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Der Drachenwald

Der Drachenwald

Titel: Der Drachenwald
Autoren: Anu Stohner
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|5| Das erste Kapitel,
in dem Robert erst noch Slalom um Frau Roses Olivenbäumchenkübel fährt (Klar geht das nicht gut!)
    Mein Freund Robert hat jetzt ein Zauberschwert. Sein Onkel hat es ihm geschenkt. Roberts Onkel heißt auch Robert, und Robert (mein Freund jetzt) sagt, es ist der beste Onkel der Welt. Er hat Robert auch sein klasse Mountainbike geschenkt und das superschnelle Skateboard, mit dem er neulich in den Obststand vom netten Herrn Özdemir gebrettert ist. Meine Mutter sagt immer, sie ist nur froh, dass
ich
keinen solchen Onkel habe, und wie man ausgerechnet Robert solche Sachen schenken kann, ist ihr schleierhaft. Robert passiert nämlich dauernd was. Egal was er macht, es geht meistens was schief. Warum, weiß ich auch nicht. Und Robert schon gar nicht. Der wundert sich nur jedes Mal, dass ausgerechnet ihm was schiefgeht, und dann vergisst er’s wieder. Bis zum nächsten Mal.
    Gestern zum Beispiel, als wir mit den Fahrrädern unterwegs waren, wollte er mit dem Mountainbike Slalom um die Olivenbäumchenkübel |6| vor Frau Roses Blumenladen fahren. Ich hab noch gesagt, er soll’s lieber lassen, wir könnten ja auch bei ihm oder mir zu Hause vor der Garage eine Slalomstrecke bauen, aber er wollte unbedingt.
    »Kann ja nix passieren«, hat er gesagt, und bis zum vorletzten Kübel ist auch alles gut gegangen. Den hat er ein bisschen gestreift. Und in den letzten ist er dann voll reingefahren. Zum Glück ist ihm selber nichts passiert (logisch: wir tragen Helme), nur seine Hände waren ein bisschen aufgeschürft, von der Landung. Die Olivenbäumchen waren auch noch heil, außer dem letzten, da war ein Ästchen geknickt. Und das Vorderrad vom Mountainbike hat geeiert, das konnte man gut sehen, weil es sich noch weitergedreht hat, als Robert sich schon wieder aufgerappelt hatte.
    Und dann kam Frau Rose aus dem Laden. Die hat uns sowieso auf dem Kieker, weil Robert mal in zwei von ihren Tulpeneimern seine neuen Gummistiefel getestet hat. Ich hatte noch gesagt, dass er die Tulpen vorher rausnehmen soll, aber da stand er schon drinnen. Wenn Robert eine Idee hat, ist er der schnellste Mensch, den ich kenne. Wegen den Tulpen damals war Frau Rose schon sauer gewesen, aber jetzt war sie obersauer. |7| Olivenbäumchen sind nämlich noch teurer als Tulpen.
    »Das kostet, Freundchen!«, sagte sie und schnappte sich Roberts Mountainbike.
    »Ach was«, sagte Robert, »das bisschen reparier ich selber.«
    Aber so hatte es Frau Rose nicht gemeint.
    »Du reparierst erst mal gar nichts, Freundchen«, sagte sie. »Du gehst schön zu Fuß nach Hause und richtest deiner Mutter aus, dass sie gerade ein Olivenbäumchen gekauft hat. Macht neunundzwanzig Euro achtzig.«

    |8| »Und mein Rad?«, fragte Robert.
    »Kriegt sie umsonst dazu«, sagte Frau Rose und verschwand mit Roberts klasse Mountainbike in ihrem Laden. Das Olivenbäumchen mit dem geknickten Ast ließ sie einfach liegen. Das hab
ich
dann wieder aufgestellt, und Robert ist einmal drum herumspaziert und hat es sich angeschaut.
    »Das wird ihr gefallen«, sagte er.
    Und das stimmte sogar. Sie hätte sich schon immer ein Olivenbäumchen auf der Terrasse gewünscht, sagte Roberts Mutter, als wir nach Hause kamen und er ihr ausrichtete, was Frau Rose gesagt hatte. Es sei ihr nur immer zu teuer gewesen, und dass Robert es nach und nach von seinem Taschengeld abbezahlen könnte, auf die Idee wäre sie von allein nie gekommen.
    Das Vorderrad konnte Robert dann doch nicht selber reparieren, aber sein Vater. Roberts Vater kann so was richtig gut. Warum wir nicht eine Slalomstrecke vor ihrer oder unserer Garage gebaut hätten, fragte er mich, während er das eierige Vorderrad in den Schraubstock in seinem Werkzeugschuppen spannte. Ich wollte es ihm erklären, aber Robert kam mir zuvor.
    »Woher hätten wir denn die Olivenbäumchen nehmen sollen?«, fragte er.
    |9| »Auch wieder wahr«, sagte sein Vater.
    Und soll ich euch was sagen: Da kam mir plötzlich der Gedanke, ob Roberts Problem, dass er Probleme nicht kommen sieht, vielleicht was mit seinem Vater zu tun hat. Dass er’s von ihm geerbt hat und gar nichts dafürkann. (Sein Onkel Robert ist übrigens der Bruder seines Vaters, das passt auch.)
    So ist das mit Robert, jetzt wisst ihr Bescheid. Und seit Neuestem hat er also dieses Zauberschwert. Es hat wahrscheinlich mal einem englischen Ritter gehört und heißt »Whirlwind«. So steht es in die Blutrinne eingraviert. (Ihr wisst, was das Grausliges ist, stimmt’s?) Auf
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