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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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gesprochen hatte, dachte sie.
    Seine eigene Last zwischen dem starken und dem schwachen Arm jonglierend, damit er nicht versehentlich eins der Kinder fallen ließ, beugte sich Papa vorsichtig vor, küsste seine Verlobte auf die Wange und sagte: »Ich hoffe, Ihr hattet eine angenehme Reise, Mylady.«
    »Nicht halb so angenehm wie die Freude auf das, was mich hier erwartet«, antwortete sie.
    Willow wartete darauf, dass ihre neue Mama sie wenigstens zur Kenntnis nahm, aber die Frau blickte weiter ihren Vater an, sodass es schließlich Papa war, der mit einem schmerzlichen Lächeln in ihre Richtung wies. »Willow, ich habe dir doch erzählt, dass deine Stiefmutter eine Überraschung für dich hat. Von nun an wirst du nie wieder deine Zeit damit verbringen müssen, dass du dich mit imaginären Freunden unterhältst. Von nun an wirst du richtige Brüder und Schwestern haben, mit denen du täglich spielen kannst.«
    Die Kinder unterbrachen ihre Geplänkel und einzig vom gierigen Schmatzen eines am Daumen lutschenden Kleinkindes unterbrochene Stille senkte sich über den Hof.
    Fünf Paar eisblauer Augen unterzogen sie einer unfreundlichen Musterung. Keins von Lady Blanches Kindern trug ein selbst genähtes Kleid. Sie alle wirkten in ihren Gewändern aus cremefarbener, mit goldenem Brokat gesäumter Wolle wie kleine Erwachsene. Der älteste Junge hatte sogar ein in einer mit Rubinen und Smaragden besetzten Scheide steckendes kleines Schwert.
    Ihr Magen zog sich zusammen, als sie sich selbst durch diese hellen, kritischen Augen sah - ein linkisches Kind in den Lumpen einer toten Frau. Und die selbst gestickten Rosen sahen sicher eher wie Nesseln aus.
    Das älteste Mädchen legte seinen Kopf an Papas Brust, klapperte mit den weißgoldenen Wimpern und stellte gehässig fest: »Ich habe noch nie so dunkle Haare gesehen, Mama. Tollt sie etwa im Ruß herum?«
    Ihr Bruder stieß ein verächtliches Schnauben aus. »Wohl eher im Dung der Pferde. Deshalb ist ihre Haut so rau und braun.«
    Papa runzelte die Stirn. »Mein Junge, ich lasse es nicht zu, dass du...«
    »Mach dich nicht lustig über deine Stiefschwester, Stefan«, mischte sich Blanche eilig ein. »Das arme Kind kann schließlich nichts für sein Aussehen.«
    »Willow klingt gar nicht wie ein christlicher Name«, stellte Stefans Schwester argwöhnisch fest. »Ist sie etwa eine Heidin?«
    »Willow« war Papas Kosename für sie gewesen, seit sie als Kleinkind unter den tief herabhängenden Ästen einer willow, einer Weide, eingeschlafen war, woraufhin ihr Papa und seine Leibeigenen sie die ganze Nacht hindurch verzweifelt gesucht hatten.
    Ehe sie jedoch enthüllen konnte, dass ihr christlicher Name Wilhelmina war, brach Lady Blanche in leises, kehliges Lachen aus. »Natürlich ist sie keine Heidin, Reanna. Ihre Mutter war Französin.«
    Immer noch lächelte die Frau, aber ihre leicht zusammengekniffenen Augen verliehen ihrem Lächeln eine gewisse Boshaftigkeit, woraufhin etwas in Willows Innerem sich beinahe furchtsam zusammenzog.
    »Die Franzosen haben unseren Papa im Krieg getötet«, sagte Stefan kalt, wobei er mit seiner speckigen Hand über den Griff seines kleinen Schwertes strich.
    Willow stellte sich dicht neben ihren Papa und tastete nach seiner Hand.
    »Nicht jetzt, Willow«, fuhr der sie an, während er mit schmerzverzerrtem Gesicht versuchte, sein Ohrläppchen den Zähnen eines Kleinkinds zu entziehen, ohne dass sein schwacher Arm unter Stefans Gewicht zusammenbrach. »Kannst du nicht sehen, dass ich nur zwei Hände habe?«
    Nie zuvor hatte ihr Vater derart unfreundlich mit ihr gesprochen. Willow zog ihre Hand zurück, als hätte sie sich verbrannt.
    Die Frau drückte ihr ihr Bündel in den Arm, doch Willow würdigte es keines Blickes, sondern verfolgte, wie sich Blanche bei Papa einhakte und ihn entschieden mit sich zog. Die Kinder folgten ihnen in Richtung der Burg, und Reanna beugte sich über Papas Schulter und steckte Willow frech die Zunge heraus. Ehe sie alle in die Dunkelheit des großen Saals eintauchten, drehte sich Papa kurz hilflos zu ihr um.
    Vielleicht hätte Willow den ganzen restlichen Tag traurig und verwirrt im Hof gestanden, hätte sie nicht plötzlich eine eigenartige Wärme vorn auf ihrem Kleid verspürt. Das Bündel in ihren Armen zappelte, und sie riss entsetzt die Augen auf, als langsam ein mit weißblondem Flaum bedeckter rosiger Schädel unter der Decke zum Vorschein kam. Das faltige Gesicht des kleinen Zwerges wurde puterrot, als er den
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