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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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schützend auf dem Bauch liegenden Hände fiel, wallten herrlich angenehme Furcht und wunderbare Abscheu in seinen Augen auf. »Willst du damit etwa sagen, dass du bereits das Balg von diesem Kerl unter dem Herzen trägst?«
    Sie reckte stolz den Kopf. »Du hast es erfasst. Und ich kann dir versichern, dass Bannor dich bis ans Ende der Welt verfolgen wird, wenn du seinem Baby etwas tust.«
    Stefan legte den Kopf schräg und grummelte: »Das würde er wahrscheinlich wirklich tun.«
    Als ihr Stiefbruder langsam ein Seil von seinem Gürtel löste, trat Willow erschrocken einen Schritt zurück. Zu spät wurde ihr klar, dass sie das Ausmaß seiner Verdorbenheit tatsächlich noch unterschätzt hatte. »Was hast du vor?«
    Stefan zuckte mit den Schultern. »Scheint, als müsste ich verschwinden, wenn ich die geringste Chance haben will, dem Zorn deines Mannes zu entfliehen.« Er packte sie am Arm. »Ebenso wie du.«
    Ehe Willow ihre tauben Gliedmaßen auch nur bewegen konnte, hatte Stefan ihr bereits das Seil um die Handgelenke geschlungen, festgezogen, zusammengeknotet, und ein zweites Seil blitzartig um ihre Fußknöchel gezurrt.
    Mühsam unterdrückte Willow ihre aufkommende Panik, als sie sagte: »Das kannst du nicht machen Stefan. Wenn ich mich nicht bewege, erfriere ich.«
    »Keine Sorge, Schwesterherz«, antwortete er hämisch grinsend, zog ein letztes Mal an ihren Fesseln und warf Willow schließlich in den Schnee. »Ich bin sicher, dass dein dich liebender Gatte dich finden wird. Wenn der Schnee im Frühjahr taut.«
    »Stefan«, rief sie, als ihr Stiefbruder, ohne sich auch nur noch einmal umzudrehen, ungerührt weitermarschierte.
    Willow schrie, bis sie vollkommen heiser war, wälzte sich wie eine auf dem Rücken liegende Schildkröte im Schnee, und betete, dass ihr Zorn und ihre Frustration das Blut weiter durch ihre Adern pumpen würde, bis endlich Rettung kam.
    Als ihre Kräfte sie verließen, blickte sie zornig in das unbeeindruckte Gesicht des Mondes und fluchte über die Ungerechtigkeit der Welt. Sie hatte so hart darum gekämpft, auf den Beinen zu bleiben, sich weiterzubewegen, daran zu glauben, dass Bannor sie finden würde, egal, was auch geschah. Aber es hatte alles nichts genützt. Er würde nie erfahren, wie tapfer sie gewesen war oder wie vehement sie um ihr Kind gekämpft hatte. Während sie an ihren Fesseln zerrte, rannen ihr bittere Tränen über das Gesicht, die, eh sie trocknen oder zu Boden tropfen konnten, bereits vereist waren.
    Sie rollte sich zusammen, um das Kind zu schützen vor dem beißend kalten Wind. Als der Schneefall wieder stärker wurde und sie in eine weiße, federweiche Decke hüllte, empfand sie mit einem Mal eine geradezu wunderbare Lethargie. Sie war müde, müder als jemals zuvor. Wenn sie nur ganz kurz die Augen schloss, wenn sie nur ein ganz klein wenig schlief... Vielleicht träumte sie dann ein allerletztes Mal von ihrem Prinzen und seiner wunderbaren Zärtlichkeit.
    Sie brauchte sich sein Gesicht nicht länger einzubilden. Sie hatte jeden Zentimeter seiner rauen Schönheit in ihren Fingerspitzen und auf ihren Lippen bewahrt. Mit einem wehmütigen Lächeln schloss sie die Augen, schmiegte ihre Wange auf das weiche Kissen frischen Schnees und wartete darauf, dass ihr Prinz erschien.

32
    Als Bannor und die Kinder einen steilen Hügel zu erklimmen begannen, trieb er sein Schlachtross zu einem schweißtreibenden Galopp. Seit sie die wirren Spuren im Schnee gefunden hatten, hatten sich neben seiner Hoffnung auch die Eile, seine Frau und ihren Peiniger zu finden, verstärkt. Es hatte ihn nur wenig überrascht, dass Willows idiotischem Stiefbruder das Pferd davongelaufen war. Wahrscheinlich war das Tier geradewegs nach Elsinore zurückgekehrt und knabberte längst wieder im warmen Stall an einem Büschel Heu.
    Ein Teil der Spuren war so durcheinander, dass er kaum an menschliche Abdrücke erinnerte. Trotzdem wallte bei ihrer Entdeckung Freude in Bannors Herzen auf. Ihre zittrige Unbeholfenheit konnte nur bedeuten, dass Willow noch am Leben war.
    Er trieb sein Ross den Berg hinauf, um die Spuren zu verfolgen, ehe der wieder erwachte Sturm sie auswischte. Auch der Schneefall hatte wieder eingesetzt, und als Bannor die Kuppe des Hügels erreicht hatte, hüllten dichte Wolken das unter ihm liegende Tal in undurchdringliche Dunkelheit.
    Bannor brachte seinen Hengst zum Stehen und wartete auf die Kinder, die ihn kurz darauf erreicht hatten.
    Sie stießen ungeduldige Atemwolken aus
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