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Rangun

Rangun

Titel: Rangun
Autoren: Christine Monson
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Leacock selbstgefällig. »Sie hassen ihn, aber sie können nichts gegen ihn unternehmen.«
    »Offiziell«, fügte Dr. Herriott lakonisch hinzu.
    Leacock meinte ernüchtert: »Ja. Je schneller er außer Reichweite ist, desto besser.«
    Aber Rams Genesung konnte nicht beschleunigt werden. In Dr. Herriotts Schlafzimmer schlief er immer unruhiger, und seine Benommenheit schwand. Als er erwachte, hatten er und Lysistrata sich wenig zu sagen. Eine Barriere schien zwischen ihnen zu stehen. Sie bereitete sich auf den Abschied vor und berührte nur einmal sein Gesicht, als er schlief. Und Ram? War er erleichtert, sie bald los zu sein und all das Pech, das sie ihm gebracht hatte? Obwohl sie ihm keinen Vorwurf machen konnte, quälte sie seine höfliche Gleichgültigkeit. Aus vielen Gründen war es am besten, wenn er bald ging.
    Einer davon entging ihrem Vater nicht.
    Eines späten Vormittags wurde ihr beim Hacken im Gemüsegarten übel. Herriott fing sie auf. Als er ihr zur Veranda half, murmelte sie: »Wo warst du? Ich habe dich nicht gesehen ...«
    Er führte sie zu einem Stuhl. »Ist es nicht dumm, unter dieser heißen Sonne Wurzeln zu hacken? Oder versuchst du mehr, als nur Unkraut loszuwerden?«
    Sie war von seinem Ärger überrascht und fand keine Worte, wischte sich dann das feuchte Haar aus der Stirn. »Ich hab' mein Zeitgefühl verloren.«
    »Ich nicht. Du bist jetzt im vierten Monat.«
    Sie holte tief Luft. »Ich dachte nicht, daß man es sehen würde.«
    »Man sieht's auch nicht. Ich höre nur jeden Morgen durch die Wand, wenn du dich übergibst.« Sein Mund wurde schmal. »Weiß Harley das?«
    »Nein.« Sie sah ihn an. »Wirst du es ihm sagen?«
    »Nicht, wenn du's nicht willst.«
    Sie starrte in die wabernde Hitze des Gartens. »Ich will es nicht.«
    Er wollte etwas sagen, ging dann aber wortlos ins Haus.
    Eine Woche später spürte Dr. Herriott eine gewisse Anspannung bei Ram, als er dessen Verband wechselte. Der jüngere Mann, dessen Zustand sich gebessert hatte, lehnte an den Kissen. »Tue ich Ihnen weh?« fragte Herriott kurz, als er die Verbände durchschnitt.
    »Im Gegenteil«, erwiderte Ram, »Sie gehen sehr behutsam mit einem Mann um, den Sie am liebsten gehängt sehen würden.«
    »Falsch, Mr. Harley«, sagte Herriott lakonisch. »Zum Hängen sind Sie zu schade.« Er löste den Verband.
    Ram lachte leise. »Danke, Sir.« Er schaute Herriott seltsam an. »Haben Sie vielleicht eine Pistole zur Hand?«
    »Warum?« fragte der Doktor, während er die Wunde mit Alkohol reinigte.
    Ram atmete wegen des stechenden Desinfektionsmittels scharf ein. »Weil ich einen Vorschlag zu machen habe, den Sie vielleicht mit einer gewissen Endgültigkeit beantworten.«
    Nachdem Herriott gehört hatte, was Ram sagen wollte, während er den frischen Verband anlegte, ging er zu seinem Schreibtisch und öffnete eine Schublade. Ram erstarrte, entspannte sich dann, als Herriott mit einer Schnapsflasche zurückkam. »Sie haben Mumm.« Er nahm einen Schluck aus der Flasche und reichte sie ihm dann. »Mumm beruhigt mich.«
    Ram nahm etwas unsicher die Flasche. Als der Whisky durch seine Kehle rann, hörte er Herriott sagen: »Sie fallen nicht um, Sie geben nicht nach. Ihr Kragen sitzt so eng, daß er nur in einen Sarg paßt.« Er nahm die Flasche wieder. »Sie sind ein verdammt korrekter englischer Gentleman.«
    Ram schaute ihm zu, als er trank. »Sie lehnen meinen Vorschlag ab.«
    Die Flasche tauchte wieder vor seinem Gesicht auf. »Erst wenn wir das bei einer Flasche besprochen haben.« Herriott rief nach Ma Saw.
    »Wenn ich trinke, bin ich noch weniger amüsant, Sir«, warnte Ram ihn kühl.
    »Wollte ich mich amüsieren, hätte ich Triton eingeladen«, schoß Herriott zurück.
    »Wie konntest du nur, Papa?« Lysistrata stieß die Schlafzimmerfenster auf, um den Alkoholgeruch hinauszulassen. Sie starrte auf Ram, der über Kissen zusammengesunken war. »Du hättest ihn umbringen können.«
    Herriott sah sie mit glasigen Augen an. »Du scheinst wisschensaftliche Exmer... Experimente nicht gutzuheißen, Mädchen. Sieh mal«, er zeigte auf Ram, »in der Mitte biegt er sich.«
    Lysistrata erfuhr von Herriott über die Episode nicht mehr und fragte auch Ram nicht danach. Da er an einen Stuhl gefesselt war, konnte er ihr nicht ausweichen. Aber sie wich ihm aus, weil sie in Panik war, daß er ihre Furcht vor seiner Abreise bemerken könne. Eines Morgens, als sie unter dem Banyan las, hatte sie sich dem Problem zu stellen, da es mit Hilfe
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