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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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seine beiden neuen
Schiffe zu begutachten; das konnte warten.
    Das imponierende Bauwerk aus rotem
Backstein stand auf einem der zahlreichen Hügel um Seattle, mit Ausblick auf
das Meer. Heller Sonnenschein durchflutete die großzügig angelegten,
geräumigen Zimmer, und die Vorstellung, daß Annie in dieser herrlichen Umgebung
aufwachsen würde, machte Patrick glücklich. Und da sie die Tochter ihrer Mutter
war, stand zu erwarten, daß sie das Treppengeländer hinabrutschen und auf
bestrumpften Füßen auf dem Parkett Schlittschuhlaufen üben würde ...
    Cochrans Stimme schreckte Patrick
aus seinen Gedanken auf. Er war überzeugt gewesen, allein zu sein. »Nun, was
hat sie gesagt?« fragte sein alter Freund herausfordernd. »Hat sie sich
bereiterklärt, deine schöne Charlotte, hier auf dich zu warten und dich in
ihrem Herzen und in ihrem Bett willkommen zu heißen, wann immer du den Wunsch
verspürst, dich von deinen Reisen auszuruhen?«
    Jäher Zorn erfaßte Patrick. Cochran
war sein ältester und bester Freund und verfügte über das Talent, auf direktem
Wege und ohne Umschweife dorthin vorzudringen, wo es am meisten schmerzte.
    Langsam drehte Patrick sich zu
seinem ersten Maat um.
    »Nein«, entgegnete er kalt.
»Charlotte hat mir gesagt, daß ich zum Teufel gehen kann. Sie behauptet, daß
sie ohne mich hier niemals leben wird.«
    »Und?«
    Patrick seufzte. »Und ich konnte ihr
nicht versprechen, bei ihr zu sein. Wir befinden uns in einer Sackgasse, Charlotte
und ich.«
    Cochrans sonst so gutmütiges Gesicht
verhärtete sich vor Ungeduld und vor Verachtung. »Lieber Himmel, Mann, es
erstaunt mich immer wieder, was für ein Narr du bist! Du bist doch gar nicht
richtig lebendig ohne Charlotte, und das weißt du selbst am allerbesten!«
    Patrick trat an eins der hohen, mit
Rundbögen versehenen Fenster, das vom Parkettboden bis an die reich verzierte
Zimmerdecke aus weißem Stuck reichte. Der Hafen schimmerte im Sonnenlicht und
quoll über von Schiffen. »Sie ist hier, in der Nähe ihres Vaters, sicher. Und
Annie auch.«
    »Du hast Angst, mein Freund«,
murmelte Cochran, und es klang
so betroffen, als hätte er gerade eine erstaunliche Entdeckung gemacht.
»Während unserer ganzen langen Verbindung habe ich, dich immer für einen
tapferen Mann gehalten, für den geborenen Führer, der mit Recht den Titel Captain trägt. Aber jetzt erkenne ich meinen Irrtum und sehe, daß du nichts als ein
Feigling bist.«
    »Ach, verdammt, Cochran I« stieß
Patrick wütend hervor. »Ich habe guten Grund für meine Angst — bei mehr als
einer Gelegenheit wäre Charlotte beinahe umgekommen, weil sie mich
liebte! Und jetzt habe ich auch noch Annie zu bedenken.«
    Cochran war so zornig, daß er kein
Verständnis für Patrick mehr aufbrachte. »Ich hätte nie gedacht, daß ich es
einmal sagen würde, aber sie sind ohne dich beide viel besser dran! Eine so
wunderbare Frau wie Charlotte braucht einen Mann an ihrer Seite, keinen
winselnden Welpen, der vor jedem wirklichen Risiko den Schwanz einzieht!«
    »Raus!« brüllte Patrick und deutete
wild gestikulierend auf die breite Doppeltür, die in die Eingangshalle führte.
Seine Stimme schallte durch den leeren Raum.
    »Mit Vergnügen«, entgegnete Cochran,
und die kalte Endgültigkeit in seinem Ton verletzte Patrick fast noch mehr als
seine Worte. »Du wirst diese beiden schönen neuen Schiffe ohne mich segeln, Captain Trevarren. Von einem feigen Hund wie dir nehme ich keine Befehle mehr
entgegen.«
    Patrick schloß die Augen angesichts
seines Schmerzes, denn der Verlust seines besten Freundes war ein grausamer
Schlag für ihn. Fast hätte er Cochran angefleht, zu bleiben und ihn zu verstehen,
doch sein Stolz ließ keine solche Geste zu.
    Er erschrak, als er die Haustür
zuschlagen hörte, weil auch dieser Ton so entsetzlich endgültig klang. Doch
nach einer Weile beruhigte er sich und ging hinaus, um sich das Grundstück
anzusehen.
    Hier, da würde einmal ein Garten
entstehen — dort konnte ein marmorner Springbrunnen aufgestellt werden. Und
irgendwie im hinteren Teil des Gartens würde er einen flachen Teich anlegen
lassen, mit Goldfischen für seine Tochter Annie.
    Träume, schalt Patrick sich gereizt.
Nichts als Schall und Rauch. Charlotte würde nie in diesem Hause leben, nie
würde ihre Tochter lachend und vergnügt durch duftende, farbenfrohe Gärten
laufen. Er schaute zu den bleiverglasten Fenstern im ersten Stock auf, hinter
denen sich das große eheliche Schlafzimmer befand,
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