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Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)

Titel: Von der Wüste und vom Meer: Zwei Grenzgänger, eine Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Achill Moser , Wilfried Erdmann
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Vorwort

Unterwegs in Meer und Wüste oder Zwei Welten, eine Sehnsucht
     
    Wir sind nichts; was wir suchen, ist alles.
    Friedrich Hölderlin
    Am Anfang war eine Empfindung, die zu einer der schillerndsten Formen von Sucht zählt – Sehnsucht. Jene Sehnsucht, die einen fernab aller Alltagszwänge hinaus ins Unbekannte zieht, um die Welt zu erleben, wo sie noch faszinierend ist. Eine Sehnsucht nach Freiheit, Abenteuer und selbstbestimmtem Leben, die uns wie der Gesang einer Sirene betörte und die wir beim Unterwegssein in der grenzenlosen Weite fanden: der eine auf dem Meer, der andere in der Wüste.
    Über viele Jahrzehnte sogen uns Meereswüste und Sandozean immer tiefer in sich hinein. Wir erlebten zeitlose Leerräume, die zu den einsamsten Regionen der Erde zählen, wo Größen und Distanzen nicht mehr den normalen menschlichen Erfahrungswerten entsprechen, wo dem visuellen Erleben keine Grenzen gesetzt sind und wo sich die menschliche Winzigkeit ins Unfassbare steigert. Jenseits aller Vorstellungskraft erlebten wir die Magie und den Schrecken der grandiosen Extremwelten Meer und Wüste, die so viele verwandte Wesenszüge haben.
    Meer und Wüste sind Sinnbilder für das Unermessliche, sind phantastische Gegenwelten, die durch vielfältige Wechselwirkungen miteinander verbunden sind. Oft entstehen Wüsten dort, wo von der See keine Wolken hinkommen. Und dort, wo große Mengen Wüstenstaub auf die Meere wehen, gedeiht Plankton sehr viel üppiger als andernorts. Zudem sind kalte Meeresströme ausschlaggebend für die Entfaltung großer Wüsten: So ist der Benguela-Strom, der aus der Antarktis kommt, maßgeblich verantwortlich für die Entstehung der Namib-Wüste an der Küste Südwestafrikas. Und auch der kühle Humboldt-Strom trägt zur Ausdehnung der lebensfeindlichen Atacama-Wüste bei, die sich am Küstenstreifen Südamerikas über mehrere Tausend Kilometer erstreckt.
    Meer und Wüste sind Extremwelten. Extrem sind Hitze und Kälte, Sturm und Stille, Flora und Fauna. Extrem sind auch die Szenerien. Denn Wasser und Sand sind Elemente des Unsteten schlechthin, stetig rastlos, immer und niemals sich gleich. Verwandlung ist das vorherrschende Charakteristikum, vor allem wenn der Wind in den Wellenbergen aus Wasser oder Sand immerzu neu Gestalt annimmt und die riesigen Sandareale in ständigem Wandel sind, ganz ähnlich der Oberfläche eines aufgewühlten Meeres. So gleichen die komplexen Dünenketten einer Wüste nicht selten erstarrten Wellen einer windbewegten See, während die enormen Ausdehnungen großer Einöden ein Gefühl ozeanischer Weite vermitteln.
    Meer und Wüste gewähren Einblicke in unsere Vergangenheit, sind »Tagebücher der Erdgeschichte«, deren Zeugnisse in den kargen Weiten und ozeanischen Tiefen allgegenwärtig sind.
    Meer und Wüste leuchten zum Sonnenauf- und Sonnenuntergang in einem Kaleidoskop schillerndster Farben. Und nachts wölbt sich über dem Meer und der Wüste ein gigantischer Sternenhimmel, der sich in eine schwindelerregende Tiefe dehnt, während man in eine vollkommene Stille hinaushorcht, bis das Blut in den Ohren rauscht.
    Meer und Wüste beanspruchen seit undenklichen Zeiten den Orientierungssinn des Menschen. So suchten schon die frühen Nomaden der See ihren Kurs, indem sie die Gestirne, ziehende Vogel- und Fischschwärme, Wellenmuster, Wolkenstraßen, Strömungen, Küstenstreifen, Klippen und Winde beobachteten. Vergleichbar den Meernomaden machten es auch die Wüstenbewohner, die sich am Sternenhimmel orientierten, an der Farbe des Erdbodens, an den Spuren von Käfern, an Wasserstellen, Pflanzenwuchs, Wegmarken, Steinsetzungen und einprägsamen Landmarken, um über gewaltige Entfernungen punktgenau ans Ziel ihrer Reisen zu gelangen.
    Meer und Wüste galten noch in der frühneuzeitlichen Ära der Entdeckungen als »Terra incognita«, als »unentdecktes Land«. Es war der »Schrecken vor der Leere« ( Horror Vacui ), der die Kartographen in jenen Tagen dazu veranlasste, ihre geographische Unkenntnis mit gruseligen Phantasiegebilden zu bevölkern: Auf die »weißen Flecken« ihrer Karten zeichneten sie beängstigende Bilder von hundsköpfigen Völkern oder monströsen Seeschlangen, die jahrhundertelang in den Köpfen der Menschen herumspukten.
    Meer und Wüste sind gleichsam Urwelt und reale Gegenwart, geprägt von Weite, Gleichförmigkeit und Zerstörung. Vor allem Wasser und Sand sind die bestimmenden Elemente. Beides gibt der Weite ein Gesicht, doch niemals auf ein und
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