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Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)

Titel: Visionen (Kobaltblaue Träume) (German Edition)
Autoren: Doris Lösel
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    Blau … ein letztes Aufflackern
     
     
    … und dann nichts mehr.
Irgendwie erinnert mich die Szene gerade total an meinen ersten Traum.
Den Traum, in dem ich mich bereits in diesen Jungen mit den blauen Haaren verliebt habe, ohne ihn auch nur ein einziges Mal in Natura gesehen zu haben. Geschweige denn, zu wissen, ob es diesen atemberaubend süßen Jungen mit den kobaltblauen Augen überhaupt gibt oder er nur ein Produkt meiner überschäumenden Fantasie ist.
Ach Kay ...
    Aber etwas ist anders.
Schlimm anders!
    Und das liegt nicht etwa an dem Kalender, der irgendwo in der Luft zu schweben scheint.
Was zum Kuckuck …?
    Über dem Spruch des Tages „ Das Reh hüpft hoch, das Reh hüpft weit – warum auch nicht, es hat ja Zeit “ springt mir das Datum förmlich ins Auge.
1. April!
Wenn das ein Scherz sein soll, kann ich darüber nicht lachen.
    Gemeinsam mit dem Kalender schwebe ich irgendwie über der Szene und beäuge sie mit wachsendem Entsetzen.
    „ Alles in Ordnung mit dir?“
    Mit mir?
    Die Person liegt bewegungslos auf den eiskalten Fliesen.
    Eine Stimme in meinem Hinterkopf meldet sich.
Fliesen, Kim, es sind Fliesen.
Nicht die altehrwürdigen Holzdielen, auf die ich auf Castillian geplumpst bin (und mich so unglaublich lächerlich gemacht habe), und auch nicht der blank gewienerte Boden im Wohnzimmer meines Vaters, über den ich mich mit gefühllosen Beinen geschleift habe.
    Nein, Fliesen sind es.
    Und sie sind in einem komplizierten Mosaik angeordnet, das irgendetwas darstellt.
    Ein Muster, das ich irgendwo schon mal gesehen habe.
    Allerdings habe ich für Ratespielchen gerade nicht wirklich viel Sinn, denn ein kaum merkliches Flattern blau geäderter Augenlider lenkt meine Aufmerksamkeit wieder auf das Wesentliche.
    Kein Ton dringt über die wachsbleichen Lippen der Person.
Nicht mal ein Stöhnen.
    „ Bitte, antworte doch!“
    Nichts … noch nicht mal ein Zucken. Jetzt auch nicht mehr von den Augenlidern.
    Das gefällt mir nicht.
    Ich bemühe mich nach Kräften, diesem Traum zu entfliehen.
Aufwachen! Bitte, ich will aufwachen!
„Verdammt! Sag endlich was!“
Die Stimme klingt jetzt schrill und obwohl ich schlafe und träume, schlägt mein Herz mit dreifacher Geschwindigkeit.
    Alles in mir verkrampft sich vor unsagbarem Schmerz.
    Doch es ist nicht derselbe Schmerz, den ich fühlte, als ich meinem Bruder Vic mit bloßen Händen eine Patronenkugel aus der Leiste gefischt habe und danach einen ziemlichen Black out hatte.
    Auch nicht dieser fast harmlos anmutende Schmerz, der davon stammte, dass ich so schusselig auf meinem Hintern gelandet war, wobei ich eine Prellung davon trug und mich für einige Zeit nicht mehr bewegen konnte.
Als ich meine Sinne wieder beisammen hatte, tat es echt scheiß weh.
    Nein! Das hier ist anders … eher so die Kategorie Herzschmerz.
Und dieser Schmerz ist schlimmer als alles, was ich bisher erlebt habe.
    Eine Killerfaust zerquetscht unbarmherzig dieses heftig pochende Organ in meiner Brust.
    Meine Kehle ist eng. Ich kann kaum noch atmen.
„Oh Gott … bitte, sag doch was … irgendwas!“
Obwohl ich mich jetzt wirklich mit aller Kraft dagegen wehre, begreife ich entsetzt, dass die Person, deren Körper inzwischen ebenso kalt ist wie die verdammten Fliesen, nichts mehr sagen wird … nichts mehr sagen kann .
    Ein unmenschlicher Schrei hallt durch den Raum und lässt mein Trommelfell vibrieren.
    War ich das?
    Als mein Gehirn beginnt, die Puzzleteilchen zusammenzusetzen, stehe ich kurz vor einem hysterischen Anfall.
    Kein sehr schönes Gefühl, wenn man verzweifelt versucht, einem Traum zu entkommen, aus dem es kein Entrinnen gibt.
    Nicht mal meine Augen kann ich schließen.
    Irgend jemand möchte, dass ich das hier sehe – egal, wie sehr ich mich dagegen wehre.
    „ Tot? “
Da ist es! Das Wort, das ich nicht mal denken will.
Und doch ist es da!
Unbarmherzig hat es sich in meinen Traum … meinen Kopf … geschlichen.
    „ Du darfst nicht tot sein, hörst du? Ich brauche dich doch!“
    Bebende Hände streichen fahrig über den eisigen Körper, als wären sie in der Lage, das Unfassbare ungeschehen zu machen.
    Auch wenn ich weiß, dass mein Gehirn während meiner Träume nicht voll funktionstüchtig ist und ich, zugegebenermaßen, ziemlich lange brauche, bis ich begreife, was mein Unterbewusstsein mir mit den Bildern, die es mir so unbarmherzig schickt, sagen will, habe ich genug gesehen, um zu begreifen, dass dies kein Flashback ist.
    Es ist
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