacht hatte.
    Sie setzten sich wieder alle zum Essen um das Feuer. Devon und Linnet sahen sich nicht an. Beide waren plötzlich unsicher und schüchtern. Nach zwei Stunden wurden sie von Lyttle und Jonathan zu einer kleinen Laubhütte geführt, die etwas abseits von den anderen lag.
    »Wir haben uns gedacht, daß ihr nach einem so langen Tag vollkommen erschöpft sein müßt. Deshalb lassen wir euch jetzt allein«, brummte Lyttle unbeholfen. »Aber ich warne euch — wir erwarten ein großes Fest, wenn wir wieder daheim sind!«
    Devon lächelte und führte Linnet in die Hütte.
    »Mir tut wirklich alles riesig leid«, begann Devon. »Nicht nur die Geschichte mit Crazy Bear, sondern... alles! Aber ich verspreche dir, daß ich von heute an ein guter, solider Ehemann sein werde!«
    Linnet sah ihn sehr, sehr ernst an: »Heißt das, du willst immer ein perfekter Ehemann sein, der nicht gleich bei allem, was ich tue, in die Luft geht und —«
    In Devons Gesicht blitzte Zorn auf. »Verdammt noch mal, Linnet! Ich bin —« Er brach ab, als er in ihre lachenden Augen sah. »Du bist doch die ungewöhnlichste Frau, die ich je kennengelernt habe!«
    Linnets freudiges, befreites Gelächter schallte durch das Lager.
    »Halt’s Maul, Doll«, sagte Agnes, als der Alte glücklich mitlachte. Aber weder Devon noch Linnet bekamen etwas davon mit — für eine lange, lange Zeit waren sie taub für jedes Geräusch.
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