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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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sich bedrohliche Stille über den Raum senkte.
    »Bitte, lieber Gott«, murmelte er, noch nicht bereit, die Hoffnung aufzugeben, dass sein alter Verbündeter vielleicht doch noch auf seiner Seite stand. »Nicht das. Alles, nur nicht das .«
    Er hatte einmal vier Monate in einem Folterkeller in Calais verbracht, angekettet an eine feuchte Steinmauer, mit Läusen und Ratten als einzigen Gesellschaftern. Als seine Peiniger ihm ranzige Schleimsuppe eingeflößt hatten, hatte er jeden einzelnen Löffel heruntergewürgt und einen Nachschlag verlangt. Nachdem sie ihn auf die Streckbank gebunden hatten, hatte er sie durch ein gemütliches Nickerchen verwirrt. Als sie ihn mit einem glühenden Eisen gebrandmarkt hatten, hatte er die Schmerzensschreie unterdrückt und ihnen in die Gesichter gelacht. Aber noch nicht einmal sein teuflischster Gegner hatte je eine ähnlich grausame Qual für ihn erdacht, um seinen Willen zu brechen und ihn dazu zu bringen, dass er um Gnade winselte, wie...
    »Papa?«
    Bannor stöhnte schmerzlich auf.
    Wieder wurde die englische Stimme laut. »Papa? Kommst du heraus und spielst mit uns?«
    Bannor unterdrückte mit Mühe einen Fluch. Es war typisch für den Racker Desmond, dass er seine sechsjährige Schwester zu den Verhandlungen über einen Waffenstillstand zu ihm schickte, dachte er. Keins seiner Kinder war so liebreizend wie die kleine Mary Margaret.
    Oder Margaret Mary? Bannor versuchte sich daran zu erinnern, wie seine Tochter aussah, aber außer einem undeutlichen Bild von blauen Augen und goldenen Locken sah er nichts. Vater Humphries, dem Burgpriester, zufolge, sah sie genau wie ihre Mutter aus. Voller Scham musste sich Bannor eingestehen, dass er seine zweite Frau so selten gesehen hatte, dass er sich auch an deren Aussehen kaum mehr erinnerte.
    »Geh weg, mein Herz«, flüsterte er. »Papa will nicht mehr spielen.« Er verabscheute den flehenden Ton, in dem er sprach, aber er konnte nichts dagegen tun.
    »Wir wollen nur, dass du unser Pony bist. Ich verspreche, dass wir dich nicht noch einmal fesseln«, flötete sein Kind.
    »Wir schütteln dir auch keinen Pfeffer mehr in deinen Helm«, wurde eine zweite hoffnungsvolle Stimme laut.
    »Und wir zünden auch nicht noch mal deinen Schnurrbart an«, säuselte jemand anders.
    Während sich Bannor über die Reste seines Bartes strich, erreichte der Chor der Stimmen mit Mary Margarets »Bitte, Papa!« seinen Höhepunkt.
    Bannor atmete tief ein. »Verschwindet«, brüllte er. »Papa hat wichtige Dinge zu erledigen.«
    »Zweifellos wichtigere Dinge als sich mit uns zu beschäftigen. Ich sage euch, scheißt doch auf den alten Kerl.«
    Bannor presste die Lippen aufeinander, als er die zornige Stimme seines ältesten Sohnes und Stammhalters vernahm. Der dreizehnjährige Desmond hatte ein allzu freches Maul. Am liebsten hätte Bannor ihn am Kragen seines speckigen Wamses gepackt und ihm für diese Frechheit eine gehörige Lektion erteilt. Aber dazu hätte er die Tür aufmachen müssen...
    Desmonds Stimme hellte sich ein wenig auf. »Ich weiß was! Lasst uns den Blasebalg holen, den Blutpudding der Köchin mit Lampenöl voll pumpen und anstecken.«
    Das enttäuschte Jammern der anderen wich lauten Jubelrufen, und schon stob die Satansbrut laut trampelnd die Treppe wieder hinab.
    Als ihre Schritte verhallten, sank Bannor matt gegen die Tür. Das Ganze war einfach erbärmlich. Er, Lord Bannor der Verwegene, Herr von Elsinore, Stolz der Engländer und Schrecken der Franzosen, war ein Gefangener auf seiner eigenen Burg.
    Gepeinigt von einer Armee von Kindern.
    Seiner Kinder, musste er sich eingestehen.
    Er schüttelte den Kopf, woraufhin ihm abermals eine Pfefferwolke in die Nase stieg. Als der Niesanfall vorüber war, richtete er sich wieder zu seiner ganzen Größe auf, tastete nach seinem Schwert und setzte eine derart grimmige Miene auf, dass sicher jeder Feind vor Schreck erstarrt wäre. Entschlossen, einen Weg zu finden, um seinen rebellischen Nachkommen zu zeigen, dass sie sich den falschen Gegner ausgesucht hatten, marschierte er ans Fenster, riss die hölzerne Lade auf und brüllte nach seinem Hofmeister.
    Als ein keuchender Sir Hollis auf das Gebrüll seines Herrn am oberen Rand der Treppe auftauchte, stellte er zu seiner Überraschung fest, dass die Tür zum Turm verriegelt war.
    In Sorge wegen der Stille hinter der Tür presste er den Mund gegen das Holz. »Mylord?«
    »Seid Ihr allein?«, flüsterte Bannor verzweifelt zurück.
    Er spähte über
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