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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
Autoren: Klaus Erfmeyer
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gewesen sein, vor dem Schulleiter mit seinem vermeintlichen sozialen Aufstieg zu prahlen.
    Es war Böhringer, der mithilfe von Traunhof nun im Detail einen Plan ausarbeitete, in dem die Gewohnheiten des Maxim Wendel mit scheinbaren Zufällen geschickt kombiniert wurden und die von Wendel selbst zu verantwortende eigene Stigmatisierung alle Elemente des Tatgeschehens schlüssig miteinander verknüpfen sollte.
    Ich meine sogar, dass es Böhringer und Traunhof am Ende Freude machte, ein Tatgeschehen zu kreieren und mit Leben zu füllen, das sich aus dem Umstand speiste, dass man nur die Gewohnheiten zweier Menschen, nämlich einerseits die sich über mehrere Tage hinziehende Malerei Gossmanns am selben Platz und zur selben Zeit, und andererseits Wendels Joggen zur selben Zeit und über dieselbe Strecke, durch einen vermeintlich schicksalhaften Zufall miteinander verbinden musste. Das erste Bindeglied war Michelle Crouchford, die hier in Dortmund nur rudimentär einem ohnehin nie ernst betriebenen Studium nachging und sich in erster Linie durch verborgene Prostitution ihren Lebensunterhalt verdiente. Traunhof hatte vor Jahren ihre Dienste bei einem Kongress in Leipzig in Anspruch genommen, bevor er sie bewegen konnte, sich aus dem bisherigen Etablissement (du kennst es ja von außen) zu lösen und hier auf eigene Rechnung zu arbeiten. Mittlerweile ist sie untergetaucht und arbeitet, wie Traunhof vermutet, heute als Edelprostituierte irgendwo in Osteuropa. Sie ist zeitnah nach dem Prozess gegen Wendel, ausstaffiert mit reichlich Geld, das Traunhof, Böhringer und ich zusammengetragen haben, verschwunden. Michelle Crouchford war aus der Sicht Wendels die perfekte Beutefrau, allerdings eine, die er nie selbst würde erobern können. Es ist typisch für die Großsprecher des Typs Wendel, dass sie in der Realität ihre Begehrlichkeiten nie verwirklichen können. Also musste sich die unerreichbar scheinende Beute dem Theorielüstling Wendel öffnen, und es ist dir bekannt, wie es funktionierte. Wendel wird nie verstehen, dass die äußeren Reize einer Frau nicht ihr Wesen spiegeln müssen. So anmutig Michelle Crouchford auch wirkt, so kalt und leer ist sie in Wirklichkeit. Sie ist ein gefühlskalter Mensch und unfähig, sich mit einem anderen Menschen im Herzen zu verbinden. Sie arbeitet mit ihrem Körper, macht ihn zu Geld und setzt ihn als Instrument ein. Es ist ein simpler Trick, Männer auf den Leim solcher Frauen gehen zu lassen. Wendel hat seine Neigung zu blonden Frauen im Prozess als verhängnisvolle Sucht zum blonden Gift beschrieben. Dies ist eine gleichermaßen naive wie treffende Beschreibung seines wirklichen Fehlers: Wendel erkennt nicht die Menschen, die wirkliches Gift für ihn sind. Mit Michelle Crouchford wurde ihm eine reizvolle Hülle präsentiert, hinter deren anmutiger Fassade sich eine Frau verbirgt, die willfährig das üble Spiel mitmachte und sogar im Detail vervollkommnete. Selbstverständlich war der Sturz der Crouchford von ihr selbst herbeigeführt worden. Sie hat – was du schnell hinterfragt und vermutet hast – ein Wundspray benutzt, war danach wieder leichtfüßig unterwegs und hat später Wendel mit spielerischer Leichtigkeit verführt. Es war klar, dass sich Zeugen finden würden. Die Brandstätters waren gleichermaßen ideale wie zufällige Beobachter. Wären sie nicht vor Ort gewesen, hätte die vermeintliche Vergewaltigung der Crouchford eben so lange gedauert, bis geeignete Zeugen in Reichweite erschienen wären. Die Tatausführung barg viele Variablen. Es galt, die besten Gelegenheiten miteinander zu verknüpfen. Es ist üblich, dass der Rombergpark an Tagen mit schönem Wetter reichlich von Besuchern frequentiert wird. Auch dies war eine Gewohnheit, die wir uns nutzbar gemacht haben. Als Wendel sich mit der Crouchford vergnügte, geschah die eigentliche Tat. Traunhof saß bei Gossmann, um mit ihm noch einmal über alles zu sprechen, doch seine eigentliche Absicht war natürlich eine andere. Gossmann hatte auf Traunhofs Rat den Standort der Staffelei verändert, weil er ihm suggerierte, dass er aus der Zeitung von einem abendlichen Jugendfest rund um den kleinen Teich im Park erfahren habe. Es stehe zu erwarten, dass Gossmann, der sein Bild ja ohnehin weitgehend fertiggestellt hatte, von neugierigen Kindern gestört werde, wenn er sich und seine Staffelei sichtbar präsentiere.
    Schon vor Gossmanns Ankunft auf dem Hügel hatte er die bewusste Flasche mit abgeschlagenem Boden – das
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