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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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und lehnte sich vor. »Du und deine Delia haben damals mitgeholfen, die Fußgänger in den Straßengraben zu verfrachten. Ihr seid in die Planung von Gossmanns Tod eingebunden gewesen. Mittäterschaft von vorn bis hinten.«
    »Du weißt, dass das nicht stimmt«, erwiderte Trost ruhig. »Delia, Gossmann und ich haben sich an der Beseitigung der Unfallopfer überhaupt nicht beteiligt. Keiner von uns wollte das oder hat es auch nur gebilligt. Delia wollte Hilfe holen, doch das habt ihr verhindert. Es war einzig euer Entschluss, Lutz. Der Fehler von Gossmann und mir war, geschwiegen zu haben und nicht geholfen zu haben.«
    »Die Version von dir und deiner Tochter wird nicht beweisbar sein, Gereon. Wem sollte das, was Wolfgang und ich getan haben, nützen? Wem außer deiner Tochter und somit auch dir? – Verstehst du: Wolfgang und ich haben ohne Zögern von uns aus die Loyalität vorgelebt, die wir zu unserem Ideal erhoben haben. Wolfgang und ich sind keine reinen Theoretiker. Wir springen ein, auch wenn es gefährlich wird und Opfer kostet. Wenn Knobel den Fall löst, werden wir dich und deine Tochter zu Fall bringen. Bei uns gewinnt und verliert man zusammen. Mitgewinner auf der einen, Mittäter auf der anderen Seite.«
    »Delia wusste auch nichts von dem Plan, Gossmann zu töten«, sagte Trost.
    »Ich muss nichts wiederholen«, erwiderte Böhringer kühl. »Bei der Beweisführung geht es letztlich auch immer darum, wie weit man dem anderen glaubt. Die Antwort auf die Frage, wem hier welche Tat nützt, liegt auf der Hand. Man wird dir und deiner Delia einfach nicht glauben, Gereon. Deine Tochter wird noch so viel beteuern können, dass sie Hilfe holen wollte und du wirst noch so heldenhaft die Aussage deiner Tochter bestätigen können! Ihr werdet nicht ernsthaft glauben, dass Wolfgang und ich euch beistehen werden. Die Wahrheit wird euch also nicht helfen! Es wird eng für dich, Gereon Trost. Regel die Sache mit Knobel, sonst müssen wir es tun. Gemeinsam, versteht sich.« Er lächelte zynisch und erhob sich. Marie und Stephan sahen, wie Böhringer aus dem Bild trat. Trost folgte ihm und warf im Hinausgehen einen verstohlenen Blick in die Kamera. Kurz darauf endete die Aufnahme.

    »Er hatte eine versteckte Kamera in seinem Büro«, erklärte Stephan. »Vielleicht hat er sie nur zu dem Zweck installieren lassen, einmal den Beweis führen zu können, der hier so wichtig ist.«
    »Was meinst du, Stephan?«, fragte Marie. »Ich verstehe überhaupt nicht, worum es geht. Was hat Delia mit dem Fall zu tun?«
    »Es ist das Eingeständnis Böhringers, dass Delia weder mit der Beseitigung des noch lebenden Unfallopfers noch mit der Tötung Gossmanns etwas zu tun hatte. Damit ist klar, dass ihr nur fahrlässige Körperverletzung und fahrlässige Tötung vorgeworfen werden können. Und diese Taten verjähren in wenigen Tagen. Lies den Brief, dann wirst du alles verstehen. Trosts Brief macht nur zusammen mit der Aufzeichnung aus seinem Büro Sinn. Er schützt seine Tochter.«
    »Wer war Gereon Trost wirklich?«, fragte sie weiter.
    »Wenn ich das wirklich wüsste!«
    Stephan dachte eine Weile nach.
    »Er war mit Sicherheit ein Spieler«, meinte er, »aber auch ein Provokateur, ein überheblicher und zugleich feiger Mensch mit einem perfiden Menschenbild, ein die Tochter überfordernder Vater und ein Jurist mit einem Zerrbild von Gerechtigkeit. Trost hat sich selbst zum Richter über andere gemacht und ist dabei zum Mörder geworden. Er hat seinen Mandanten Wendel ans Messer geliefert. Trost hat seine menschenfeindliche Ideologie bis zum Schluss vertreten, auch wenn er sich in seinem Abschiedsbrief davon distanziert. Ich glaube nicht, dass Trost in seinem Brief durchgehend ehrlich war. Es ist bezeichnend, dass sich die ›Zehn‹ in ihrer inhaltlichen Idealform erst ausprägten, als Gossmann tot war. Sie haben ihre Ideologie aus der Erfahrung eines verübten Verbrechens heraus vervollkommnet. Deutlicher kann man die Verachtung gegenüber anderen Menschen nicht ausdrücken. In all diesen Beziehungen war Trost kein guter Mensch.«
    Stephan hielt inne.
    »Aber er war auf der anderen Seite auch einer, der sich ziemlich schnell hinter mich gestellt hat. Ich glaube nicht, dass er das nur tat, weil die Verjährung von Delias Taten bevorstand. Er hat mich bewusst teilweise auf die richtigen Spuren gesetzt und zugleich gegenüber Traunhof und Böhringer falsch gespielt, aber auch mich zwischendurch in die Irre geführt. Denk zum Beispiel
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