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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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Gefühle
gleichzeitig zu empfinden, ohne ihren Verstand darüber zu verlieren. Denn
obwohl sie einen schrecklichen Zorn auf Patrick empfand und maßlos enttäuscht
von ihm war, liebte sie ihn und betete ihn an, mit einer Intensität, die ihr so
geheimnisvoll und unergründlich erschien wie der Himmel selbst.
    »Bleib«, wisperte sie, schob
sehnsüchtig ihre Hände unter sein dichtes Haar und zog seinen Kopf zu sich
herab, bis ihre Lippen sich berührten und ein Kuß begann, der in seiner ungestümen
Leidenschaft schon fast einer stummen Auseinandersetzung glich.
    Auch ihre Umarmungen waren anders in
dieser Nacht. Im allgemeinen waren Lachen und gegenseitiges Necken ein fester
Bestandteil ihres Liebesspieles, die Ouvertüre sozusagen, bis das Verlangen so
übermächtig wurde, daß ihnen kein Atem mehr zum Sprechen blieb.
    In dieser Nacht hingegen wurde kaum
ein Wort gewechselt zwischen ihnen: Erfüllung bedeutete plötzlich Qual, aus
Liebe wurde Kampf.
    Auf der Höhe ihrer erotischen
Auseinandersetzung lernten Patrick und Charlotte ungeahnte Stufen sinnlichen
Begehrens kennen, die nur eins gemeinsam hatten — ihre schon fast unerträgliche
Intensität. Doch kaum hatten Patrick und Charlotte sich erschöpft voneinander
gelöst, verspürten sie schon wieder das Bedürfnis, sich miteinander zu
vereinigen, als hätte der Liebesakt nie stattgefunden und sie keinerlei
Ekstase und keine Erfüllung erfahren.
    Irgendwann jedoch war ihre Kraft
erschöpft. Charlotte, die in Patricks Armen unzählige Reisen zu den Sternen
angetreten hatte, fühlte sich einsamer und hoffnungsloser als je zuvor. Sie
weinte, bis ein gnädiger Schlaf ihr das Bewußtsein raubte.
    Nach einer hastigen Verabschiedung
am nächsten Morgen, in deren Verlauf Patrick sich nicht einmal sehen ließ,
wurden Jayne, Gideon, Charlotte und Mr. Cochran in einem langgestreckten,
schnellen Ruderboot zu der Victoriana hinausgefahren. Ihr Gepäck war
schon während der Nacht verladen worden.
    Mit tränenfeuchten Augen schaute
Charlotte zur Insel zurück. Sie vermochte einfach noch nicht zu glauben, daß
ihr großes Abenteuer nun schon zu Ende sein sollte und Patrick grausam genug,
um sich nicht einmal von ihr zu verabschieden...
    Gideon, der ihre Gedanken erriet,
nahm ihre Hand und streichelte sie tröstend.
    Den Rest des Morgens nahm Charlotte
nur sehr verschwommen wahr und wie in Trance. Captain Trent, der als Kapitän
des Schiffs die nötige Autorität dazu besaß, erklärte Gideon und Jayne nach
einer hastig arrangierten Zeremonie zu Mann und Frau. Dann wurden die Segel
gehißt, und die Victoriana setzte sich in Bewegung. In einem anmutigen
Bogen schwenkte sie aus der Bucht und glitt auf das offene Meer zu.
    Charlotte stand an der Reling und
schaute zu, wie die zauberhafte Insel langsam ihrer Sicht entschwand —
zusammen mit ihren Träumen.

Dreiundzwanzig
    April 1878<
    Quade's Harbor Staat Washington
    Millicent Quade-Bradley war nicht
abergläubisch, aber wenn sie ihre Schwester Charlotte, der die Schwangerschaft
inzwischen deutlich anzusehen war, ihrem täglichen Leben nachgehen sah,
glaubte sie manchmaldas entfernte Heulen der Todesfee zu
vernehmen.
    »Charlotte stirbt«, sagte Millicent
eines schönen Frühlingsmorgens zu ihrem Mann Lucas, als sie auf der Veranda
ihres Hauses, das der Presbyterianischen Kirche gegenüberlag, den Tee
einnahmen.
    Der Pastor, ein gutaussehender Mann
mit markanten Zügen, hellblondem Haar und der ruhigen Ausstrahlung eines Menschen,
der im Glauben seine Sicherheit gefunden hat, setzte seine Tasse ab und schaute
zum Hafen hinüber. Millicent folgte der Richtung seines Blicks, und ihr wurde
ein bißchen leichter ums Herz beim vertrauten Anblick des stahlblauen Wassers,
der schneebedeckten Berge und endlos grünen Wälder, die es säumten.
    »Du mußt Vertrauen haben, Liebling«,
antwortete Lucas, nahm ihre Hand und drückte sie. Und Millicent war dankbar —
ach so dankbar — für die beständige, unerschütterliche Liebe ihres Mannes.
    Auch Charlotte hätte einen solchen Mann verdient, dachte,
Millicent ärgerlich. Es war einfach nicht gerecht, daß eine so wunderbare Frau
wie sie eines draufgängerischen Abenteurers wegen derart leiden sollte. Papa
und Onkel Devon hatten schon erregte Debatten geführt über die Frage, wem das
Privileg zustand, Patrick Trevarren öffentlich auszupeitschen, falls er es je
wagen sollte, in Quade's Harbor aufzutauchen. Und Millicent, sonst eher ein
friedfertiger Mensch, hoffte inständig, daß einer
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