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Bennys Blutgericht

Bennys Blutgericht

Titel: Bennys Blutgericht
Autoren: Jason Dark
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Die Körper der beiden dicken Kröten zuckten, aber die Tiere konnten sich nicht befreien, weil das schwere Netz auf ihnen lag. Es war unmöglich für sie, in die Höhe zu hüpfen. Die Maschen drückten zu stark gegen sie.
    »Laß sie doch!« sagte Johnny Conolly.
    »Nein!«
    »Sie haben dir nichts getan!«
    Benny Bensons Gesicht verzerrte sich. So schlimm, daß sich Johnny erschreckte. »Sag nie, daß sie mir nichts getan haben, verdammt! Sie haben mir etwas getan! Ich hasse sie, ich mag sie nicht!« Der Junge schüttelte den Kopf, so daß die dunkelbraunen Haare flogen.
    Johnny war vor dem Haßausbruch seines Schulkameraden, der zwei Klassen über ihm war, zurückgewichen. »Das kann ich nicht verstehen, echt nicht. Kröten sind tolle Tiere. Sie fressen Insekten. Sie tun keinem was und wollen nur in Ruhe gelassen werden.«
    Benny spie aus. Sein Speichel traf einen Krötenkörper.
    »Ich habe sie schon immer gehaßt. Ihr verdammtes Quaken macht mich irre. Diese aufgeblähten Scheißer müssen zertreten werden.«
    Johnny erschrak. »Das willst du doch nicht tun!«
    »Nein.«
    »Dann ist es gut!«
    Plötzlich kicherte Benny. In seinen Augen stand ein Ausdruck, der Johnny Conolly Angst einjagte. »Ich habe etwas Besseres vor. Ich werde sie anders aus der Welt schaffen.«
    »Wirf sie wieder in den Teich zurück!«
    »Ach ja? Wirklich?«
    »Du hast deinen Spaß gehabt, und jetzt sollen die Tiere weiterleben. Du willst ja auch nicht, daß ein Riese kommt und dich einfach zertritt. Oder?«
    »Das ist was anderes.«
    »Aber Tiere haben auch eine Seele!« schrie Johnny den Jungen an. »So wie Menschen.«
    »Ich habe keine.«
    »Hör auf damit, das sagst du doch nur so.«
    »Sage ich nicht! Ich will keine Kröten.«
    Johnny wußte nicht, wohin er blicken sollte. Er hätte jetzt zu seinen Eltern laufen können, die zusammen mit seinem Patenonkel im Garten saßen und es sich gutgehen ließen. Es war ja nicht weit, aber das wollte er auch nicht. Er wäre sich vorgekommen wie ein Feigling. Zudem wollte er nicht, daß die Tiere starben. Johnny hoffte noch immer, den anderen vom Gegenteil überzeugen zu können.
    »Wir können ja ein Eis essen gehen.«
    »Machen wir auch.«
    »Toll.«
    Benny kicherte.
    »Aber nachher!«
    Wieder brach für Johnny eine Welt zusammen. Er schaute die harmlosen Tiere an, deren braungrüne Haut feucht schimmerte. Noch schimmerte sie feucht, denn lange würden sie die starke Kraft der Sonne nicht aushalten können, das stand fest. Sie brauchten das Wasser, um sich erholen zu können. Unter ihren breiten Mäulern zuckte die Haut an den Hälsen. Dort hatte sich der Luftsack gebildet, und das plötzliche Quaken der Tiere hörte sich für Johnny gequält an.
    Es waren genau diese Laute, die seinen Entschluß festigten. Er würde den Tod der beiden Kröten nicht hinnehmen, und demonstrierte dies auch. Er stellte sich zwischen die Tiere und Benny Benson. Sein Kinn reckte er vor. Das Herz schlug schon schneller, denn ohne Angst war er nicht. Benny war nicht nur älter, sondern auch größer und kräftiger als er.
    »Du wirst sie nicht töten!« erklärte er und bemühte sich um eine feste Stimme. »Ich lasse das nicht zu!«
    Benny Benson zeigte sich von dem plötzlichen Widerstand überrascht. Die Irritation dauerte nur für einen Moment, dann sagte er: »Bist du wirklich so blöd?«
    »Ich will es nicht!« Johnny hatte bei seiner Antwort schon die Muskeln angespannt. Er wußte schließlich, wie jähzornig Benny werden konnte.
    Der schlug nicht zu. Er ging sogar zurück. Dann zog er die Nase hoch und bückte sich zugleich nach rechts, während er den Arm ausstreckte. Die Finger verschwanden in der schmalen Außentasche am Hosenbein der Jeans. Mit einem zielsicheren Griff hatte er den dort steckenden Gegenstand erreicht und zog ihn hervor.
    Es war ein Fahrtenmesser!
    Obwohl die Klinge noch nicht freilag und in einer Scheide aus Leder steckte, erschrak Johnny sehr. Damit hatte er nicht gerechnet. Benny war nicht eben sein Freund, und er hätte mit ihm auch nicht zu diesem Teich laufen sollen, der sich auf einem brachliegenden großen Grundstück befand, das zudem schlecht einsehbar war, denn ringsum wuchs das hohe Gestrüpp wie eine dichte Mauer.
    »Willst du das wirklich…«
    »Geh weg, Johnny!« Benny zog das Messer aus der Scheide. Er wirkte jetzt sehr ruhig, seine Augen aber blickten kalt und gefühllos. Etwas mußte sich bei ihm verändert haben. Seine Seele war verhärtet, und Johnny konnte sich vorstellen,
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