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Die Tränen der Justitia (German Edition)

Die Tränen der Justitia (German Edition)

Titel: Die Tränen der Justitia (German Edition)
Autoren: Anne Gold
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1. Kapitel
    «Wenn ich das Schwein erwische, dann vergeht ihm das Lachen!»
    «Hallo Nadine. Schon zurück? Du wolltest doch die ganze Woche in Bern bleiben.»
    «Irgend so ein Idiot hat mir die Tür auf der Beifahrerseite zerkratzt. Ich weiss nur nicht, ob hier oder in Bern.»
    «Das wird einer dieser Autohasser gewesen sein. Davon laufen genügend herum. Und deine Luxuskarosse reizt sie besonders, ganz nach dem Motto: Auf, auf ihr Brüder und Schwestern, setzt ein ökologisches Zeichen, zerkratzt alle Bonzenschlitten der Welt.»
    «Na prima. Ich kann wie immer auf dein Verständnis und dein Mitgefühl zählen!»
    «Hm. Du hast mir noch nicht gesagt, warum du schon wieder hier bist. Und wieso kommst du noch am Nachmittag ins Büro? Morgen früh hätte doch gereicht.»
    «Darauf komme ich gleich. Ich muss nur noch schnell bei der Versicherung anrufen. Vielleicht bezahlen die den Schaden.»
    «Wohl kaum.»
    Fünf Minuten später stand Nadine Kupfer, die Assistentin von Kommissär Francesco Ferrari, wieder im Türrahmen. Ihre Laune schien sich nicht gebessert zu haben. Im Gegenteil. Instinktiv zog Ferrari den Kopf ein.
    «Der Trottel lachte mich nur aus. Verdammter Mist. Und jetzt zu dir.»
    «Zu mir?»
    «Du bist schon zurück, Nadine?», äffte sie ihren Chef nach. «Deine scheinheiligen Sprüche kannst du dir sparen.»
    «Also bitte …»
    «Das Buschtelefon funktioniert noch immer bestens, wie ich erfahren durfte. Paps und du, ihr seid zwei hinterhältige, alte Waschweiber.»
    Ferrari warf einen Blick auf sein vibrierendes Handy. So ein Mist! Auf dem Display leuchtete die Telefonnummer von Nationalrat Kupfer auf.
    «Ich habe mich so auf meine Ferien gefreut und wollte mit Paps einige schöne Tage verbringen. Und was höre ich die ganze Zeit? ‹Dieser Noldi ist doch ein anständiger Kerl.› ‹Willst du Noldi nicht noch eine Chance geben?› Noldi, Noldi und nochmals Noldi. Und weshalb schwärmt er von der Trantüte? Wieso wohl? Weil er von seinem Maulwurf entsprechend informiert wurde. Dem Spion, meinem Partner, den ich für meinen Freund hielt.»
    «Also, so war es nun wirklich nicht.»
    «So? Wie denn?»
    «Ich sprach per Zufall mit deinem Vater und …»
    «Zufälligerweise?»
    «Na ja, er rief mich an, wollte wissen, wie es dir geht. Da ist mir rausgerutscht, dass das mit Noldi wohl doch nichts wird. Aber eine Trantüte ist er nicht», brummte der Kommissär.
    «Was es doch für Zufälle gibt. Und dann hast du ihm so nebenbei und natürlich auch rein zufällig gesagt, dass ich jetzt mit Yvo, der ja mein Vater sein könnte, ein Verhältnis habe. Stimmts?»
    «Das war vielleicht etwas voreilig von mir. Wie sagt man so schön, ich bin ein wenig übers Ziel hinausgeschossen. Obwohl – in der Sache habe ich recht, der ist wirklich nichts für dich. Yvo ist nämlich genauso alt wie ich.»
    «Du und mein Paps entscheiden also, mit wem ich ins Bett steige?»
    «Nein, natürlich nicht. Das hast du vollkommen in den falschen Hals bekommen. Wir meinen es ja nur gut.»
    «Zwei alte frustrierte Männer schreiben mir vor, wie ich leben soll. Soweit kommts noch.»
    «Pst! Schrei nicht so. Man hört dich im ganzen Kommissariat.»
    «Und wenn schon! Damit es ein für alle Mal klar ist, du hältst dich aus meinem Privatleben raus und mein Paps auch. Eure Meinungen und eure guten Ratschläge sind absolut nicht gefragt. Es ist meine Sache, mit wem ich zusammen bin. Es ist MEIN Leben. Verstanden?»
    Ferrari verzog das Gesicht.
    «Jetzt ist aber gut. Ich habe es begriffen.»
    «Das bezweifle ich.»
    Ferrari schielte wieder auf sein Handy. So unauffällig wie nur irgend möglich versuchte er es in die Jackentasche zu stecken, doch Nadine war schneller.
    «Du brauchst nicht mehr anzurufen, Paps. Ich bin schon hier und im Übrigen noch nicht mit ihm fertig. Ihr könnt euch ja später bei einem Glas Wein ausheulen. Ciao Paps.» Nadine schob Ferrari das Handy über den Tisch. «Noch ein Mal, Francesco, nur noch ein einziges Mal und ich mache euch zwei zur Schnecke. Das ist keine Drohung, sondern ein Versprechen.»
    Ihr Ausflug nach Bern schien nicht gerade unter einem guten Stern gestanden zu haben. Der Kommissär zog es vor zu schweigen.
    «Was schaust du eigentlich die ganze Zeit auf deinen PC?», nahm Nadine das Gespräch wieder auf.
    «Wie … das mach ich doch gar nicht.»
    Nadine drehte den Bildschirm blitzschnell zu sich.
    «Schau, schau, der Herr Kommissär wettet während der Arbeitszeit. Nicht genug damit, dass er zwei Mal
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