Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cool Hunter

Cool Hunter

Titel: Cool Hunter
Autoren: Scott Westerfeld
Vom Netzwerk:
Kapitel
NULL
    Wir sind mitten unter euch.
     
    Ihr kriegt nur nichts von uns mit, weil wir unsichtbar sind. Okay, es gibt welche von uns, die sich ihre Haare vierfarbig färben, Schuhe mit Zehn-Zentimeter-Plateauabsätzen tragen oder so dermaßen zugepierct sind, dass Metalldetektoren am Flughafen zum Problem werden können, und wenn ich so darüber nachdenke, muss ich zugeben, dass wir eigentlich wahrscheinlich so ziemlich das Gegenteil von unsichtbar sind.
    Aber uns steht nicht auf die Stirn geschrieben, wer oder was wir sind. Wenn ihr das wüsstet, könnten wir unseren Job auch nicht machen. Wir beobachten und lenken euch, ohne dass ihr etwas davon merkt, und dabei lassen wir euch wie gute Lehrer in dem Glauben, ihr wärt von ganz allein darauf gekommen.
    Ihr braucht uns. Jemand muss euch zeigen, wo es langgeht, muss euch formen und dafür sorgen, dass heute pünktlich nach Plan zu gestern wird. Wer weiß, was für einen Blödsinn ihr machen würdet, wenn wir nicht ständig ein wachsames Auge auf alles hätten.
    Schließlich ist es nicht so, als könntet ihr plötzlich einfach eure eigenen Entscheidungen treffen.

    Stellt sich natürlich die Frage, warum ich das alles hier aufschreibe, wenn wir so ultrageheim sind.
    Tja, das ist eine lange Geschichte. Und zwar genau die , die ihr gerade in den Händen haltet.
    Sie handelt davon, wie ich Jen kennengelernt habe. Jen ist übrigens keine von uns, aber sie ist auch keine von euch. Sie steht an der Spitze der Pyramide und macht von dort oben aus unbemerkt ihr Ding. Glaubt mir, ihr braucht sie. Wir alle brauchen sie.
    Diese Geschichte handelt außerdem von einer Gruppe von Leuten, die sich die Spalter nennen.
    Ich bin mir sicher, dass es sie nach wie vor gibt. Ziemlich sicher jedenfalls. Und wenn es sie wirklich noch gibt, haben sie verdammt viel auf dem Kasten und Großes vor. Sie sind unsere Gegenspieler in dieser Geschichte. Diejenigen, die das System stürzen und Leute wie mich überflüssig und zu Lachnummern machen wollen.
    Sie sind die, die euch befreien wollen.
    Und das Allerkomischste ist – ich glaube, ich bin auf ihrer Seite.
     
    Reicht das als Teaser? Meint ihr, ihr könnt euch lang genug konzentrieren, um euch die Geschichte von Anfang bis Ende reinzuziehen? Seid ihr bereit für den Hauptfilm? Okay. Dann mal los.

Kapitel
EINS
    »Kann ich deinen Schuh fotografieren?«
    »Hm?«
    »Mir geht’s vor allem um die Schnürsenkel. Wie du sie gebunden hast, meine ich.«
    » Äh. Ja klar, mach ruhig. Tipptopp, was?«
    Ich nickte. Tipptopp war diese Woche das Wort für »cool«, so wie man früher geil oder fett gesagt hat. Und die Schnürsenkel dieses Mädchens waren sehr cool . Sie waren leuchtend rot und auf der einen Seite erst mehrmals durch die mittlere Öse und dann so durch die übrigen Ösen auf der anderen Seite gefädelt, dass eine Art Fächermuster entstanden war. Das Ganze erinnerte ein bisschen an die alte japanische Flagge, auf der die aufgehende Sonne noch Strahlen hat, nur eben auf der Seite liegend.
    Ich schätzte sie auf siebzehn, also mein Alter. Graues Kapuzenshirt über Camo-Hose, die Haare so schwarz gefärbt, dass sie da, wo die durch die Bäume fallenden Sonnenstrahlen ihren Kopf trafen, bläulich schimmerten. Die Schuhe waren schwarze Laufschuhe, das Logo des Herstellers mit schwarzem Stoffmarker übermalt.
    Eine Innovatorin , dachte ich. Eindeutig. Innovatoren sehen auf den ersten Blick oft wie Logo-Verächter aus, bis man dann
näher kommt und das eine Detail bemerkt, auf das sie ihre ganze Energie konzentrieren. Meistens ist es nur ein einziges Element.
    Schnürsenkel zum Beispiel.
    Ich zog mein Handy aus der Tasche und richtete es auf ihre Schuhe.
    Ihre Augen weiteten sich und sie deutete ein anerkennendes Nicken an. Mein aktuelles Handy war das Produkt eines finnischen Unternehmens und wurde ziemlich oft mit diesem Nicken bedacht – einer fast unmerklichen Neigung des Kopfes, die signalisiert: Hey, das hab ich erst neulich in einer Zeitschrift gesehen. Das wollte ich mir bei Gelegenheit auch holen. Natürlich kann das Nicken auch heißen: Jetzt wo ich jemanden gesehen hab, der das Teil tatsächlich besitzt, muss ich es mir aber schleunigst zulegen .
    Genau das war der Effekt, den sich das finnische Unternehmen erhofft hatte, als es mir sein neuestes Gerät kostenlos zur Verfügung stellte. Oder anders ausgedrückt: Ich erledigte gerade zwei Jobs gleichzeitig.
    Das Handy signalisierte mir den erfolgreich durchgeführten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher