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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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seine Schulter. »Ja.«
    Die Tür ging einen Spalt breit auf, ein muskulöser Arm schoss durch die Öffnung, zerrte ihn in das Zimmer und schlug die Tür krachend wieder zu.
    Hollis hatte kaum Zeit, Luft zu holen, als ihm der schreckliche Anblick seines Herrn abermals den Atem verschlug. Bannor stand mit gespreizten Beinen und geballten Pranken keuchend mitten im Raum. Sein dunkles Haar hing wirr um seinen Kopf, und seine Augen wiesen rote Ränder auf. Am erschreckendsten jedoch war der Zustand seines Barts. Oder dessen, was noch von ihm übrig war. Hollis beugte sich ein wenig vor und schnupperte. Nein, es war wirklich keine Einbildung. Sein Herr roch eindeutig nach Rauch.
    »Großer Gott, Mann! Hat man Euch attackiert?« Hollis sah sich suchend um. »Lauert irgendwo zwischen den Burgmauern vielleicht ein gedungener Mörder auf Euch?«
    »Nicht einer, sondern zehn«, kam Bannors grimmige Erwiderung. »Und sie alle sind mit nichts anderem bewaffnet als ihrem Einfallsreichtum und ihrem Talent zu jammern, wenn man ihnen auch nur eine Bitte nicht erfüllt.«
    »Zehn?« Hollis runzelte die Stirn, doch schließlich nickte er verständnisvoll. »Oh, Ihr meint die Kinder.«
    »Kinder?« Bannor stieß ein lautes Schnauben aus. »Das ist eine viel zu freundliche Bezeichnung für diese Höllenbrut. Hätte ich Desmonds Zehen und Finger nicht selbst gezählt, als er ein Baby war, wäre ich der festen Überzeugung, dass er einen gespaltenen Schwanz und gespaltene Hufe hat.«
    Der Hofmeister war klug genug, sein Lächeln zu unterdrücken, ehe er erwiderte: »Ich nehme an, sie sind ein bisschen... wild. Sicher ist das nur der natürliche jugendliche Übermut.«
    »Übermut? Ich bin sicher, es ist die reine Boshaftigkeit.«
    Bannor warf sich auf einen Stuhl und fegte mit den Armen mehrere Pergamentrollen vom Tisch. »Zur Hölle mit diesem verdammten Frieden!«, brüllte er. »Ich wünschte, der Krieg gegen die Franzosen hätte hundert Jahre gewährt.«
    Hollis stieß einen wehmütigen Seufzer aus. Hätte Edward den Vertrag von Bretigny nicht unterzeichnet, säßen er und Bannor nach wie vor in einem Zelt auf einem fernen Schlachtfeld und tränken auf ihren jüngsten Sieg. Nach jahrelanger Kameradschaft hatte das Ende des Krieges ihnen wieder die ihnen beiden unangenehmen Rollen von Herr und Diener aufgezwungen, und er fürchtete, dass er selbst als Verwalter eines so ausgedehnten Besitzes wie Elsinore ebenso wenig geeignet war wie sein Herr als liebender Papa einer ungehobelten Kinderschar.
    Hollis blies den Staub aus einem Becher und schenkte Bannor etwas Bier aus dem auf dem Tisch stehenden irdenen Krug hinein. Für den Fall, dass sein Herr nicht ganz so einfach zu beruhigen war, gönnte er sich selbst ebenfalls einen stärkenden Schluck. »Ihr selbst seid bereits in den Krieg gezogen, als Ihr kaum größer wart als Euer Ältester, Mylord. Vielleicht mangelt es den Kindern einfach an etwas Disziplin.«
    »Ihr versteht das nicht.« Bannor beugte sich über den Tisch und senkte seine Stimme auf ein heiseres Flüstern herab, als gestünde er eine schreckliche Sünde ein. »Sie haben einfach keine Angst vor mir.«
    Hollis musste sich setzen und einen großen Schluck Bier trinken, um diese Enthüllung zu verdauen. Während der mehr als dreizehn Jahre, die er an Bannors Seite gefochten hatte, hatte er nicht einen Mann getroffen, der nicht furchtsam zusammengefahren wäre, sobald Bannor sich zu seiner vollen Größe aufgerichtet oder lauter als im Flüsterton etwas gesagt hatte. Erst heute früh noch hatte er einen der Pagen in Tränen aufgelöst in die Flucht geschlagen, einfach indem er ihm einen guten Morgen gewünscht hatte.
    »Nun, Ihr könnt Euch wohl kaum für den Rest Eures Lebens hier in diesem Turm einsperren«, sagte Hollis nachdenklich. »Vielleicht müsst Ihr einfach dafür sorgen, dass sie sich vor Euch ängstigen.«
    »Und wie soll ich das Eurer Meinung nach anstellen? Soll ich sie in den Kerker werfen? Ihnen damit drohen, dass ich ihnen die Köpfe abschlage?« Bannor erhob sich, stapfte so wütend, dass bei jedem seiner Schritte Bier über den Rand seines Bechers schwappte, durch den Raum und blickte aus dem Fenster auf den Hof. Fasziniert von dem fröhlichen Geschrei, das der Wind an seine Ohren trug, trat Hollis schließlich neben ihn.
    Unten im Hof war wieder mal die Hölle los. Die engelsgleiche Mary Margaret pumpte eifrig Lampenöl in die Schweinsblase mit dem Blutpudding, während zwei ihrer Schwestern ihren Puppen
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