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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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wie erschöpft sie war. Sie brauchte dringend jemanden, der sich um sie kümmerte.
    »Sieht so aus, als wäre sie fix und fertig«, meinte Cord leise. »Ihr beide habt bestimmt ’ne Menge durchgemacht.«
    Devon nickte. »Crazy Bear hatte mich einige Zeit in seiner Gewalt. Er hat mir ein bißchen Haut abgezogen. Und dann kam Linnet« — er sah sie voll zärtlicher Bewunderung an — »und hat mich befreit. Sie ist tagelang geritten.«
    »Wie hat sie dich denn aufgespürt?«
    »Gelbe Hand hat sie geführt. Ich weiß nicht, wie es geschehen konnte, daß sie gefangengenommen wurde und er nicht.«
    »Gelbe Hand?« Cord hob die Augenbrauen und blickte auf die schlafende Linnet. »Es ist kaum zu glauben, daß der Junge einer Weißen geholfen haben soll — nicht nach dem, was mit seiner Ma passiert ist.«
    Devon berührte sanft Linnets Haar und legte den Arm in einer beschützenden Geste um ihre Schultern. »Linnet ist eben was ganz Besonderes.«
    »Das ist sie wirklich«, grinste Cord. »Ich werde eine Weile bei euch Wache halten. Nur für den Fall, daß Crazy Bear auf dumme Gedanken kommen sollte.«
    Devon nickte und sah dem großen Mann nach. Er berührte scheu Linnets Wange. Sein Daumen strich über die Augenbraue. Er dachte daran, wie schön es war, ihr wieder nahe und in Sicherheit zu sein. Er lehnte seinen Kopf gegen den Felsen und schlief ein.
    Nur die Bäume hätten ihm von den vier Indianern berichten können, die mit brennenden Augen die Frau und die beiden Männer beobachteten. Doch die Bäume schwiegen.

24
    Es gab kein Geräusch, das ihn hätte wecken oder gar warnen können. Von einem auf den anderen Moment erwachte er und fühlte den kalten Stahl eines Messers an seiner Kehle. Als Devon die Augen aufschlug, blickte er in die bösartig funkelnden Augen Crazy Bears, der vor Triumph, sein Opfer endlich sicher zu haben, fast barst. Die Spitze des Messers verletzte Devon am Nacken, und einer dicker Blutstrahl schoß aus der Wunde.
    Linnet erwachte, weil sich Devons Körper unnatürlich versteifte. Sie spürte die Gefahr und bewegte sich nicht. Sie drehte nur den Kopf etwas zur Seite. Ihre Kehle war auf einmal wie zugeschnürt, als sie Devons blutenden Nacken sah. Seine Hand drückte jedoch ihre Schulter, und sie schwieg.
    Devon sprach leise mit dem Indianer in einer Sprache, die Linnet nicht verstand. Crazy Bears Augen glühten vor Haß, als er Linnet an den Haaren von Devon fortzog.
    »Nein, Devon! Nein!« schrie Linnet, als er versuchte, ihr nachzustürzen.
    Das Messer, das in sein Herz stoßen sollte, prallte an einer Rippe ab. Crazy Bear trat nach dem Mann, der Devon erdolchen wollte. Der Mann stürzte zu Boden. Crazy Bear wollte Devon noch nicht töten — er sollte langsam und qualvoll zu Tode gemartert werden. Devon redete immer noch leise auf den Indianer ein, aber die Worte ließen die Augen des Indianers nur noch bösartiger aufbrennen. Linnet glaubte sogar, ein höhnisches Lachen zu vernehmen. Devon und Linnet wurden mit Lederriemen gefesselt.
    »Lynna, ich...«
    Sie sah ihm gerade in die Augen, in denen mehr Schmerz zu lesen war, als sie je darin erblickt hatte. Sein Blick war schrecklich, wahnsinnig. »Devon, gib dir nicht die Schuld daran, bitte.«
    Crazy Bear stieß sie so hart in die Seite, daß sie keuchend vornüberfiel. Sie sah noch, daß drei Männer Devon festhalten mußten, der verzweifelt versuchte, sie zu schützen. Die Indianer zerrten sie von den Felsen weg ins grelle Sonnenlicht. Linnet schrie laut auf, als sie Cord erblickte. Er lag mit durchschnittener Kehle auf dem Boden und starrte mit blicklosen Augen zu ihr auf. Sie wandte sich ab, schloß die Augen, und die Indianer zogen sie weiter. Tränen stiegen in ihre Augen, als sie Devon flüstern hörte: »Bruder«, während er an der reglosen Gestalt vorbeigeführt wurde.
    Der Häuptling warf Linnet in den Sattel und stieg hinter ihr auf. Sein verschmierter, nach ranzigem Fett stinkender Arm umfaßte ihre Taille. Er hielt sie so fest, daß sie kaum Luft bekam. Sie wagte nicht, zu Devon hinüberzublicken. Sie hatte Angst, sie könnte in seinen Augen das Grauen lesen, das sie erwartete. Bitte, lieber Gott, laß es schnell gehen, betete sie. Sie dachte an Miranda und Phetna. Das Kind würde jetzt ohne Mutter aufwachsen müssen. Und Devon... Sie hob den Kopf und sah mit leerem Blick in den Wald. Ihr Vater war immer ein tapferer Mann gewesen, wie alle Tylers. Sie würde sie nicht entehren, wenn sie jetzt ihrem eigenen Tod entgegensah. Bald
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