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Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder

Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder

Titel: Das Dschungelbuch - Erst ich ein Stück, dann du : Klassiker für Kinder
Autoren: Random House
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Mogli bei den Wölfen
    Als sich die Nacht über den Dschungel gesenkt hatte und der Mond hell und silbern über den Sioni-Bergen stand, weckte der Wolf seine Frau und seine vier Jungen.
    „Es ist Zeit, auf die Jagd zu gehen“, raunte er. „Heute werdet ihr lernen, wie man …“
    Weiter kam er nicht, denn in diesem Moment verdunkelte ein Schatten den Höhleneingang. Er gehörte Tabaki, dem Schakal. Die Wölfe und die anderen Tiere des Dschungels hielten keine großen Stücke auf ihn. Tabaki war zu faul, um selber auf die Jagd zu gehen. Lieber wühlte er in den Abfallhaufen hinter den Hütten der Menschensiedlung oder bettelte er bei den Wölfen um Almosen. Außerdem war er als Klatschmaul verschrien, das schlecht über andere redete und Lügen verbreitete.
     
    „Was willst du?“, fragte der Wolf.
    „Wir haben nichts zu fressen für dich.“
    „Ich bin satt“, behauptete Tabaki.
    „Ich will euch bloß warnen.

     
    Schir Khan ist zurückgekehrt. Ihr solltet euch vorsehen !“
    Der Blick des Wolfs verfinsterte sich. „Die Sioni-Berge sind unser Revier. Der Tiger hat hier nichts verloren. Auch er muss sich an die Gesetze des Dschungels halten. “
    Tabaki lachte geckernd. „Der starke Schir Khan hat es wohl kaum nötig, euch um Erlaubnis zu fragen!“
    Erschrocken starrten die Wolfsjungen ihre Mutter an.
     
    Aber die Wölfin lächelte nur.
    „Keine Angst“, sagte sie.
    „Der Tiger mag stark sein, aber er hinkt.
    Wir Wölfe sind viel schneller als er.“

    Der Wolfsvater nickte. „Schir Khan ist derjenige, der sich vorsehen sollte“, sagte er harsch. „Denn die Menschen werden es ganz sicher nicht zulassen, dass sich ein Tiger in der Nähe ihres Dorfes herumtreibt. Sie werden den Dschungel nach ihm durchkämmen, ihn einfangen und töten.“
    Die Wölfin machte ein unglückliches Gesicht. „Womöglich werden sie das Gras in Brand stecken, um ihn in die Enge zu treiben“, äußerte sie ihre schlimmste Befürchtung. „Und dann werden wir alle von hier fortgehen müssen. Dieser lahme Tiger ist wirklich eine Plage“, fügte sie seufzend hinzu.
    „Interessant“, sagte der Schakal. „Ich werde dem großen Schir Khan wohl davon berichten müssen, wie ihr über ihn denkt.“
     
    Der Wolf richtete sich drohend auf.
    „Scher dich aus meiner Höhle !“, knurrte er.
    „Ich bin schon weg“, kicherte Tabaki
    und huschte davon.
     
    Aus dem Tal klang das hungrige Gebrüll des Tigers zu ihnen herauf.

    „So ein Dummkopf“, brummte der Wolf. „Wenn er einen solchen Lärm macht, wird er keinen einzigen Bock fangen.“
    „Sei still“, mahnte seine Frau.
    „Ich glaube, das ist kein Bock, dem Schir Khan da auf den Fersen ist“, wisperte sie.
    „Sondern?“, wollte der Wolf wissen.
    „Schsch“, machte die Wölfin nur. Sie reckte den Kopf und blickte mit spitz aufgestellten Ohren ins Tal hinunter.
    Ein Rascheln ertönte, Zweige und Blätter bewegten sich und plötzlich stand ein winziger Menschenjunge vor ihnen und sah sie mit leuchtenden Augen an.
    Die Wölfe staunten nicht schlecht. Ein Menschenjunges hatten sie noch nie gesehen. Vorsichtig ergriff der Wolf das Kind mit den Zähnen und setzte es vor seine Frau auf den Felsboden.

     
    Die Wolfskinder tappten herbei
    und beschnupperten den Jungen.
    Er lachte und vergrub seine kleinen Hände
    in ihrem weichen Fell.
    „Er gefällt mir“, sagte die Wölfin.
    „Er sieht aus wie ein Nacktfrosch.
     
    Darum nenne ich ihn Mogli. Ich werde ihn großziehen wie meinen eigenen Sohn. Er soll in unserem Rudel leben und mit uns auf die Jagd gehen.“ „Dass ich nicht lache!“, brüllte Schir Khan. „Der Junge gehört mir.“
    Mit einem Satz sprang der Tiger aus dem Grün des Dschungels hervor.

    Die Wolfsjungen jaulten erschrocken auf. Ihr Vater stellte sich schützend vor das Menschenkind. Die Wölfin packte es und dann flüchteten sich alle in die Höhle.
    Schir Khan versuchte, ihnen zu folgen, blieb aber mit seinem riesigen Kopf im Höhleneingang stecken.
    „Gebt mir meine Beute zurück!“, fauchte er.
    „Hohl sie dir doch!“, spottete der Wolf. „Aber pass auf, dass du dir an den Felswänden nicht die Ohren abreißt.“
     
    Der Tiger brüllte wütend.
    „Verschwinde!“, knurrte die Wölfin.
    „Oder ich schlage dir meine Zähne
    ins Gesicht.“
     
    Schir Khan fauchte noch ein zweites Mal, dann zog er seinen Kopf aus dem Höhleneingang und hinkte in den Dschungel zurück.
    „Diese Schmach wird er nicht auf sich sitzen lassen“, brummte der Wolf.
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