Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, trau dich

Komm, trau dich

Titel: Komm, trau dich
Autoren: Jo Leigh
Vom Netzwerk:
1. KAPITEL
    Trevor Templeton sah seiner Freundin dabei zu, wie sie einen kräftigen Schluck von ihrem Weißwein nahm.
    „Sag mal, Trevor", fragte Lee Phillips munter, „warum haben wir eigentlich keinen Sex?"
    Er blinzelte verblüfft und schaute sich in dem etwas stickigen Manhattaner Restaurant um. „Wahrscheinlich weil wir in der No-Sex-Zone sitzen. Aber ich bin sicher, wir können um einen anderen Tisch bitten."
    Lee seufzte. „Ich meine doch nicht jetzt, in diesem Augenblick, sondern allgemein."
    Trevor blinzelte erneut. Irgendwie schaffte Lee es immer wieder, ihn zu überraschen, aber dies jetzt war selbst für ihre Verhältnisse völlig unerwartet. „Ich glaube, weil uns dazu der nötige Partner fehlt. Oder habe ich da etwas nicht mitgekriegt?"
    „Das meine ich doch nicht."
    „Aha."
    Sie schüttelte den Kopf, als ob sie es mit einem besonders begriffsstutzigen Kind zu tun hätte. „Ich meinte, warum schlafen wir beide, du und ich, nicht miteinander?"
    Die Worte hingen bedeutungsschwer in der Luft, und Trevor vergaß einen Moment lang, weiterzuatmen. Lee grinste nicht, sie hatte ihre ernste Miene aufgesetzt, also war das nicht als Witz gedacht. „Zuerst einmal", brachte er ruhig hervor, obwohl alles ihn dazu drängte, die Flucht zu ergreifen, „muss ich wissen, ob deine Frage rein rhetorisch gemeint ist. Denn wenn ja, sieht meine Antwort ganz anders aus."
    „Nein, meine Frage ist nicht rhetorisch."
    Er wartete.
    Sie kaute nervös an ihrer Unterlippe. Nach acht Jahren Freundschaft hatte er gelernt, die Zeichen zu deuten. „Doch, irgendwie schon. Ach, ich weiß nicht genau. Vielleicht."
    „Na gut. Da das also klargestellt ist, muss ich zugeben, dass ich keine Ahnung habe, warum wir nicht miteinander schlafen. Würdest du mir jetzt bitte mal sagen, was deine Frage sollte?"
    Lee nahm noch einen Schluck von ihrem Wein. Trevor überlegte, ob er sich einen Cognac bestellen sollte, sagte sich dann aber, dass er jetzt einen klaren Kopf brauche. Seine Freundschaft mit Lee gehörte zum Besten, was ihm in seinem Leben passiert war, aber manchmal...
    Er hob seine Kaffeetasse an den Mund. Lee würde schließlich mit einer Antwort herausrücken. Wie immer. Man musste nur Geduld haben.
    „Ich habe nachgedacht", erklärte sie.
    „Offensichtlich."
    „Unterbrich mich nicht. Ich habe also nachgedacht. Ich bin jetzt siebenundzwanzig Jahre alt. Ich habe in meinem Job erreicht, was ich wollte, und ich habe die Wohnung, die ich wollte. Ich liebe meine Katzen. Ich liebe meine Ruhe. In Beziehungen war ich schon immer lausig, aber ich weiß noch sehr genau, dass ich im Bett verdammt gut war."
    „Stimmt, warst du nicht einmal wochenlang Thema einer unserer beliebtesten Reality-Shows?"
    „Sehr komisch. Du warst übrigens selbst kein Unschuldslamm", konterte sie.
    „Ich bin nur sechs Monate älter als du, also noch nicht alt genug, um den Löffel abzugeben."
    „Und du bist zufrieden mit deinem Leben, oder?"
    „Soll ich jetzt darauf antworten?"
    Sie nickte.
    „Ja, ich bin zufrieden mit meinem Leben."
    „Siehst du? Also gefällt dir alles, so wie es jetzt ist, und mir auch.
    Aber keiner von uns hat jemanden fürs Bett. Zumindest ich nicht. Du etwa?"
    Wenn er gerade Kaffee im Mund gehabt hätte, hätte er ihn über den ganzen Tisch geprustet. Aber so hüstelte er nur verlegen. „Tut mir Leid, aber du musst einer dieser gruseligen Außerirdischen sein, von denen man so viel liest und die sich des Körpers unschuldiger Börsenmaklerinnen bemächtigen, während sie schlafen. Wann kommt die echte Lee zurück?"
    „Antworte mir, Trevor."
    Er schüttelte hilflos den Kopf. Es hatte keinen Zweck, sich ihr zu widersetzen. „Nein, meine Teuerste. Ich habe niemanden fürs Bett, wie du es so taktvoll ausgedrückt hast."
    „Was hast du gegen den Ausdruck?"
    „Man sollte ihn besonnen anwenden."
    „Hör auf, Witze zu reißen, Trevor. Ich spreche im Ernst."
    „Das will ich doch hoffen."
    „Also, warum schlafen wir nicht zusammen?"
    Er hatte das Bedürfnis, sich den Schweiß von der Stirn zu wischen, widerstand dem aber. „Ich wusste nicht, dass ich die Wahl habe."
    „Du fühlst dich nicht zu mir hingezogen. Ist es das?"
    „Das habe ich nicht gesagt."
    „Ja, aber gefalle ich dir auch?"
    „Himmel, Lee. Gnade!"
    „Nach all diesen Jahren können wir wirklich ehrlich zueinander sein, Trevor."
    „Ehrlichkeit ist ja schön und gut, aber das hier ist wie aus einem Science-Fiction-Roman."
    „Nun sag schon."
    Er betrachtete Lees
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher