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Rangun

Rangun

Titel: Rangun
Autoren: Christine Monson
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eines polierten Malacca-Stocks zu ihr kam...
    »Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt...« Ram berührte zum Gruß seine Stirn mit seinem Stock... Er war glattrasiert, der Schnurrbart verschwunden und das Haar sorgfältig frisiert, wenngleich etwas länger, als er es sonst in Rangun getragen hatte.
    Sie erkannte den cremefarbigen Seidenanzug wieder, dessen Jacke er über der Schulter trug. »Die Rani ist in den Hafen eingelaufen. Bist du gekommen, um Lebewohl zu sagen? « Sie betete, sie würde nicht so hölzern klingen, wie sieh ihre Zunge anfühlte.
    Er musterte ihre blassen Wangen. Das pastellblau und violett geblümte Musselinkleid stand ihr gut, war aber fad im Vergleich zu den bunten Saris, die sie in Khandahoor getragen hatte. Sie wirkte sehr amerikanisch. »Ich bin gekommen, um einen Vorschlag zu machen.«
    Ihr Mund wurde trocken. »Warum?« krächzte sie abwehrend. »Papa hat doch nicht...«
    Er lächelte schief. »Dein Vater billigt mich nicht. Du brauchst nicht zu fürchten, daß es seine Idee war.« Er schien sich zusammenzunehmen und sprach weiter, als sei ihm sein Text wieder eingefallen. »Ich habe deinem Ruf und deiner Zukunft irreparabel geschadet. Wenngleich der Name eines Mischlings kaum ein Vorteil ist, so bietet er doch ein gewisses Ansehen und Schutz. Ich verfüge nicht mehr über mein früheres Einkommen, aber ich kann es dir recht komfortabel machen.« Sie spürte, daß ihr Gesicht sich anspannte, und Ram, der sich zu wünschen schien, nicht begonnen zu haben, fuhr fort, wobei er den Stock heftig gegen seinen Stiefel schlug: »Wenn du einen getrennten Wohnsitz bevorzugst, werde ich ihn einrichten lassen, wo immer du es willst.«
    Sie fühlte sich, als hätte sie eine offene Tür berührt, die ihr beim Zuschlägen die Hand abtrennte. »Du meinst, wir müssen uns nach der Zeremonie überhaupt nicht mehr sehen?« sagte sie distanziert.
    »Wenn du willst«, erwiderte er kurz, und sein Verhalten wurde aufgrund ihres eisigen Tonfalls härter.
    »Ich lehne Ihren Vorschlag ab, Sir, so rücksichtsvoll er sein mag.«
    Er erbleichte und verbeugte sich abrupt. »Dann leben Sie wohl, Miß Herriott. Ich wünsche Ihnen alles erdenkliche Glück.« Im nächsten Moment sah sie seinen Rücken.
    Kurz darauf tippte Dr. Herriott auf Lysistratas Schulter. Sie blickte langsam von dem Buch auf. »Harley ist gegangen. Er schien in großer Eile zu sein.« Als sie nichts sagte, fragte er scharf: »Habt ihr gestritten?«
    »Ram erlaubt sich selten den Luxus, zu streiten«, erwiderte sie tonlos. »Er hat mir einen Heiratsantrag gemacht.«
    Herriott hob leicht den Kopf. »Und?«
    »Er war sehr anständig.«
    Herriott atmete aus und schlug sich vor die Stirn. »Ich hätte wissen müssen, daß er's verpfuscht. Du hast also abgelehnt?«
    »Natürlich.« Sie legte vorsichtig das Buch ab. »Du solltest dich freuen. Schließlich magst du ihn nicht.«
    »Ich habe nie gesagt, daß ich ihn nicht mag«, knurrte Herriott. »Er könnte jedes Nilkrokodil bezaubern.«
    Da sie nicht wußte, wie sie sein Verhalten bewerten sollte, beugte sie sich zu ihm vor. »Papa, wir haben über die Zukunft nicht gesprochen, aber ich werde bald eine unangenehme Bürde für dich sein. Es ist vielleicht besser, wenn ich fortgehe... vielleicht in eine niederländische Kolonie.«
    Herriott wurde puterrot. »Es genügt dir nicht, den Vater deines Kindes zu kränken. Du kränkst seinen Großvater ebenfalls!« Er sprang auf. »Wofür hältst du Harley? Wofür hältst du mich?«
    »Ihr seid Männer, die zu dem stehen, was sie für ihre Pflicht halten. Ich bin anders. Ich weiß, daß Ram dich um Zustimmung zu seinem Antrag gebeten haben muß. Du hättest ihn nicht ermutigen sollen.« Ihre Stimme wurde unsicher. »Was zwischen Ram und mir geschehen ist, war keine Vergewaltigung, Papa, obwohl er klarmachte, daß er mich nicht liebte und mich nie lieben könne. Dieser Tag am Strand, an dem Triton so interessiert war - schon da hätte Ram mich haben können, wenn er dir hätte Schande bereiten wollen. Ram steht zu seiner Verantwortung, wie unerfreulich sie auch sein mag. Das ist der einzige Grund, warum er mir den Antrag machte. Er liebt mich nicht.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich will dich nicht fesseln und ihn nicht.«
    Er spottete ungeduldig: »Wenn du von Verantwortung redest, solltest du lieber an dein Baby denken. Sein Baby. Mein Baby. Du hast auch an uns zu denken. Ram hat ein Recht zu erfahren, daß er ein Baby hat und ein Mitspracherecht,
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