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0221 - Der Todessee

0221 - Der Todessee

Titel: 0221 - Der Todessee
Autoren: Jason Dark
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»Die Fotos sind ein Witz«, behauptete Jill.
    Der Alte wurde zornig. »Hast du sie je gesehen?«
    »Klar, die sind durch sämtliche Zeitungen gegeistert. Nein, nein, Mister, so einfach lassen wir uns nicht in Schrecken jagen, das merken Sie sich mal.«
    Der alte Mann hob die Schultern. Trotz des lauen Sommerabends trug er seinen zerschlissenen Fischgrätmantel. Von seinem Gesicht war so gut wie gar nichts zu erkennen. Die obere Hälfte wurde von der breiten Krempe des alten Filzhutes bedeckt, während ein wildes Bartgestrüpp Kinn und Wangen überwucherte.
    Nur wenn er den Mund öffnete, erschien ein Loch, an dessen Rändern die rosigen Lippen zu sehen waren. »Dann kann ich euch auch nicht helfen«, sagte der Alte und stemmte sich mühsam hoch, während die beiden zwanzigjährigen Mädchen sitzenblieben.
    Der Mann schaute noch einmal auf ihre Köpfe, hob dann die Schultern und sagte: »Ich habe euch gewarnt. Schlagt meine Worte nicht in den Wind. Sie sind ehrlich gemeint. Und vielen Dank für den Schnaps.«
    »Gern geschehen«, antwortete Jill. Wie auch ihre Freundin sah sie dem alten Mann nach, als er das Lagerfeuer verließ. Nach einigen Sekunden schon hatte ihn die Dunkelheit verschluckt.
    Die Zurückgebliebenen schwiegen. Unabhängig voneinander hingen sie ihren Gedanken nach. Irgendwie hatten die Worte des Alten doch Eindruck hinterlassen. Vielleicht sorgte auch die gesamte Umgebung dafür, daß ihnen nicht sehr wohl zumute war.
    Vor ihnen lag der See!
    Eine dunkle Wasserfläche, die unheimlich wirkte und über die der Wind wie mit leichten Flügeln strich, das Wasser bewegte und auf seine Oberfläche ein kräuselndes Muster malte. Wer lange hinschaute, konnte schon glauben, auf dem See Figuren oder Schatten zu sehen, die allerdings stammten nicht von irgendwelchen vorsintflutlichen Ungeheuern, sondern von den dicht belaubten Kronen der alten Bäume, die das Seeufer umsäumten.
    Aber auch bei Sonnenschein war das Wasser niemals klar. Es zeigte halt eine zu starke Verschmutzung, die durch Torfrückstände herrührte. Der See war voll davon. Deshalb hatten Einheimische dem Gewässer auch den Beinamen See des schwarzen Wassers gegeben.
    Das andere Ufer war in der Finsternis nicht zu erkennen, obwohl das Gewässer an der Stelle, wo die Mädchen saßen, seine schmalste Form besaß. Ansonsten sah es aus wie eine übergroße Niere, und es lag eingebettet in Hügel, die an der West- und Südseite einen dichten Baumwuchs aufwiesen.
    Nur ein Ort lag am Ufer. Ein kleines Dorf, wo sich Fuchs und Hase Gute Nacht sagten. Dafür gab es allerdings mehrere alte, längst verfallene Burgen, die sich um den See verteilten..
    Das Gewässer lag im Nordwesten von England, in den Cumberland Mountains, einem Distrikt, in dem es kaum Ansiedlungen oder Städte gab, der auch von der nächsten Autobahn, dem Motorway 6, weit genug entfernt war, als daß Wochenend-Touristen Lust verspürt hätten, ihm einen Besuch abzustatten. So konnte er sich entwickeln, konnte versanden oder vertorfen, und niemand kümmerte sich um ihn.
    Die beiden Mädchen allerdings waren im Zuge ihrer Arbeiten auf die Existenz dieses Gewässers gestoßen. Sie hatten vor, einmal Biologie zu studieren und wollten sich bereits kurz vor dem Studium um die einheimische Pflanzenwelt im Bereich der Gewässer kümmern. Dazu gehörte es eben, daß sie besonders attraktive Seen anfuhren, um sich ein Bild machen zu können.
    Dieses schwarze Gewässer war der erste See.
    Die alte Ruine, die sich so herrlich als Übernachtungsplatz eignete, hatten sie nur durch einen Zufall gefunden. Von der Straße her, die zur Hälfte um den See führte, war sie nicht zu sehen gewesen. Auf einem ihrer Ausflüge hatten sie das verlassene Gemäuer mit dem viereckigen dachlosen Turm entdeckt.
    Ein wildromantischer Ort. Vor der Ruine fiel das Gelände zum Ufer hin ab, so daß die beiden erhöht sitzenden Mädchen einen phantastischen Blick über das Gewässer besaßen.
    Obwohl sich hoch am Himmel die dunklen Nachtwolken türmten, war es auch jetzt, eine Stunde vor der Tageswende, noch längst nicht kalt. Man konnte im Freien schlafen, das hatten sich die beiden auch vorgenommen. Ihre Schlafsäcke hatten sie bereits aus dem kleinen Morris geholt, der im Schatten einer alten Mauer parkte. Dann war der Alte gekommen. Wie ein Geist tauchte er auf, begann zu erzählen und warnte die beiden auch vor einem schrecklichen Ungeheuer, das in den Tiefen des vertorften Sees lauern sollte.
    »Du bist so
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