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Rangun

Rangun

Titel: Rangun
Autoren: Christine Monson
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was aus ihm wird. Wenn du vorher ein wenig an mich gedacht hättest, so tust du das jetzt nicht. Ich will nicht betrogen werden! Nicht wieder. Meine Frau und meine Söhne wurden mir genommen, mein Lebenswerk, mein Land. Jetzt sprichst du von Verschwinden, als seist du eine melodramatische Tragödin und nimmst mir meine letzte Hoffnung und Erfüllung!« Er schüttelte eine Faust. »Ich will das nicht!«
    Lysistrata war bestürzt. So heftig hatte sie ihn noch nie erlebt, ganz davon zu schweigen ihr gegenüber. »Papa«, begann sie zaghaft, »Ram und ich können nie miteinander glücklich werden. Nicht einmal ein Kind...«
    »Quatsch! Wo ist dein Mumm?« Er beugte sich und ergriff ihre Hände. »Du liebst den Mann. Wäre er gestorben, dann hätte dich das um den Verstand gebracht. Willst du jetzt nicht mehr um ihn kämpfen, nur weil er wieder auf den Beinen ist?« Sie versuchte, sich ihm zu entziehen, doch sein Griff wurde fester. »Du sagtest gerade, du hättest sein Bett genossen. Und er ist kein Muttersöhnchen. Wie du weißt, hat er dich entführt. Gute Ehen haben schon schlechter begonnen. Die Sabinerinnen sind Mütter einer Nation geworden.«
    »Papa.« Sie dehnte die Worte, als versuche sie, etwas einem Kind zu erklären: »Ich sagte dir, daß er mich nicht will.«
    »Ist dir je der Gedanke gekommen, daß er sich selbst gegenüber nicht zugibt, daß er dich will?«
    Sie starrte ihn an, als ob ein Sayah behauptete, ein Nat könnte vor ihren Augen die Gestalt wechseln. Hinter Herriott überquerte Harry Armistead im Seemannsgang den Rasen, einen Seesack auf der Schulter.

KAPITEL 19
Besitzerwechsel
    jetzt breitet sich die Erde wie Danae unter den Sternen, und euer ganzes Herz liegt offen vor mir
    ALFRED, LORD TENNYSON
    »Passage nach Shanghai? Warum nicht? Ich nehme Sie nach Papeete mit, wenn Sie wollen.« Ram lehnte an der Heckreling der Rani. Sein weißes indisches Baumwollgewand blähte sich im ablandigen Wind. Obwohl hager durch seine Krankheit, war seine Gefängnisblässe unter einem leichten Sonnenbrand, den er sich am Nachmittag auf dem Deck der Rani geholt hatte, nicht bemerkbar. Trotz der einfachen Kleidung war er so elegant wie früher. Die alte Unbekümmertheit war ebenfalls da, aber mit einer gewissen Härte darin.
    Mit kläglichem Grinsen setzte Harry seinen Seesack aufs Deck. »Papeete kann ich mir nicht mehr leisten, da ich mein Offizierspatent zurückgegeben habe. Außerdem habe ich vom Osten noch nicht genug. Ich will noch etwa ein Jahr hier verbringen. Vielleicht versuch' ich's in Australien, wenn ich ein paar Pfund verdient habe.« Er sah mit seinem offenen Hemd und der abgetragenen Seemannsmütze bereits wie ein sorgloser Wanderer aus.
    »Hat man Sie daheim enteignet?« fragte Ram ruhig.
    »Mehr oder weniger. Der alte Herr hat's schwer genommen, aber er hat was für bockige Pferde übrig. Ich denke, er nimmt mich irgendwann mal wieder auf.«
    »Ein Elefant unter Suffolks Schafen?« lächelte Ram. »In ein paar Jahren passen Sie da nicht mehr rein.«
    »Nein, vielleicht nicht. Ich denke, es ist ohnehin schon zu spät. Ich habe das Blöken verlernt.«
    »Ich hoffe, ich habe nicht zu Ihrer Unzufriedenheit beigetragen.«
    Harry schüttelte den Kopf. »War nicht zu meinem Schaden. Ich hielt das Soldatsein für das Großartigste überhaupt.« Sein Gesicht wirkte plötzlich weniger jung. »Was wir Briten in Birma und hundert anderen Ländern tun, ist nicht großartig.« Er verzog etwas spitzbübisch die Lippen. »Wenn ich mich amüsieren will, muß ich wohl Glücksjäger werden.« Er lachte plötzlich. »Keine Sorge. Im Augenblick kann ich meine Passage bis Shanghai noch zahlen. Nächstes Jahr um diese Zeit steh' ich vielleicht abgebrannt in Brisbane.«
    Ram grinste. »Die Reise kostet nichts. Wären Sie nicht gewesen, lebte ich nicht mehr.«
    »Danke, nein. Wenn ich mir einen Diener leisten kann«, Harry nickte zu einem Kuli, der auf dem Achterdeck hockte. »Ich kann zahlen. Außerdem hatte ich zunächst gar nicht die Absicht, Ihnen zu helfen. Ich nehme an, Lysistrata begleitet Sie auf der Reise nicht.«
    Ein Schatten fiel auf Rams Gesicht. »Ihre Entscheidung, nicht meine.«
    »Oh?« Harrys Augen funkelten. »Haben Sie diesmal ihr die Wahl gelassen? Das ist ein Schritt vorwärts.«
    »Ich habe ihr einen Heiratsantrag gemacht«, erwiderte Ram mit gefährlicher Ruhe. »Sie auch, Harry?«
    »Gott, ich bewundere sie. Aber ohne Einkommen kann ich schwerlich an eine Frau denken, selbst wenn sie so lieblich
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