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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Die ›Zehn‹ werden sich vermutlich auflösen – es werden ja auch nach dem Ausscheiden Traunhofs, Böhringers und mir nur noch sechs Mitglieder übrig bleiben. Diese Sechs, die nicht in die Geschehnisse involviert sind, werden aus dem selbst erbauten Elfenbeinschlösschen weichen müssen. Es sind normale Menschen, nicht besser als alle anderen, aber besser als die, die wie Böhringer, Traunhof und ich das hohe Ideal ins Gegenteil verkehrt haben. Der Fall Wendel ist am Ende also mein Fall geblieben – und er ist zu meinem Fall geworden.
    Sollte zu dem Zeitpunkt, in dem du diesen Brief liest, die fünfjährige Verjährungsfrist noch nicht abgelaufen sein, so warte bitte ihre Vollendung ab, bis du weitere Schritte unternimmst. Schütze meine Delia. Ich bitte dich darum!
    Ich verabschiede mich von dir in aufrichtiger Dankbarkeit und voller Hochachtung,
    Dr. Gereon Trost.

35
    Stephan übergab den Brief an Marie, die hinter ihn getreten war.
    »Es ist die Geschichte eines Selbstmordes«, sagte er betroffen und nahm die dem Brief beigefügte DVD in die Hand. Er entfernte vorsichtig ihre Hülle und legte sie in den Rechner ein.
    Auf dem Bildschirm erschien eine elegante schwarze Ledercouchgarnitur mit einem Glastisch. Der Betrachter sah seitlich von oben auf das Mobiliar, am Bildschirmrand war noch ein Teil eines großen Schreibtisches zu sehen. Die Kamera war auf diese Szenerie fixiert. Es tat sich nichts.
    »Wo ist das?«, fragte Marie, die von Trosts Brief aufgesehen hatte.
    »Es ist Trosts Büro in seiner Villa am Phoenix-See«, antwortete Stephan. »Er hat es mir bei meinem ersten Besuch gezeigt. Ich weiß auch …« Er unterbrach sich, hob die Hand und lauschte. »Warte, da waren Stimmen zu hören.«
    Er startete die DVD erneut.
    Sie horchten, während die Kameralinse unverwandt die Besprechungsecke in Trosts Büro zeigte. Tatsächlich waren zwischendurch immer wieder Wortfetzen zu vernehmen, dann waren die Stimmen für einen Augenblick deutlicher zu hören.
    »Es sind Trost und Böhringer«, war sich Stephan sicher. »Und ich wette, dass die Aufzeichnung vom Nachmittag oder Abend des Tages stammt, als ich mit Trost zusammen Maxim Wendel in der Justizvollzugsanstalt besucht habe. Böhringer war in dieser Zeit mehrere Tage auf Trosts Grundstück mit der Gestaltung der Außenanlagen beschäftigt. Und an jenem Tag haben sich die beiden unterhalten, nachdem sie zunächst auf der Terrasse ein Bier getrunken haben. Genau so hat es Böhringer bei dem abendlichen Gespräch auf der Hütte erzählt. Also wird die entscheidende Sequenz erst noch kommen. Und dieses Gespräch hat Gereon veranlasst, am darauf folgenden Tag den Brief zu schreiben, den du in Händen hältst.«
    Stephan spielte die DVD vor und blickte zusammen mit Marie gebannt auf den Schirm, bis Trost und Böhringer im Zeitraffer ins Bild rannten und Sekundenbruchteile später bereits auf der Garnitur saßen. Stephan stoppte den Vorlauf und stieg in die Szene ein.
    »… zu lange ist«, sagte Böhringer. »Du kannst mir nicht erzählen, dass du in Leipzig keine Gelegenheit gefunden hast, Knobel dazu zu bewegen, in deine Kanzlei einzusteigen. So etwas ist für einen Typ wie Knobel doch die einmalige Gelegenheit. Ich habe mich erkundigt. Er gilt als ordentlicher Anwalt, aber er kämpft ums Überleben. Knobel hat Familie, Gereon. Seine Partnerin ist Lehrerin. Sie arbeitet halbtags. Das wirft keine Reichtümer ab. Wolfgang hat sie gesehen, als sie sich mit der Wendel getroffen hat. Während du in Leipzig keinen Schritt nach vorn gegangen bist, hat Marie Schwarz der Dame ordentlich auf den Zahn gefühlt. Es war immerhin ein Glück, dass Wolfgang das Gespräch belauschen konnte – und ein Zufall, dass wir aus den damaligen Zeitungsberichten noch ein Foto von der Wendel hatten. Sonst hätte Wolfgang sie womöglich gar nicht gefunden.«
    »Ihr kanntet Zeit und Ort des Treffens«, beschwichtigte Trost. »Mehr war nicht zu machen. Knobel ist vorsichtig.«
    »Nenne mir einen vernünftigen Grund, warum Knobel den Fall Wendel überhaupt weiter betreibt, wenn ihm finanziell durch dich, durch uns, das Paradies winkt? Warum schmeißt er nicht hin, wie es die anderen Anwälte vor ihm getan haben, die nicht einmal vertieft in die Sache eingestiegen sind?«
    »Weil er sich in die Sache vertieft. Er ist fleißig, intelligent, zäh – und unbestechlich«, antwortete Trost.
    Böhringer grinste höhnisch.
    »Du weißt, was passiert, wenn Knobel den Fall löst«, sagte Böhringer
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