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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück
Autoren: Josh Bazell
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Prolog
Anlage A: While Lake, Minnesota
    Vorletzten Sommer
    Autumn Semmel spürt, wie Benjy Schnekes Fingerspitze ihren Schenkel rauf und dann am Saum ihrer Jungenshorts entlang zu ihrer Muschi gleitet. Ihre Haut spannt sich bis zu den Brustwarzen an, und ihre Muschi öffnet sich wie eine Faust. Sie schlägt die Augen auf und sagt: »Hör auf mit dem Scheiß!«
    »Warum?«, fragt Benjy.
    »Weil Megan und Ryan da drüben sind.«
    Autumn deutet mit dem Kopf über ihre Schulter. Sie und Benjy liegen am White Lake, auf der schmalen, größtenteils aus Wurzeln bestehenden Landzunge, die ihn vom Lake Garner trennt. Megan Gotchnik und Ryan Crisel treiben hinter ihnen auf dem Lake Garner.
    »Und?«, sagt Benjy. »Ich fass ja nichts an, was verhüllt ist.«
    »Ich weiß, was du machst. Du machst mich wahnsinnig.«
    Autumn steht auf und zieht ihren Badeanzug nach unten. Blickt über die Schulter.
    Megan und Ryan liegen in ihrem Kanu, zwanzig, dreißig Meter vom Ufer entfernt. Megans Beine hängen auf beiden Seiten über den Bootsrand. Ryan leckt ihre Muschi. Weil sich auf dem Wasser Geräusche weit ausbreiten, hört Autumn Megans keuchenden Atem so deutlich, als läge sie direkt vor ihr. Ihr wird schwindlig, und sie dreht sich wieder zum White Lake um.
    Es ist, als würde man in eine andere Jahreszeit wechseln. Der Lake Garner ist ein breites, in Ost-West-Richtung verlaufendes, sonnenbeschienenes Oval. Der White Lake liegt am Grund eines schroffen Canyons, der sich vom Ostzipfel des Lake Garner nach Norden zieht. Das Wasser des White Lake ist schwarz, kalt und kabbelig.
    Es ist magisch. Autumn springt hinein.
    Sofort ist sie auf alles gefasst. Sie kann nichts sehen, spürt aber ihren Brustkorb, ihre Kopfhaut, den Rist ihrer Füße. Ihre Arme sind richtig glitschig – bestimmt wegen der Sonnencreme oder einer Eigenart des Wassers. Sie hat das Gefühl, als würde sie wie ein Gespenst durch Onyx gleiten.
    Nach einem Dutzend Armzügen spürt sie, dass Benjy hinter ihr ins Wasser gesprungen ist. Sie schwimmt schneller, denn sie will nicht, dass er sie einholt und an den Füßen packt. Sie kann das nicht ausstehen, es ist richtig unheimlich. Sobald sie auftaucht, um Luft zu holen, dreht sie sich um.
    Sie spürt den Wind im Gesicht. Die Wellen haben Autumns Spur im Wasser schon ausgelöscht. Sie kann Benjy nirgends entdecken.
    Bei dem Gedanken, dass er unter Wasser auf sie zukommt, überläuft sie ein Angstschauder, und sie tritt um sich.
    Plötzlich kommt ihr der Gedanke, zum Westufer rüberzuschwimmen. Wenn
sie
Benjy nicht sieht, kann er sie auch nicht sehen. Wenn sie also nicht da ist, wo er sie vermutet, kann er sie auch nicht packen.
    Aber sie hat immer noch das Gefühl, als würde er jeden Moment nach ihr greifen, und zieht unwillkürlich die Beine an.
    Doch von Sekunde zu Sekunde wird immer klarer, dass Benjy ihr keine Angst einjagen will. Und dann, dass er nicht mal mit ihr im See ist, egal, was sie beim Schwimmen gespürt zu haben glaubt. Wahrscheinlich hat er sich in dem Wald am Lake Garner auf die Lauer gelegt, um Megan und Ryan beim Vögeln zu beobachten.
    Das ist ein unangenehmes Gefühl. Von Verlassenheit und Dummheit, aber auch noch was anderem: Obwohl Autumn den White Lake mag, hat sie keine Lust, sich allein darin aufzuhalten. Das erscheint ihr nicht ratsam. Der White Lake hat etwas Angsteinflößendes.
    »Benjy!«, schreit sie. »Benjy!« Ihr nasses, kaltes Haar klebt ihr am Kopf und im Nacken.
    Er taucht nicht auf.
    »Benjy, echt jetzt!«
    Autumn schwimmt in Brustlage auf den Südzipfel des Sees zu, doch plötzlich schnellt Benjys Oberkörper direkt vor ihr aus dem Wasser, und Benjy spuckt einen Schwall dunkles, wie aus einem Eimer schwappendes Blut hervor.
    Dann wird er wieder nach unten gerissen.
    Er ist verschwunden. Genau wie die Wärme seines Blutes. Als hätte sich Autumn das Ganze nur eingebildet.
    Doch sie weiß, dass das nicht stimmt, sie weiß, dass sie gerade etwas Schreckliches, Unabänderliches gesehen hat. Und das könnte auch ihr bevorstehen.
    Sie dreht sich um und schwimmt so schnell wie möglich auf das schlammige Ufer am Fuß der Felswand zu. Sie muss in einem Höllentempo kraulen, darf zwischendurch nicht Luft holen. Schwimm oder stirb.
    Irgendwas versetzt ihr einen Hieb in den Bauch und verhakt sich dort mit ungeheurem Gewicht und Schmerz. Als es sich wieder losreißt, wird ihr schwarz vor Augen, und sie spürt ihre Hände nicht mehr.
    Sie versucht, sich aufzurichten, um Luft zu bekommen, aber
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