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Einmal durch die Hölle und zurück

Einmal durch die Hölle und zurück

Titel: Einmal durch die Hölle und zurück
Autoren: Josh Bazell
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Atomkraftwerk hat je so viel Energie produziert, dass es seine Bau- und Instandhaltungskosten amortisiert hätte. Mit Atomenergie scheffeln die Energiekonzerne bloß Geld, und während Frankreich sauber bleibt, wird Südamerika verseucht.«
    »Und wie steht’s mit erneuerbaren Energiequellen?«
    »Wie Wind oder Erdwärme? Ganz nett, aber unbedeutend. Petroleum ist im Laufe von vier Milliarden Jahren aus Organismen entstanden, die mit Hilfe der Sonnenstrahlung das Kohlendioxid in der Luft in Kohlenhydrate umgewandelt haben. Da kommt nichts anderes mit. Und selbst wenn es so etwas gäbe, wären wir nicht imstande, Batterien herzustellen, die diese Energie speichern könnten. Denn Öl besitzt noch eine weitere Eigenschaft: Es ist sein eigenes Speichermedium und Transportmittel. Aber das ist für heute Abend genug verrücktes Wissenschaftlergeschwätz. Jetzt reden Sie mal.«
    Nein danke.
    »Ich komme mir vor wie ein Idiot«, sage ich. »Bis jetzt habe ich mir nur über den Klimawandel Sorgen gemacht.«
    »Das ist eigentlich nicht das, was ich mit ›reden‹ gemeint habe.«
    »Ich meine ja bloß.«
    »Grr. Also gut. Sie
sollten
sich tatsächlich über den Klimawandel Sorgen machen. Wegen des Ölcrashs werden etwa sechs Milliarden Menschen sterben. Das genügt, um uns auf den Bevölkerungsstand vor der Industriellen Revolution zurückzuwerfen. Vielleicht auch ein bisschen niedriger, denn seit damals hat die Erde einen Großteil ihrer Tragfähigkeit eingebüßt. Doch wer das überlebt, fällt dem Klimawandel zum Opfer. Selbst wenn wir des Ölcrash abwenden können, sterben alle Menschen auf Erden durch den Klimawandel.«
    »Aber verlangsamt sich der Klimawandel nicht, wenn wir kein Öl mehr haben?«
    »Gute Frage, mein Freund.«
    »Nein?«
    »Leider nicht. Sind Sie sicher, dass Sie das hören wollen?«
    »Sie haben recht. Nichts ist so uninteressant wie das Ende der Welt.«
    Sie sieht mich an. »Für die meisten Menschen trifft das tatsächlich zu. Aber die Rohstoffnutzung wird beim Zusammenbruch der Gesellschaften bei weitem nicht mehr so gut funktionieren. Sie müssen sich vorstellen, dass die Leute zum Heizen ihre Sofas verbrennen werden. Und überhaupt, auch wenn wir jegliche Kohlenwasserstoffnutzung sofort stoppen könnten und die sechs Milliarden Menschen einfach sterben ließen, würde sich der Klimawandel trotzdem weiter beschleunigen. Vielleicht nicht so stark, aber er würde an Tempo gewinnen. Das lässt sich nicht mehr aufhalten. Wir haben den Methan-Abzug bereits ausgelöst.«
    »Und das heißt?«
    »Meinen Sie das ernst?«
    »Natürlich.«
    »Das ist das Letzte, was Sie von mir zu hören kriegen.« Sie wartet auf meine Einwilligung, doch ich tue so, als würde ich es nicht merken. »Das heißt, wenn man die Erde so lange aufheizt, bis der arktische Schelf mit seinen Methanhydratvorkommen schmilzt. Methan ist als Treibhausgas zwanzigmal stärker als Kohlendioxid. Der Atlantik ist schon fast so sauer, dass Schalentiere keine Schalen mehr bilden können, und irgendwann kommt der Punkt, wo im Wasser nur noch sulfatreduzierende Bakterien leben können, die Schwefelwasserstoff ausatmen. Das ist für Pflanzen und Tiere giftig und obendrein selbst ein Treibhausgas. Vor fünfzig Millionen Jahren hat es den Himmel grün gefärbt. Diesmal wird das wesentlich schneller gehen.« Sie sieht mich wieder an. »Aber seltsamerweise scheint Ihnen das gar nichts auszumachen.«
    Stimmt. Ich weiß nicht genau, warum. Die totale Vernichtung der menschlichen Rasse ist offenbar ziemlich witzig, besonders wenn sie durch Übervölkerung und Technik ausgelöst wird, den einzigen beiden Hobbys, die wir je ernst genommen haben. Doch genauso wahrscheinlich ist, dass diese Frau mit ihrem Verdacht richtig liegt, ich könnte mich bloß an ihrer Nähe erfreuen. Welche Botschaft wird bei Violet Hurst nicht in jeder Hinsicht vom Medium ausgestochen?
    Das macht bestimmt einsam und muss frustrierend sein.
    »Seit wann gibt’s denn kein Zurück mehr?«, frage ich.
    »Vergessen Sie’s. Ich beende das Thema.«
    »Wirklich?«
    »Ja.«
    »Und damit beschäftigen sich Katastrophen-Paläontologen?«, frage ich. »Sie erforschen das Ende der Welt?«
    »Die verschiedenen Szenarien für das Ende der Welt. Die Katastrophe, von der die menschliche Rasse ausgelöscht wird, ist eine Spezialdisziplin.«
    »Und genau das tun Sie in Rec Bills Auftrag?«
    »Was ich in Rec Bills Auftrag tue, ist vertraulich. Aber die Antwort lautet nein.«
    »Können Sie mir
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