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Rangun

Rangun

Titel: Rangun
Autoren: Christine Monson
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wie Lysistrata ist. Außerdem müssen Sie gestehen, daß sie ein wenig gebraucht ist.« Er sah, daß Rams Lippen schmal wurden. »Als Geliebte würde ich sie sofort nehmen, aber wahrscheinlich findet sie mich nach Ihnen langweilig und steif.« Er lächelte kalt. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Sie je langweilig sind. Ihr Antrag muß voller Leidenschaft und Romantik gewesen sein.« Er schwenkte dramatisch die Hand. »Komm, meine Liebste, laß mich dich fortbringen von all den Qualen. Fort aus unserer Einsamkeit und Bettelei. Von diesen schleimigen Hunden, die herumschnüffeln...«
    »Halten Sie den Mund, Harry!«
    Harry blinzelte. »Tut mir leid, Alter. Hab' ich was Falsches gesagt?« Er musterte Rams Gesicht sachlich. »Ich meine, wer konnte wissen, daß Ihnen an ihr lag? Sie haben das ja gut verborgen. Sie haben wohl doch von Liebe gesprochen, als Sie ihr den Antrag machten, was?« Auf Rams Blick seufzte er erbost. »Gott, sind Sie empfindlich. Eine Pflaume würde mehr Emotion zeigen.«
    »Wenn Sie an Bord bleiben wollen, Harry«, kam die scharfe Antwort, »bleiben Sie mir aus den Augen.«
    »Das werde ich«, rief der junge Engländer ihm fröhlich nach. »Ich hab' schließlich jemand, der sich um mich kümmert.«
    Unter dem Kulihut starrten rauchgrüne Augen Harry böse an.
    Vier Tage nach dem Auslaufen aus Rangun, wurde das Wetter schlecht und Rams Stimmung noch schlechter. Die Mannschaft, die nicht daran gewöhnt war, erfüllte ihre Pflichten, als ginge sie auf Eierschalen. Doch niemand konnte es ihm recht machen. Harry versuchte es gar nicht. Selbst der Kuli, der stets hinter Harry herlief, handelte sich einen scharfen Blick ein, als er unbeholfen auf dem schlüpfrigen Deck ausrutschte und gegen den Engländer stieß, der ihn rasch auffing. Am fünften Tag wurde der Regen zu einem grauen Niesei, und der Ozean rollte in widerspenstigen Wogen. Als Ram den Kuli entdeckte, der sich schlaff an der Reling festhielt, nachdem er sich erbrochen hatte, stürzte er sich auf ihn. Er packte ihn am Kragen, zerrte ihn in die Kapitänskajüte und schlug ihm ärgerlich den Hut vom Kopf. Kupfergoldenes Haar ergoß sich im trüben Licht.
    Lysistrata zuckte vor seinem wütenden Gesicht zusammen. »Wie hast du das rausgefunden?«
    »Harry behandelt dich nicht wie einen Kuli, und die Schenkel in dieser Hose sind nicht gerade dürr«, schnappte er. »Wie lange wolltet ihr zwei die Scharade fortsetzen?«
    »Bis wir soweit von Rangun entfernt sind, daß du nicht mehr umkehren kannst«, murmelte sie. »Gott, ich glaub', mir wird wieder schlecht.«
    Er musterte sie mitleidslos. »Du bist ein schlechter Seemann. Daran hättest du denken sollen, bevor du dich mit Harry einließest.«
    »Ich hab' mich nicht mit Harry eingelassen«, sie atmete heftig ein, »und mir wird nur in deiner Nähe schlecht.« »Ich habe nichts damit zu tun.«
    »Allerdings hast du damit zu tun! Du...« Ihre Augen weiteten sich, und sie winkte verzweifelt. »Bullauge.«
    Abrupt stieß er sie zum Waschbecken und drückte ihren Kopf darüber. Nach trockenem Würgen, hob sie den Kopf und keuchte. »Verdammt, ich bin schwanger, du Alleswisser.«
    Seine Augen wurden schmal. »Das also ist es. Harry?«
    »Harry!« Sie kreischte und stürzte sich auf ihn.
    Er packte ihre Hände. »Warum bist du sonst hier? Mich hast du ja definitiv abgewiesen.«
    »Ich hätte nie kommen sollen«, stöhnte sie. »Ich wußte, daß du so sein würdest.«
    »Wie was?« wollte er wissen. »Wie bin ich, Lysistrata?«
    »Du... behandelst mich wie einen... einen gesprungenen Topf, der geklebt werden muß!« Um ihr Elend zu verbergen, versuchte sie, sich ihm zu entziehen. »Laß mich los! Ich brülle hier alles zusammen!«
    »Damit dein abenteuerlustiger Leutnant kommt? Warum hast du Harry mitgebracht, Lysistrata? Als Reserveunterhaltung für den Fall, daß ich unempfänglich bin?«
    »Harry war auch Papas Idee. Er soll verhindern, daß du mich wieder im Bett tyrannisierst«, fauchte sie. »Mein Vater hat viele Ideen. Ich möchte dich nicht mal zum Lunch haben.«
    »Das ist wenigstens eine ehrliche Antwort!« schnappte Ram und warf sie auf sein Bett. »Bleib hier oder erbrich dich wieder!« Er riß die Tür auf. »Und wenn Harry dagegen was zu sagen hat, stopfe ich ihn in die Matratze.«
    »Lysistrata ist in meiner Kabine eingesperrt. Die teilen wir bis Shanghai«, informierte Ram gleichmütig Harry.
    Harry lächelte. »Warum erzählen Sie mir das? Oder wollten Sie mir Ihre amourösen Memoiren
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