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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
Autoren: Michael Linnemann
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knapp sechzig Meter von Noras Haus entfernt stand. Es lag an einer Nebenstraße, die lediglich bis zu diesem Gebäude führte und an der sich auch Noras Haus befand.
    Mit seiner rechten Pranke deutete der Kriminaltechniker auf einen zierlichen Mann, der wenige Meter vor ihnen auf dem Acker stand: Dirk Schubert, der 52-jährige Leiter der SpuSi , hatte seine Hände in den Hosentaschen seiner Jeans vergraben, den Kragen seines roten Poloshirts aufgestellt und seine Haare mit viel Spray zu einer Igelfrisur aufgerichtet. Da Nora an seinen Füßen auch noch moderne Turnschuhe entdeckte, gewann sie den Eindruck, dass er auf zwanghafte Weise versuchte, seine Jugendzeit zurückzuerlangen. Offensichtlich hatte ihn eine Midlife-Crisis vollkommen im Griff.
    Der 52-Jährige ließ seinen Blick derzeit über das Gelände schweifen. Als er die Kommissare durch einen Seitenblick erspähte, winkte er sie zu sich. Nora und Tommy kamen seinem Wink nach. Sie betraten einen Trampelpfad, der neben den Fußspuren eingerichtet war, und gingen auf ihn zu.
    „Das ist eine schöne Scheiße, die Ihnen da passiert ist“, begrüßte er Nora taktlos. „Das Ganze tut mir wirklich aufrichtig leid. Falls ich irgendetwas für Sie -“
    „Könnten wir direkt zum Thema kommen?“, unterbrach Nora ihn höflich aber bestimmt. Denn wenn es eine Sache gab, die sie partout nicht leiden konnte, dann war es geheucheltes Mitgefühl. Und da sie Dirk Schubert gut genug kannte, um genau zu wissen, dass ihm jede andere Person außer er selbst egal war, konnte sie auf sein aufgesetztes Mitleid problemlos verzichten.
    „Selbstverständlich können wir das“, stieß Schubert aus, wandte sich demonstrativ von ihr ab und kniete sich auf den Boden. Nachdem auch die Ermittler in die Hocke gegangen waren, begann er: „Vor uns haben wir zwei aussagekräftige Spuren. Diese Fußspur hier stammt zweifellos vom Opfer.“ Er zeigte auf die Fährte mit den kleineren Fußabdrücken, die dreißig Zentimeter neben der anderen Spur verlief.
    „Da das Mädchen barfuß gerannt ist, können Sie deutlich die Zehenabdrücke erkennen. Die Fremde ist auf direktem Weg zu Frau Feldts Haus gelaufen.“
    „Kein Wunder“, warf Tommy ein. „Immerhin ist Noras Grundstück das nächstliegende und somit der schnellste Weg zur Rettung gewesen.“
    Nora senkte ihren Blick. Zur Rettung, die ich ihr nicht bieten konnte .
    „Zur vermeintlichen Rettung“, rammte Schubert ihr den Pflock des Gewissens mit Genugtuung noch tiefer ins Herz. Als er jedoch Tommys mahnenden Blick sah, fuhr er fort: „Wie dem auch sei. Die zweite Spur besteht aus Schuh abdrücken der Größe 45. Der Täter hat aber offenkundig versucht, uns mit dieser Größe in die Irre zu leiten. Er trug nämlich größere Schuhe als er Füße hat. Das lässt sich daran erkennen, dass der Abdruck im hinteren Bereich des Schuhs viel tiefer ist als an der Fußspitze. Leider kann ich die genaue Schuhgröße des Gesuchten nicht bestimmen. Ich schätze aber, dass er entweder Größe 42 oder Größe 43 trägt.“
    „Wie steht es mit der Sohle? Können Sie mithilfe des Profils auf eine bestimmte Marke schließen?“
    „Keine Chance. Das Profil ist ausnahmslos flach. Es deutet auf einen gewöhnlichen Herrenschuh hin. Ich fürchte, dieser Ansatz wird keine große Hilfe bei der Identifizierung des Täters sein.“ Er strich sich mit der Hand über seine stachelige Frisur. Dabei flötete er: „Aber lassen Sie mich nun zum ungewöhnlichen Teil dieses Falles kommen.“
    Schubert richtete sich auf und klopfte den Dreck von seiner Hose. Anschließend deutete er den Kommissaren an, ihm zu folgen. Er führte sie fünfzehn Meter Richtung Süden, bis er abrupt stehen blieb und sich die Nase rieb. „Ich weiß beim besten Willen nicht, was ichhiervon halten soll“, näselte er, wobei er vor sich auf den Boden zeigte.
    Tommy kniete sich hin und warf einen Blick auf die Spuren. „Sind das etwa Handabdrücke?“
    „Sie haben es erfasst. Von der Größe her passen sie zum Opfer. Deshalb vermute ich, dass das Mädchen an dieser Stelle gestürzt ist und sich mit den Händen abgestützt hat.“
    „Aber was ist daran so ungewöhnlich?“, wollte Nora wissen. „Sie ist auf ihrer Flucht gestolpert, hat sich abgestützt, sich wieder aufgerappelt und …“ Sie stockte. „Das kann doch nicht sein!“
    „Anscheinend haben Sie den befremdlichen Aspekt dieser Verfolgung erkannt“, krächzte Schubert. Er verschränkte die Arme vor der Brust und ahnte:
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