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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt
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Besuch
bei seiner Frau hatte er sich bisher nicht herabgelassen, ihr nicht einmal
einen einzigen Brief geschrieben.
    »Ich habe früher auch gedacht, es
bestünde ein ganz besonderes Band der Liebe zwischen uns«, sagte sie kläglich.
Es war kein einziger Tag vergangen seit ihrer Abreise von der Insel, an dem sie
sich nicht schmerzlichst zu Patrick zurückgesehnt hätte.
    Während der ganzen langen Seereise
nach Sydney hatte sie immer noch darauf gehofft, daß er ihr nacheilen würde,
irgendwie — die Victoriana war sicher nicht das einzige Schiff geblieben,
das an der Insel angelegt hatte. Doch Patrick war nie erschienen.
    Nach ihrer Ankunft in Australien
waren Jayne und Gideon sogleich zu ihrer Reise ins Landesinnere aufgebrochen,
und Charlotte und Mr. Cochran hatten, nach einigen Ruhetagen, gemeinsam
Theateraufführungen besucht und die ländliche Umgebung der Stadt erforscht.
Raheem, der Pirat, war nach England gebracht worden, um dort vor Gericht
gestellt zu werden.
    Lange hatte Charlotte es in Sydney
jedoch nicht ausgehalten und als sie ihre Rastlosigkeit nicht mehr ertrug,
Captain Trent von der Victoriana gebeten, ihr ein Schiff für die
Weiterreise nach San Francisco zu empfehlen. Dort hatte sie sich von Mr.
Cochran getrennt und war, wieder auf einem anderen Schiff, nach Seattle
weitergefahren, wo ihr Vater, Lydia und Millie sie schon erwartet hatten.
    An jenem Tag, vor so vielen Wochen,
hatte sie sich in Brighams starke Arme geworfen und geschluchzt vor Bitterkeit
und Qual, doch ein Teil von ihr hatte sich trotz allem noch den Glauben bewahrt,
daß Patrick es nicht ewig aushalten würde, von ihr getrennt zu sein. Er würde
das Abenteuer ihres Zusammenlebens ebenso sehr vermissen wie sie selbst ...
    Lydias Blick verriet Sorge, aber
kein Mitleid. »Du bist eine Quade, Charlotte, und dazu erzogen worden, stark zu
sein. Doch wenn ich dich jetzt anschaue, sehe ich eine Frau, die aufgegeben
hat. Dein Vater und ich sind schrecklich besorgt um dich.«
    Charlotte versteifte sich in ihrem
Sessel, doch bevor sie etwas erwidern konnte, zog ihr Bauch sich ganz plötzlich
heftig und schmerzhaft zusammen. Im Hafen ertönte das Tuten des Postboots, ein
klingender Beweis dafür, daß nichts die Routine des Alltags unterbrechen
konnte.
    Lydia, die während des Aufstands der
Südstaaten als Krankenschwester in Armeelazaretten gedient hatte und jahrelang
Dr. McCauleys Assistentin gewesen war, überdachte kurz die Lage und handelte
dann ohne Panik.
    »Die Zeit ist da, nicht wahr?«
fragte sie sanft und half Charlotte beim Aufstehen.
    Charlotte stöhnte; ihre Augenbrauen
und ihre Oberlippe waren feucht vor Schmerz, ihre Hüften fühlten sich an, als
würden sie gewaltsam auseinandergezerrt. Patrick, schrie sie tief in
ihrem innersten und glaubte einen flüchtigen Moment lang, einen Antwortschrei
von ihm zu hören.
    Aber dann erkannte sie, daß es nur
die Sirene des Postboots war.
    Brigham Quade erkannte den breitschultrigen
jungen Mann, kaum daß er ihm die Tür geöffnet hatte, und wären die Umstände
anders gewesen, hätte er ausgeholt und ihn niedergeschlagen.
    Trevarren nickte grüßend und schob
sich an Brigham vorbei in die kühle, schattige Eingangshalle. »Wo ist sie?«
fragte er schroff. »Wo ist Charlotte?«
    In genau diesem Augenblick erklang
ein schriller Schmerzenschrei aus dem ersten Stock.
    »Oben«, antwortete Brigham kalt.
»Sie bringt gerade Ihr Kind zur Welt.«
    Trevarren erblaßte und ließ seine
elegante Reisetasche fallen, und Brigham dachte — irgendwo in einem ruhigeren
Teil seines Bewußtseins — daß vielleicht doch noch Hoffnung für diesen
verantwortungslosen jungen Mann bestand. Möglicherweise verfügte Trevarren ja
doch über eine Spur von Anstand.
    »Wo?« fragte Patrick scharf.
    »Erste Tür rechts«, beantwortete
Brigham die Frage, wenn auch nicht ohne Grollen. Ein zweiter, noch gellender
Schrei ertönte, als Trevarren die Treppe hinaufstürzte, und Brigham zuckte
heftig zusammen. Es war schon schlimm genug für ihn gewesen, hilflos
dabeizustehen, als Lydia ihre fünf strammen Söhne gebar, doch seine älteste
Tochter nun auch auf die gleiche Weise leiden zu hören, ging fast über seine Kräfte.
    Und dennoch lächelte Brigham, als er
den Blick auf die Zimmerdecke richtete und Trevarrens Reaktion auf die
Neuigkeit von seiner unmittelbar bevorstehenden Vaterschaft bedachte. Der Mann
hatte ausgesehen, als ob er jeden Augenblick in Ohnmacht fiele, doch dann hatte
er sich zusammengerissen und war
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