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PR TB 012 Die Para Sklaven

PR TB 012 Die Para Sklaven

Titel: PR TB 012 Die Para Sklaven
Autoren: Perry Rhodan
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1.

    Vorsichtig reckte Thervanog den nackten, braungebrannten
Oberkörper über die hüfthohen Graswedel und spähte
in die dürre Steppe.
    Die Hand mit dem Knochenspeer zuckte unwillkürlich nach oben,
als er dicht vor sich die blauschwarz bepelzten Ohren eines Hituh
über die Wedel ragen sah. Hituhfleisch war die begehrteste
Jagdbeute aller Isaner, und obwohl Thervanog in gewisser Beziehung
anders war als seine Rassegefährten, verspürte auch er bei
diesem verlockenden Anblick großen Appetit, zumal er seit Tagen
nichts Vernünftiges in den Magen bekommen hatte. Aber er bezwang
sich und senkte den Speer.
    Der Todesschrei des getroffenen Hituh konnte weithin gehört
werden und ihn verraten - und das wäre gleichbedeutend mit neuer
Flucht und vielleicht sogar mit dem Tode gewesen. Thervanog war
längst über den Punkt hinaus, wo er tagtäglich fast
nur über die Ungerechtigkeit des Schicksals nachgedacht hatte,
des Schicksals, das ihn zu einem ewig Gehetzten stempelte.
    Die ihn hetzten, waren Isaner wie er, aber Thervanog hätte
nicht sagen können, warum das so war. Er wußte, daß
man ihn und noch einige andere die „Immunen“ nannte. Doch
nie hatte er sich unter jenem Wort etwas vorstellen können. Es
schien den Dorfleuten Entsetzen einzuflößen und
gleichzeitig die Zähigkeit, die notwendig war, um jemanden weit
über den Horizont hinaus zu verfolgen.
    Ungeduldig beobachtete Thervanog die aufrecht stehenden, von Zeit
zu Zeit zuckenden Ohren des Hituh. Er brachte es nicht fertig, ein
jagdbares Tier einfach zu verscheuchen und sich damit jeder
Möglichkeit zu berauben, es erlegen zu können. Er wagte den
Hituh aber auch nicht zu töten.
    Heiß brannte ihm das blaue Auge des kleinen Dämonen in
den Nacken.
    Seit drei Blauzeiten befand er sich auf der Flucht. Eine Blauzeit
war die Spanne, in welcher das blaue Auge des kleinen Dämonen
einmal von Horizont zu Horizont kroch, mit seiner Hitze die Graswedel
erschlaffen ließ und den Boden ausdörrte. Wenn Blauauge
verschwand, tauchte das Glutauge des roten Dämons die Steppe in
blutigen Schein. Zur Rotzeit war es gewesen, als Thervanog von seinen
Gefährten getrennt wurde. Nun war er allein.
    Thervanog wußte nicht, was aus seinen drei Gefährten
geworden war. Sie hatten sich zerstreut, um die Jäger
irrezuführen. Aber nach Thervanogs Ansicht mußten sie
mindestens einen von ihnen ergriffen haben. Das Triumphgeschrei
verfolgte ihn noch lange, nachdem er die Verfolger längst
abgeschüttelt hatte.
    Er zuckte zusammen, als von vorn ein raschelndes Geräusch und
das Tappen schneller Schritte kam.
    Doch seine Angst war unbegründet gewesen. Erleichtert und
zugleich enttäuscht schaute er dem davonhoppelnden Hituh nach.
Immerhin war nun der Weg frei.
    Thervanog hatte kein bestimmtes Ziel. Nur die Angst und der Hunger
trieben ihn vorwärts. Im Laufe der Zeit aber hatte sich bei ihm
ein Instinkt ausgebildet, der ihn die Nähe eines Jägerdorfes
ahnen und meiden ließ. Nur wenn dieser Instinkt schwieg, wagte
er es, eine Beute zu jagen. Ansonsten lebte er von schwammigen,
handtellergroßen Pilzen und selteneren Taikibeeren.
    Dieser Instinkt war es auch gewesen, der ihn die Beute und damit
das köstliche Hituhfleisch hatte verschmähen lassen.
Irgendwo in der Nähe mußte sich ein Jägerdorf
befinden. Thervanog durfte von nun an nicht eher wieder ruhen, bis er
mindestens eine Blauzeit zwischen sich und die Dorfleute gebracht
hatte.
    Er setzte sich in einen leichten, schlenkernden Trab. Monoton
klatschten die nackten
    Fußsohlen auf den harten Boden, der Schurz aus Hituhfell
streifte den grauen Staub von den Graswedeln, und bald glänzte
der Schweiß auf Thervanogs Rücken, denn „Blauauge“
strahlte heiß vom Zenit.
    Von Zeit zu Zeit verhielt Thervanog. Dann erstarrte er zu einer
Säule. Nur der Kopf drehte sich hin und her, und die Augen
spähten wachsam in die Umgebung. Kein Jäger hätte sich
ungesehen nähern können.
    Aber der Jäger, der Thervanog seit kurzem beobachtete,
steckte im tarnenden Lanzettlaub eines Chirribaumes. Er unterschied
sich fast nicht von dem Immunen, nur war er ein wenig kleiner und
nicht so muskulös.
    Feige jedoch war er nicht.
    Als Thervanog dicht an dem Baum vorübertrabte, beugte der
Jäger sich ein wenig vor. Nun ragte der Oberkörper aus dem
Laub, und der Arm konnte die Gulluh schwingen. Die geglättete
Steinkugel pfiff an ihrem aus Sehnen geflochtenen Band über des
Jägers Haupt, löste sich dann aus der braunen Faust und
zischte auf
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