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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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zweite Bindeglied – an der Stelle abgelegt, die Unbekannte als Grillplatz benutzt hatten. Er hatte die Flasche mehrmals – und wiederholt auch Tage vorher – etwas in der Asche gewälzt und selbstverständlich Sorge dafür getragen, dass Wendels Fingerabdrücke auf der Flasche erhalten blieben.
    Als die Uhrzeit nahte, zu der die Crouchford erwartungsgemäß mit Wendel auftauchen würde, verließ Traunhof den Platz neben Gossmann, den man – wie du festgestellt hast – vom Weg aus nicht sehen konnte, und beobachtete versteckt die Ankunft von Crouchford und Wendel. Für den Tatplan war es nicht so entscheidend, wie weit die Crouchford Wendel tatsächlich verführte. Es hätte gereicht, dass sie ihn an sich gezogen und mit ihm ins Gras gefallen wäre. Aber Wendel sprach sofort auf sie an. Er, der erst seit ein paar Monaten mit der blassen und fast neurotischen Sarah verheiratet war (ich erinnere mich an die späteren anstrengenden Gespräche mit ihr), ließ sich leichter locken, als wir zu träumen gewagt hatten. Wendel folgte ihr willig auf die Wiese, ließ sich gern von ihr an sich ziehen und umschlingen, fiel mit ihr ohne jede Gegenwehr ins Gras und lag sofort auf ihr. Es ist ohne Bedeutung, dass es nicht zu mehr kam, aber ich bin mir sicher, dass Wendel zu allem bereit war. Auf ihn war eben Verlass. Ich bleibe dabei, dass sich Menschen seines Typs nicht in ihrem Kern ändern. Sie behalten ihre triebhafte Struktur. Mag sein, dass er über seine Frau einen Weg in die Normalität suchte. Es wird ihm nicht gelingen. Ich halte von diesem Psychokram nichts. Er bleibt ein Schwein.
    Als sich die Crouchford mit Wendel im Gras wälzte, schritt Traunhof zur Tat. Es war ein kurzer, schneller und zielsicherer Stoß, auf den sich Traunhof mit seiner medizinischen Kenntnis vorbereitet hatte. Er trug Handschuhe, die er kurz zuvor übergestreift hatte, was Gossmann nicht bemerkte, weil er sich auf sein Bild konzentrierte. Nach dem tödlichen Stoß platzierte Traunhof die Flasche neben der Leiche, versteckte sich hinter einem Busch und rief: »Das sind doch Sie …!« Du kennst die Worte, die die eingeplanten Zeugen hörten und bestätigten. Dass es nicht Gossmanns Stimme war, die sie hörten, wurde nicht einmal hinterfragt. Auch der Rest der Geschichte ist bekannt. Michelle Crouchford nutzte die Irritation Wendels, rief um Hilfe und zwischendurch nach ihm und verhinderte so, dass er so weit den Hügel hinauflief, dass er Gossmann und Traunhof gefunden hätte. Zugleich gelang es der Crouchford mit ihrer Theatralik, die Aufmerksamkeit der anderen Zeugen auf sich zu lenken, wobei es hilfreich war, dass sie sich ihr eigenes Shirt vom Leibe gerissen hatte. So konnte schließlich keiner der anderen Zeugen nachher etwas dazu sagen, ob Wendel auf der Anhöhe hinter das Buschwerk gelaufen war, wo Gossmann lag, oder nicht. Die Crouchford hatte, bevor sie aufstand, mit dem um den Zeigefinger gewickelten Shirt das Glas ihrer Uhr zerdrückt, die somit die Zeit 18.05 Uhr als Tatzeit auswies, was sich im Nachhinein als problematisch erwies, als man merkte, dass der Zeitablauf zwischen dem Verlassen des Cafés und der Vergewaltigungsszene Fragen aufwarf.
    Böhringer war der Jogger, der wie zufällig vorbeikam und sich anbot, der aufgelösten und um Hilfe schreienden Michelle Crouchford Wasser zu geben, damit sie ihre brennenden Kniewunden auswaschen konnte. Danach kam die Crouchford ins Krankenhaus, wo man nochmals ihre Kniewunden verarztete. Wir hatten damit kalkuliert, dass man sich nicht vertieft um die Schürfwunden kümmern würde. Alles lebte also von der Ausnutzung von Gewohnheiten und dem geschickten Arrangement von Zufällen. Der Tattag war nicht festgelegt. Es musste nur einer jener schönen Tage sein, an dem Gossmann noch an seinem Bild arbeitete, das auf mein Drängen sogar der Beginn einer kleinen Serie sein sollte. Gossmann sollte noch möglichst oft an seiner Staffelei sitzen und an diesem oder ein neues Bild malen, bis der Plan realisiert war. Bis dahin wäre Wendel beim Joggen immer wieder Michelle Crouchford begegnet, die ihren Einsatz stets an einer verdeckten Stelle abwartete, an der Wendel auf dem Weg zum Café am Zoo vorbeilief. Vielleicht wäre sie beim nächsten Versuch zufällig mit Wendel zusammengestoßen, vielleicht wäre sie 20 Meter vor ihm gefallen. Vieles ist denkbar. Wichtig war nur, dass die zentralen Elemente miteinander verknüpft werden konnten.
    Ich habe Maxim Wendel äußerlich verteidigt und ihm in
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