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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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fuhr an ihren Hals. »Natürlich nicht. Aber Stefan war von klein auf ein eigensinniger Junge. Er hat es nicht gern, wenn er nicht seinen Willen bekommt.«
    Bannor ging auf die jetzt gar nicht mehr hochmütige Frau zu, wobei er sie mit jedem seiner Schritte in die Enge trieb. »Ich warne Euch. Ich habe es ebenfalls nicht gern, wenn ich nicht meinen Willen bekomme. Falls Euer Sohn meiner Frau auch nur ein Haar krümmt, fordere ich als Entschädigung Euren Kopf auf einem silbernen Tablett.«
    Blanche stolperte weiter rückwärts und landete schließlich im Schoß ihres Ehemanns. »Willst du etwa zulassen, dass er mir gegenüber derart unfreundlich ist, Rufus?«
    Willows Vater sprang so plötzlich auf die Füße, dass seine Gattin unsanft auf den Boden fiel. Obgleich er nicht ganz sicher auf den Beinen war, schaffte er es, den Kelch an seinen Mund zu heben, ohne dass auch nur ein einziger Tropfen Bier verloren ging. »Und warum nicht? Hätte ich bereits vor langer Zeit den Mut gehabt, so mit dir zu sprechen, dann hätte dein missratener Sohn nicht mein kleines Mädchen entführt.«
    Mit dem Gedanken, wie bedauerlich es war, dass Willow diesen Wortwechsel nicht mit anhören konnte, kehrte Bannor zu Beatrix zurück, packte sie abermals bei den Schultern und schüttelte sie unsanft. »Ich muss wissen, in welche Richtung sie geritten sind. Wenn sie die Straße genommen haben, kann ich sie innerhalb von einer Stunde einholen.«
    »Richtung Norden«, murmelte Desmond, während er sich mühsam von der Bank erhob. »Sie sind Richtung Norden geritten. Über die Wiesen.«
    Bannor war bekannt dafür, dass er selbst den härtesten Schlag einsteckte, ohne dass er auch nur mit der Wimper zuckte, aber die Worte seines Sohnes trafen ihn stärker als jeder Hieb. Er sank auf die unterste Treppenstufe und raufte sich das Haar.
    Willow war irgendwo dort draußen. In der Kälte. Im Schnee. Ohne ihren Schuh. Ohne ihn. Während der Zeit, die Beatrix und Desmond gebraucht hatten, um sich über den Hof zu schleppen, hatte der tosende Sturm sämtliche ihrer Spuren verwischt.
    Bannor konnte sie deutlich vor sich sehen - ihre perlweißen Zähne, die vor Kälte klapperten, ihre warme rosige Haut, die starr und blau wurde. Sicher zitterte sie so heftig, dass sie meinte, ihre Knochen schlügen aufeinander. Und eisige Klingen stächen in ihre Finger und in ihre Zehen.
    Dann würde das Zittern aufhören. Der Schmerz würde sich legen. Die bläuliche Verfärbung würde in ihre Lider, ihre Fingerspitzen, ihre Lippen kriechen. Die Frostperlen auf ihrer Haut würden zu einer so harten Eiskruste, dass sie sie noch nicht einmal durch alle Tränen dieser Welt zum Schmelzen bringen ließ. Statt mit einem Kind in ihrem Arm zu sterben, wie es seine Mutter getan hatte, stürbe sie mit seinem Kind im Bauch.
    Sie würde sterben, ohne je zu wissen, welch tiefe Liebe er für sie und dieses Kind empfand.
    Bannor ließ den Kopf zwischen die Hände sinken. Irgendwo in der dunkelsten Ecke seiner Seele hatte er geglaubt, wenn es ihm irgendwie gelänge aufzuhören, Willow zu lieben, dann wäre sie in Sicherheit. Wenn er die drei Worte niemals spräche, würde er von ihr niemals verlassen, wie er zuvor von seiner Mutter verlassen worden war.
    Eine sanfte Hand fuhr ihm durchs wirre Haar. Während eines verrückten Augenblickes dachte Bannor, es könnte vielleicht Willow sein, aber dann hob er den Kopf und sah, dass Beatrix vor ihm in die Knie gegangen war.
    Tränen strömten über ihr Gesicht. »Es ist alles meine Schuld, Mylord. Dabei habe ich ihr nie etwas Böses gewünscht. Schließlich ist sie die einzig wahre Mutter, die ich je gekannt habe.«
    Ohne auf Blanches empörtes Schnauben einzugehen, nahm Bannor das Mädchen in die Arme und dämpfte ihr Schluchzen an seiner breiten Brust. »Weine nicht, mein Kind«, sagte er streng. »Ich werde sie finden. Gott ist mein Zeuge, ich schwöre es, ich werde sie finden und hierher zurückbringen.«
    Als er die Augen zusammenkniff, konnte Bannor nur beten, dass Gott nicht zuließe, dass er ein solches Versprechen brach.
    »Hört nur!«, schrie Desmond und sprang abermals auf.
    Bannor legte den Kopf auf die Seite, aber alles, was er hörte, war Beas leises Schluchzen. Er stand auf, drückte das Mädchen sanft Fiona in die Arme, aber immer noch brauchte er ein paar Sekunden, um zu erkennen, was sein Sohn gemeint hatte.
    Ruhe.
    Der Wind hatte sein grausiges Heulen eingestellt und eine Stille zurückgelassen, die so süß und klar war
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