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Rebellin der Liebe

Titel: Rebellin der Liebe
Autoren: Teresa Medeiros
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größer wäre, in jemanden verlieben würde, der allzu gerne Kohl aß, beim Essen schmatzte oder zu viel trank.
    Schließlich entschied sie sich für ein aus feinstem Kammgarn gewobenes Kleid mit fließenden Ärmeln und einem eleganten Pelzbesatz. Sie sank auf den Hocker, zog ein Paar frische Strümpfe und Strumpfhalter hervor und schob ihre Füße in die weichen Hirschlederpantoffeln, die eins von Bannors Hochzeitsgeschenken gewesen waren.
    Früher einmal hätte sie sich vielleicht davor gefürchtet, Bannor zu offenbaren, dass sie von ihm schwanger war. Früher einmal hätte sie vielleicht gefürchtet, dass sein Herz ihr gegenüber kalt würde wie zuvor das ihres Papas. Das Mädchen, das sie vor ihrer Ankunft auf Elsinore gewesen war, wäre vielleicht sogar davongerannt, ohne ihm etwas zu sagen, nur um kein Risiko einzugehen.
    Aber Willow war nicht länger das kleine Mädchen. Sie war eine Frau - eine Frau, die bald Mutter des Kindes des Mannes sein würde, den sie liebte. Und der vielleicht nicht nur ihre Liebe, sondern endlich auch ihr Vertrauen verdient hatte.
    Als Willow den Spiegel vor ihr Gesicht schob, um sich zu betrachten, waren ihre Hände ruhig und ihre Augen klar. Sicher würde sie noch nicht einmal von ihrer eigenen Familie wieder erkannt. Sie hatte sich das Gesicht geschrubbt und ihre schulterlangen Locken gebürstet, bis sie seidig schimmerten. Auf der Suche nach der von Schwangeren verströmten leuchtenden Ausstrahlung drehte sie den Spiegel hin und her, und erst, als sie ihn auf der Suche nach einer schwachen Wölbung vor ihren Bauch hielt, wurde ihr bewusst, wie lächerlich ihr Gebaren war. Wenn sie nicht bald aufhörte, sich derart zu benehmen, wäre sie bald ein eitler Fratz wie Beatrix!
    Als es endlich klopfte, sprang Willow glücklich auf, warf den Spiegel auf den Tisch, strich sich ihre Röcke glatt, schob sich eine vorwitzige Locke aus der Stirn und atmete tief durch.
    Allerdings hatte sie ihr Zimmer höchstens halb durchquert, als die aufgesetzte Würde sie verließ, sie den restlichen Weg zur Tür rannte, sie glücklich lächelnd öffnete und beim Anblick des gegen die Wand gelehnten Besuchers versteinerte.
    Bannor rannte im Sturmschritt die Treppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Willows Einladung hatte ihn im Wachhaus erreicht, wohin er vor ihrer Familie geflohen war. Als er vor wenigen Minuten durch den großen Saal geschlichen war, hatte er zwar ihren widerlichen Stiefbruder nirgendwo gesehen, aber ihr Wrack von einem Vater hatte immer noch dem Bier zugesprochen, während Lady Blanche ihn kreischend dafür gescholten hatte, dass er Willow nicht gezüchtigt hatte, als sie von ihr beleidigt worden war.
    Bei ihren Worten hatte Bannor grimmig das Gesicht verzogen. Hätte es der Mann gewagt und Willow auch nur einen leichten Schlag versetzt, dann hätte er inzwischen zwei statt eines kranken Arms.
    Bannor verlangsamte sein Tempo, als er sich der Tür ihres Zimmers näherte. Er zog an seinem Wams, strich sich sorgfältig die Haare aus der Stirn und versuchte sich zu beruhigen. Besser, wenn er nicht völlig atemlos vor ihr erschien. Seine Zunge mochte stolpern, wenn er Willow um Verzeihung bäte, doch er hoffte, dass sie sich durch seine Eloquenz im Bett dazu bewegen lassen würde, ihm seine Missetaten zu verzeihen.
    Bannor hatte die Hand bereits zum Klopfen angehoben, als er merkte, dass die Tür schon offen war.
    »Willow?« Langsam schob er sie weiter auf.
    Der stetig vom Himmel rieselnde Schnee tauchte das Zimmer in ein gespenstisches Halbdunkel. Trotzdem war der Umriss des Bettes ebenso deutlich zu erkennen wie die Schatten der überall ähnlich Opfern eines tragischen Gefechts verstreuten Kleider, Strümpfe und Handschuhe. Irgendein Instinkt brachte Bannor dazu, dass er sich so vorsichtig bewegte, als nähere er sich einem unbekannten Feind.
    Ob der Stille, die über dem menschenleeren Zimmer lag, kroch blanke Furcht in Bannor hoch. Dies war dieselbe Stille wie nach dem Tod von Mary und von Margaret. Eine Stille, die weniger aus dem Fehlen von Geräuschen als vielmehr aus dem lautlosen Seufzer eines Menschen zu bestehen schien, der für alle Zeiten gegangen war. Er hatte vergessen, wie entsetzlich diese Stille war, denn Willow hatte durch ihr heiseres Lachen, ihr zärtliches Lächeln, ihre liebevollen Berührungen seine Ängste vor dieser Stille gebannt.
    Bannor wirbelte herum und betrachtete das Zimmer wie einen feindlichen Hinterhalt. Nicht wegen der überall verteilten Kleider rann ihm
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