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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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Willow lieber vor Kälte, als in Kauf zu nehmen, dass ihre Handarbeit unter ihrem verblichenen Umhang nicht zu sehen war.
    In einem Anflug von starrsinnigem Stolz hob sie den Kopf. Natürlich hatte Papa Recht. Wie sollte irgendjemand sie nicht lieben, dachte sie.
    Aber als die strahlend weiße Kutsche in Begleitung eines dutzends Bannerträger über die Zugbrücke gerumpelt kam, wallte Panik in ihr auf. Was, wenn all ihre Mühe nicht ausreichte? Was, wenn sie selbst den Ansprüchen der Lady nicht Genüge tat?
    Die Kutsche kam zum Stehen. Angesichts der prächtigen, reich bestickten Damastvorhänge und der weiß-goldenen Räder rang Willow ehrfürchtig nach Luft. Sechs schneeweiße Hengste stampften mit den Hufen, warfen die Köpfe in den Nacken und schüttelten ihre geflochteten Mähnen aus, wobei die an das lederne Zaumzeug gebundenen Glöckchen ähnlich einer hellen Fanfare klingelten.
    Papa beugte sich herab und flüsterte: »Lady Blanche hat eine wunderbare Überraschung für dich.«
    Die Kutschentür öffnete sich, und Willow hielt den Atem an, als sie einen schmalen Knöchel, einen mit Zobel eingefassten Ärmel und dann von einem silbernen Reif gehaltene weißblonde Haare sah.
    Als Lady Blanche vollständig aus ihrem seidigen Kokon schlüpfte, machte Willows Herz vor Freude einen Satz. Ihre neue Mama war noch viel schöner als in ihrer Vorstellung.
    Vor ihrem geistigen Auge tauchten all die Dinge auf, die sie gemeinsam tun würden - an verschneiten Winterabenden würden sie ihrem Papa fröhliche Lieder und Gedichte vortragen, sie würden Flachs an dem Spinnrad spinnen, das seit dem Tod ihrer Mutter stumm und reglos in der Ecke stand, und wenn der zarte grüne Schleier des Frühlings über die Wiesen herabschwebte, würden sie Schlüsselblumen und Bartnelken pflücken gehen.
    Als die Lady nickte und Papa eines freundlichen Lächelns würdigte, wurden Willow vor lauter Verlangen, sich endlich an ihre süß duftende Brust werfen zu dürfen, die Beine schwach.
    Ohne sich dessen bewusst zu sein, machte sie einen Schritt in ihre Richtung, aber sie erstarrte, als plötzlich hinter ihrer neuen Mama etwas aus der Kutsche purzelte. Zuerst dachte sie, es wäre ein Hund - eins der wuscheligen, plattnasigen Geschöpfe, die von adligen Damen gern als Schoßtiere gehalten wurden. Aber als es sich aufrichtete, eine Mähne weißblonder Haare aus den Augen schüttelte und sie herausfordernd anblickte, merkte sie, dass sie es nicht mit einem Hund, sondern mit einem Kind zu tun hatte.
    Willow fuhr zusammen. Anscheinend brauchte Lady Blanche, da sie bereits ein eigenes kleines Mädchen hatte, sie gar nicht. Sie riss entsetzt die Augen auf, als ein zweiter plumper, kleiner Körper aus der Tür der Kutsche kegelte -dieses Mal ein Junge, mit rosigen Wangen und Beinen wie Würsten, wie sie fand.
    Ihre Verwirrung steigerte sich noch, als immer mehr Kinder aus dem Wagen quollen. Sie kam kaum noch mit dem Zählen nach. Drei. Vier. Fünf. Und jedes Einzelne war zwar nicht so elegant, aber so blond und so robust wie Lady Blanche. Ähnlich einem Wurf kleiner weißer Wölfe stolperten sie jammernd um ihre Mutter herum.
    »Ich habe Durst, Mama!«
    »Ich bin müde!«
    »Ich muss mal Pipi machen!«
    »Warum mussten wir in diese grässliche alte Ruine ziehen? Ich will wieder nach Hause!«
    Plötzlich ertönte ein Schrei, der Willow furchtsam zusammenfahren ließ.
    »Papa Rufus!«
    Der größte der Jungen ließ von seiner Mutter ab und rannte in Richtung ihres Papas. Als hätte er zum Angriff geblasen, begann eine wilde Hatz über den Hof.
    Willow stemmte die Füße auf den Boden, aber die anderen Kinder schoben sie einfach achtlos zur Seite, während sie ihren Vater mit lautem »Papa Rufus! Papa Rufus!« umrundeten.
    Um nicht von ihnen niedergetrampelt zu werden, nahm er drei von ihnen auf den Arm. Der älteste Junge und das älteste Mädchen, das ungefähr Willows Alter zu haben schien, hängten sich an seinen Hals, während sich die anderen seiner Arme und Beine bemächtigten.
    Ein Bündel im Arm trat ihre Mutter mit einem nachsichtigen Lächeln hinter sie. »Sie haben Euch vermisst, Rufus. Während Ihr mir den Hof gemacht habt, haben sie Euch lieben gelernt. Ebenso wie ich.«
    Die Stimme der Dame, voll und süß wie frische Sahne, rief in Willow neue Sehnsucht wach. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und versuchte, sich das Bündel ihrer Stiefmutter etwas genauer anzusehen. Vielleicht war es ja die wunderbare Überraschung, von der ihr Papa
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