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Rendezvous in Kentucky

Titel: Rendezvous in Kentucky
Autoren: Jude Deveraux
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war alles vorüber. Devon und sie würden sich in einer anderen Welt wiedertreffen, in einer Welt, in der Gefahr oder Kummer keinen Platz hatten. Linnet hob ihr Kinn und setzte sich stolz auf. Sie würde das Andenken ihrer Vorfahren und den Mann, den sie liebte, nicht dadurch entehren, daß sie sich feige zeigte!
    Devon beobachtete sie. Ihm drehte sich der Magen um, wenn er daran dachte, was Crazy Bear seiner geliebten Linnet alles antun würde. Er hatte versucht, mit dem Indianer zu handeln, doch Crazy Bear war nicht darauf eingegangen. Er wollte sie beide. Devon wünschte sich plötzlich, daß Linnet ihn nie befreit hätte. Sie nie wiederzusehen, wäre immer noch besser gewesen, als sie in diese Situation gebracht zu haben. Der Anblick ihres trotzig erhobenen Kinns zerriß ihm fast das Herz, und er wandte sich ab.
    Es war schon Nacht, als sie das neue Lager von Crazy Bear erreichten. Dieses Mal wurden die Gefangenen nicht in eine der Hütten geworfen. Sie wurden an zwei Holzpfähle gebunden, die etwa einen Meter voneinander entfernt standen. Zwei Männer bewachten sie, während die anderen ausgelassen am Feuer saßen und einen Krug mit Whisky herumgehen ließen. Ein einziges Mal versuchte Linnet, mit Devon zu reden. Doch seine Stimme klang so niedergeschlagen, daß sie sich jedes weitere Wort versagte.
    Während der ganzen Nacht wurden sie immer wieder von den Frauen mit angespitzten Stöcken gestoßen, während die Männer dabeisaßen und zusahen.
    »Werden sie im Morgengrauen anfangen?« flüsterte Linnet mit brüchiger Stimme. Sie atmete tief, um die Schmerzen besser ertragen zu können.
    »Ja«, erwiderte er kaum hörbar. »Lynna, ich... ich möchte dir nur sagen, daß...«
    Die Fesseln schnitten in ihr Fleisch, als sie versuchte, ihn anzusehen: »Sag bitte nichts mehr. Ich wußte ja, daß ich mein Leben riskiere, als ich in Spring Lick losgeritten bin.«
    Er heftete seinen Blick auf die Bäume und betete zu den Göttern seines Urgroßvaters. Er bat um die Stärke, Linnets Verlust zu ertragen. Er betete, daß er es aushalten würde, wenn sie leiden mußte.
    Ein Schuß, der durch den dichten Wald hallte, ließ alle aufhorchen. Devon blickte in den Wald und sah eine Menge Schatten an einer Stelle, an der eigentlich niemand hätte sein dürfen. Die verschwommene Gestalt kam ihm bekannt vor. Die Art, wie die lange dünne Figur den Arm hob, war ihm seltsam vertraut. Er riß die Augen auf. Nein! Das konnte nicht wahr sein!
    Die vier Indianer sprangen auf die Füße, ihre Bogen und Pfeile in der Hand — aber was konnten solch armselige Waffen gegen die Langbüchsen aus Kentucky schon ausrichten?
    »Was ist passiert?« fragte Linnet, doch Crazy Bears Blick ließ sie verstummen.
    Erneut war ein Schuß zu hören. Einer der Indianer stürzte mit einem großen Loch in der Brust zu Boden. Linnet schloß die Augen und preßte ihr Gesicht in die Schulter, um sich von dem Grauen, das sie umgab, abzuschirmen. So sah sie nicht, daß Crazy Bear mit erhobener Streitaxt auf Devon losstürmte. Buchstäblich in letzter Sekunde wurde Devon durch die Mistgabel eines Weißen gerettet.
    Devon zerrte an seinen Fesseln. »Linnet! Sieh doch! Schau dir das mal an!«
    Ein Höllenlärm umtobte sie, Schreie ertönten. Sie wollte nicht aufsehen.
    »Linnet!«
    Sie hob den Kopf gerade rechtzeitig, um Agnes Emerson zu erkennen, die sich auf den Lauf eines Gewehrs stützte. Verwundert sah sich Linnet um. Sie waren alle hier! Ganz Sweetbriar schwärmte durch das Indianerlager — Esther und Doll, Wilma und Floyd, Lyttle und Agnes, Phetna, Gaylon, Corinne — auch Gelbe Hand war dabei und einige andere, die sie nicht kannte. Sie fing an zu weinen, das Schluchzen schüttelte ihren Körper. Sweetbriar! Wundervolles, herrliches Sweetbriar! Sie waren gekommen, als sie Hilfe nötig hatten.
    »Alles in Ordnung?« Wilma Tucker schnitt Linnets Fesseln durch.
    Linnet konnte nicht sprechen, sie schluchzte immer noch hemmungslos. Wilma schloß ihre junge Freundin tröstend in die Arme.
    »Was sollen wir bloß mit den beiden machen?« ertönte Agnes’ Stimme.
    Linnets Gesicht verließ den schützenden Hafen von Wilmas Schulter und sah durch einen Tränenschleier Devon. Er stürmte auf sie zu, riß sie in seine Arme und hob sie hoch. Seine Tränen benetzten ihren Nacken, während sie sich fest umschlungen hielten. »Mir geht’s gut, Devon, bitte. Ich bin in Ordnung.«
    »Sieht so aus, als ob ihr beide heute nicht mehr streiten würdet, hmm?«
    Linnet wandte
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