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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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wie die Schläge der Kapellenglocke. Bannor rannte zur Tür und riss sie auf. Auch der Schneefall hatte unvermittelt aufgehört, und der schimmernde Vollmond blinzelte durch die sich verflüchtigenden Wolken und tauchte die weiße Landschaft in silbrig helles Licht.
    Bannor wäre an Ort und Stelle auf die Knie gefallen, wäre er nicht entschlossen gewesen, den Segen zu nutzen, der ihm so plötzlich durch Gott zuteil geworden war.
    Bannor der Verwegene marschierte in voller Rüstung durch den großen Saal von Elsinore. Über der safrangelben Tunika mit dem Wappen der Familie trug er ein Kettenhemd und einen Brustpanzer aus Stahl. Die Scheide mit dem riesigen Schwert schlug dumpf gegen die eisernen Panzer an seinen Beinen, und die Sporen an seinen Stiefeln klingelten. An der anderen Seite seiner Hüften hing ebenfalls eine juwelenbesetzte Scheide, bestückt mit einem todbringenden Dolch.
    Seine Miene war grimmig, und das Glitzern seiner Augen beängstigender als je zuvor. Dieses Mal zöge er nicht in eine Schlacht, um sein Land oder eine Ehre zu verteidigen, sondern eines Preises wegen, der kostbarer war als alles, was der König ihm zu bieten hatte.
    Hollis brach, um nicht hinter ihm zurückzufallen, in einen regelrechten Laufschritt aus. »Ich wünschte, Ihr würdet mich mitnehmen. Ich finde es nicht richtig, dass Ihr in ein derart bedeutendes Gefecht ohne mich zieht.«
    »Das kann ich durchaus verstehen«, pflichtete Bannor ihm mit ernster Miene bei. »Aber ich brauche Euch hier auf Elsinore. Falls der Schneesturm wieder ausbricht, müsst Ihr Euch hier um alles kümmern, bis«, er zögerte eine schmerzlich lange Sekunde, »ich wieder nach Hause kommen kann. Die Kinder brauchen jemanden, der ein Auge auf sie hat.«
    »Fiona und Netta können sich um die Kinder kümmern. Hier herumzusitzen gibt mir ein Gefühl von Hilflosigkeit. Ich muss doch irgendetwas tun können, um Euch dabei zu helfen, Willow aus den Händen dieses Schurken zu befreien.«
    »Das könnt Ihr auch, mein Freund.« Bannor legte seinem Verwalter die Hand auf die Schulter und sah ihn reglos an. »Geht in die Kapelle und betet, dass ihr nichts geschieht.«
    Mit diesen Worten riss Bannor in der Erwartung, dass seine Knappen sein Pferd bereits gesattelt hatten, die Tür des großen Saales auf. Und er wurde nicht enttäuscht. Das weiße Schlachtross, dessen Atem wie eine weiße Wolke in den dunklen Himmel stieg, schnaubte wie ein todbringender Drachen. Bannor nahm dem Stallburschen die Zügel aus der Hand, schwang sich in den Sattel, hob grüßend die Hand, wendete das Tier und stellte fest, dass der Weg über die Zugbrücke belagert war.

31
    Desmond, Ennis, Mary, Hammish, Edward, Keil und Mary Margaret hatten ihre Pferde so sorgfältig nebeneinander aufgereiht, wie sie selbst alle vor Monaten in ebendiesem Hof gestanden hatten, als ihre neue Mutter nach Elsinore gekommen war. Bannor nahm an, er sollte dafür dankbar sein, dass Mary Margaret wenigstens auf einem Pony saß und nicht auf einem Schwein. Den winzigen Bogen, mit dem Willow auf ihn geschossen hatte, hatte sie sich zusammen mit einem Köcher voller winziger Pfeile über die Schulter gehängt.
    Sie hatten sich mit einem wilden Sortiment aus Kochtöpfen, Tellern, Pelzgamaschen und mottenzerfressener Pelze für das Gefecht bereit gemacht. Edward sah aus, als hätte er sich in ein ganzes Bärenfell gehüllt, während Hammish statt eines Helms einen eisernen Kessel auf dem Schädel trug. Bewaffnet waren sie mit einer drohenden Sammlung aus Heugabeln, Sicheln, Ahlen und Knüppeln, ähnlich wie an jenem Abend, an dem von ihnen die Wand von Bannors Turmzimmer durchbrochen worden war. Dem Abend, an dem er Willows Lippen zum ersten Mal gekostet hatte, dachte er. In Erwartung seines Kommandos saßen sie schweigend da.
    »Macht den Weg frei«, brüllte er denn auch. »Oder ich lasse Euch allesamt von meinen Männern in den Kerker werfen.«
    Desmond schob sich auf seiner grauen Stute ein Stück vor die anderen. Bannor wusste nicht, ob es der Kontrast zwischen dem leuchtend weißen Stirnband und seinen kastanienbraunen Haaren oder aber das wunderschöne blonde Mädchen auf dem Pferd neben ihm war, das seinem Sohn eine überraschende Aura von Reife verlieh.
    »Wir wollen dich begleiten, Vater, denn Willow ist ebenso unsere Mutter wie deine Frau.«
    »Da hast du natürlich Recht. Aber es ist bereits schlimm genug für mich zu wissen, dass meine Frau in den Händen dieses Verrückten ist. Da setze ich bestimmt
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